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Ein Nationalist aus Opportunismus und spätberufene Kriegsgegner der ersten Stunde

  • Chapter
Deutsche Exilliteratur 1933–1950
  • 109 Accesses

Zusammenfassung

Ganz sachte zersetzte die Wirklichkeit des Krieges die nationale unio mystica des Anfangs. Im dritten Kriegsjahr zeigte sie Risse, und das vierte sprengte sie auseinander. Nunmehr war die deutsche Kultur wirklich gespalten. Die trotzigen Realitätsleugner auf der Rechten interessieren hier nicht. Uns gehen die an, denen die einst höchsten Tugenden, Nationalismus und Bellizismus nunmehr als Irrtümer galten, wenn nicht als Schande. Nicht jeder von ihnen hatte nach dem November 1918 die Kraft, auch persönlich zu dieser Vergangenheit zu stehen. Manche sahen in ihr einen Sündenfall, den vergessen zu machen sie sich beeilten. Wie bei jedem politischen Umschwung, standen Weißwäscherei und Schönfärberei auf der Tagesordnung. Auf solche Retuschen ist oft beträchtliche Mühe gewendet worden. An die Stelle der Tatsachen traten Legenden, und mitunter bestimmen sie das Bild der jeweiligen Personen noch heute.

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Quellen und Anmerkungen

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Walter, HA. (2003). Ein Nationalist aus Opportunismus und spätberufene Kriegsgegner der ersten Stunde. In: Deutsche Exilliteratur 1933–1950. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03183-9_8

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