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Texte zur Rezeptionsgeschichte

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„Das Kind in meinem Leib“
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Zusammenfassung

Der humane Zug, die wohlwollende Fürsorge für das Individuum, die in der Wirtschafts- und Wohlfahrts-, ja sogar in der Steuerpolitik des aufgeklärten Despotismus im weimarischen Staate als beherrschende Eigentümlichkeit deutlich geworden sind, prägen auch der kleinstaatlichen Rechtspflege des ausgehenden 18. Jahrhunderts ihren Stempel auf. Nicht als ob die Rechtspflege hier jemals grundsätzlich vernachlässigt worden wäre. Vielmehr haben die deutschen Territorialfürsten in der „lieben Justiz“ immer den Schwerpunkt ihres Amtes so sehr gesehen, daß regieren und rechtsprechen geradezu gleichbedeutend geworden sind; auch in Weimar war die vornehmste Aufgabe des Regierungskollegiums die Rechtsprechung, und recht im Gegensatz zum preußischen Absolutismus, der die hellen Köpfe für die den Machtzwecken des Staates dienenden Verwaltungsbehörden beanspruchte und der Justiz nur die dummen Teufel überlassen wollte, hatte in Weimar die Regierungslaufbahn stets die größte Anziehungskraft ausgeübt und die besten Aussichten geboten; auch im Rang und in der Besoldung waren die Regierungsmitglieder vor den andern Kollegien bevorzugt. In der Rechtsprechung wurde der Gedanke der fürstlichen Verantwortung vor Gott am lebendigsten empfunden. Darum blieb auch, obwohl die Erledigung der Prozesse längst der Regierung über- tragen war, das oberstrichterliche Amt des Landesherrn dauernd in Kraft und wirkte sich nicht allein in dem auch dem heutigen Staate unentbehrlichen Recht der Begnadigung, sondern auch in dem Recht der Strafverschärfung aus; überhaupt war das Recht des Landesherrn, in die Rechtspflege, selbst in die Zivilgerichtsbarkeit einzugreifen, so gut wie unbeschränkt; und wenn es gewissenlos gehandhabt wurde, konnte es auch in der zweiten Hälfte des 18.

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Notizen

  1. Die erfolgreichste Schrift ist die von E. v. Globig und G. Huster: Abhandlung von der Criminalgesetzgebung, Zürich 1783.

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  2. Albert Bielschowsky, Goethe. Sein Leben und seine Werke. Neubearbeitung von Walther Linden, Band 1. 1928, S. 312.

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Volker Wahl

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Wahl, V. (2004). Texte zur Rezeptionsgeschichte. In: Wahl, V. (eds) „Das Kind in meinem Leib“. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02945-4_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02945-4_4

  • Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-7400-1213-7

  • Online ISBN: 978-3-476-02945-4

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