Zusammenfassung
Über Intellektuelle ist, obwohl der Begriff so alt ja noch nicht ist — so alt wie die Dreyfuss-Affäre nämlich —, reichlich nachgedacht worden. Im 20. Jahrhundert hat sich in Deutschland, aber auch insbesondere in Frankreich eine Intellektuellenkritik etabliert. Von Hugo Balls »Kritik an der deutschen Intelligenz« (1919) und dem von Julien Benda reklamierten Verrat der Intellektuellen, über die von Helmut Schelsky festgestellte Priesterherrschaft und dem von Kurt Sontheimer konstatierten Elend der Intellektuellen bis hin zu dem von François Lyotard für sie errichteten Grabmal finden wir eine kritische Auseinandersetzung mit der von Intellektuellen ausgeübten Rolle.
Für Hinweise und Anregungen danke ich PD Dr. Michael Braun, Universität zu Köln.
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Literatur
Bergsdorf, Wolfgang: »Einleitung«. In: ders., (Hrsg.): Die Intellektuellen. Geist und Macht. Pfullingen 1982, S. 13.
Enzensberger, Hans Magnus: »Macht und Geist: Ein deutsches Indianerspiel«. Erstmals abgedruckt in: Die Zeit, 8.4.1988; auch in: Mittelmaß und Wahn. Gesammelte Zerstreuungen. Frankfurt am Main 1988/1991.
Vgl., Bergsdorf, Wolfgang: »Ohnmacht und Anmaßung. Intellektuelle und Politik in der Bundesrepublik Deutschland«. In: a.a.O., ders., S. 46–67, hier S. 66 und S. 47.
Baumgartner, Hans Michael: «Europa als Thema und Aufgabe der Philosophie«. In: Europa als Herausforderung der Philosophie, Vorträge und Beiträge der Politischen Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Heft 23, hrsg. von Jörg-Dieter Gauger, Bonn 1992, S. 11–29, hier S. 24.
Vgl., Interview mit Frank Schirrmacher. In: Jäger, Wolfgang/Villinger, Ingeborg: Die Intellektuellen und die deutsche Einheit. Freiburg im Breisgau 1997, S. 333–354.
Fest, Joachim: »Schweigende Wortführer. Überlegungen zu einer Revolution ohne Vorbilder«. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.1989.
So in seinem Buch: Deutschland, deine Intellektuellen. Die Kunst, sich ins Abseits zu stellen. Stuttgart usw. 1991.
Bergsdorf, Wolfgang: Literatur und Politik in Deutschland. Bonn, Berlin 1992, S. 51.
Kiesel, Helmuth: »Die Intellektuellen und die deutsche Einheit«. In: Die Politische Meinung, Heft 264/1991, S. 49–62, hier. S. 50.
Vgl., ebd., S. 58.
Ebd., S. 61; siehe auch a.a.O., Jäger/Villinger, S. 215–218.
Enzensberger, Hans Magnus: »Gangarten — Ein Nachtrag zur Utopie«. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.5.1990.
Dabei beschränke ich mich hauptsächlich auf Europa-Essays. Die Betrachtung lässt sich auch aus politikwissenschaftlicher Sicht auf literarische Werke ausdehnen. Aus germanistischer Perspektive hat das Wulf Segebrecht vorgenommen: »Wie europäisch ist die deutsche Gegenwartsliteratur?«, unveröff. Manuskript 2002, vom Autor zur Verfügung gestellt.
Isensee, Josef: »Nachwort. Europa — die politische Erfindung eines Erdteils«. In: Isensee, Josef, (Hrsg.): Europa als politische Idee und als rechtliche Form. Berlin 1994, S. 103–138, hier: 113.
Siehe dazu Lützeler, Paul Michael, der dies in mehreren Arbeiten ausführlich und profund bearbeitet hat: Die Schriftsteller und Europa. Von der Romantik bis zur Gegenwart. München, Zürich 1992, sowie ders., (Hrsg.): Hoffnung Europa, Frankfurt am Main, dort die »Einleitung«, S. 7–27. Siehe auch Foerster, Rolf Hellmut: Europa. Geschichte einer politischen Idee. München 1967
Siehe dazu Tschurbarjan, Alexander: Europakonzepte von Napoleon bis zur Gegenwart. Ein Beitrag aus Moskau. Berlin 1992, S. 45; a.a.O., Lützeler 1994, Einleitung.
Morin Edgar: Europa denken. Frankfurt am Main 1988, S. 74.
A.a.O., Lützeler 1992, 8.23.
Dies zeigen die Arbeiten Lützelers (siehe Fußnote 5).
Vgl. Lepsius, Rainer: »Kritik als Beruf«. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 1/1964, S. 75–91. Siehe auch Radlanski, Heide: Intellektuelle und politische Macht — Literarische Prominenz und Parteienpolitik seit 1949 in der Bundesrepublik Deutschland im Spiegel der meinungsbildenden Publizistik. Bonn 1986 (unveröffentlichte Magisterarbeit).
Siehe zum Folgenden auch a.a.O., Lützeler 1992, S. 402ff und ders. a.a.O. 1994, S. 9f.
A.a.O., Lützelcr 1992, S. 403.
Thiess, Frank: »Europa als politisches Problem. Betrachtungen über die Verwirklichung einer Utopie«. In: Vulkanische Zeit. Vorträge, Reden, Aufsätze. Neustadt 1949, S. 87–104, hier: S. 92.
Schneider, Reinhold: »Europa als Lebensform« (1957). In: ders.: Schwert und Friede. Frankfurt am Main 1977, S. 420–444, benutzte Fassung aus a.a.O., Lützeler: Hoffnung Europa, S. 406–427, hier: S. 408.
Lion, Ferdinand: »Der europäische Pluralismus« (zuerst in Akzente, 1957). In: Geist und Politik in Europa. Verstreute Schriften aus den Jahren 1915–1961. Heidelberg 1980, S. 288–295, hier: S. 295 und 290f
Vgl., a.a.O., Morin, S. 140f.
Münkler, Herfried: »Die politische Idee Europa«. In: Delgado, Mariano, Lutz-Bachmann, Matthias, (Hrsg.): Herausforderung Europa. Wege zu einer europäischen Identität. München 1995, S. 9–28, hier: S. 9f.
Ebd., S. 140
Siehe zu den spanischen Intellektuellen und Europa die gründliche Arbeit von Frey, Peter: Die spanischen Intellektuellen und die Europäische Integration. Bonn 1988.
So Jesús Hermida, siehe a.a.O., Frey, S. 72.
Ebd., S. 71.
Vgl. ebd., S. 185f.
Siehe dazu ausführlich und für die einzelnen Länder (Tschechoslowakei, Ungarn, Polen) aufgearbeitet: Tombrink, Ansgar: Vergleich der »Mitteleuropa«-Konzeption Friedrich Naumanns mit der »Mitteleuropa«-Debatte der 80er Jahre. Eichstätt 2002 (unveröff. Magisterarbeit); hier besonders S. 48.
Vgl., Kundera, Milan: »Die Tragödie Mitteleuropas«. In: Busek, Erhard, Wilfinger, Gerhard, (Hrsg.): Aufbruch nach Mitteleuropa. Wien 1986, S. 133–144, hier: S. 133f und 143, siehe dazu a. a.a.O., Lützeler: Schriftsteller und Europa. S. 445ff
Konrad, György: Antipolitik. Mitteleuropäische Meditationen. Frankfurt am Main 1985, S. 62; siehe von Konrad: »Der Traum von Mitteleuropa«. In: a.a.O., Busek/Wilfinger, S. 87–97 sowie »Mein Traum von Europa«. In: Kursbuch, 81/1985, 175–193.
Den Hinweis, dass man differenzieren muss zwischen den deutschen und den deutschsprachigen Literaten anderer Nationalität habe ich Prof. Dr. Birgit Lermen, Universität.
Siehe sein Dialog mit Françoise Giroud: »Wenn wir von Europa sprechen«. Ein Dialog, Frankfurt am Main 1989.
Siehe hierzu auch a.a.O., Lützeler 1992, S. 452ff.
Buch, Hans Christoph: Vorbemerkung. In: ders., (Hrsg.): Ein Traum von Europa. Hamburg 1988, S. 9.
Ebd., s. 10
Schneider, Peter: »Plädoyer für eine Kultur des Zweifels«. In: a.a.O., Buch, S. 14–25, hier: S. 14.
Ebd., S. 15
Ebd., S. 23.
Editorial Vorgänge 4/2002.
Burckhardt, Wolfram, Hartle, Johan F.: »Risse im Raum des Politischen«. In: Vorgänge, 4/2002, S. 5–17.
Beilecke, François: »Der Intellektuelle ist tot, es lebe der Intellektuelle.«. In: Vorgänge, 4/2002, S. 28–40.
Siehe dazu, insbesondere zur Herausbildung einer europäischen Öffentlichkeit in den letzten Jahren, Kaelble, Hartmut: Europäer über Europa, Die Entstehung des europäischen Selbstverständnisses im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main 2001, S. 251.
Enzensberger, Hans Magnus: »Epilog: Böhmen am Meer«. In: Ach Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern. Frankfurt am Main 1987, S. 449–500, hier: S. 481.
Konrad, György, »Europa ist machbar«. In: a.a.O., Buch, S. 184–191, hier: S. 184.
Enzensberger, Hans Magnus: »Brüssel oder Europa — eins von beiden«. In: ders.: Der fliegende Robert. Gedichte, Szenen, Essays. Frankfurt am Main 1989, S. 117–125, hier: a.a.O. In: Lützeler: Hoffnung Europa. S. 500–507, hier: S. 505 und 506.
A.a.O., Enzensberger: Brüssel oder Europa, hier: S. 501.
Ebd., S. 506
Cees Noteboom: Wie wird man Europäer? Hier: »Drei europäische Fabeln«, zitiert nach der spanischen Ausgabe, Madrid 1995, S. 117–125, hier S. 125.
Sloterdijk, Peter: »Vom Reich zur Union: die aktuelle Übertragung des Reiches«. In: Falls Europa erwacht. S. 42–50, hier S. 45.
Sloterdijk, Peter: »Einen Kontinent weiterdenken: Zum Problem der Visionen-Politik«. In: ebd., S. 50–61.
Oder Reiseliteratur über die Anrainer Europas, wie sie der Spanier Juan Goytisolo zu Marokko, Algerien etc. verfasst hat.
So insbesondere der Spanier Juan Goytisolo: Manuskript von Sarajevo (dt: 1999, im Original 1993); auch der Österreicher Peter Handke und sein kontrovers diskutiertes Buch: Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien (1996).
Vgl., a.a.O., Segebrecht, S. 4.
Vgl., Harpprecht, Klaus: »Europa oder Die gelähmten Zungen«, 1997; siehe auch Mönninger, Michael: »Europa, keiner mag dich«. In: Die Zeit, 2.5.2002.
Vgl. ebd.
Vgl., a.a.O., Lützeler 1992, S. 472f
Vgl., ebd., S. 501
A.a.O., Lützeler, 1994, S. 14.
Delius, Friedrich Christian: »Canetti und Computer«. In: a.a.O., Buch, S. 124–131, hier. S. 125.
A.a.O., Münkler, S. 10.
Sontheimer, Kurt: »Gefangene der Theorie«. In: a.a.O., Bergsdorf, S. 92–115, vgl. hier: S. 98.
Zit. n. Sontheimer, a.a.O., S. 98.
A.a.O., Bergsdorf, Einleitung, S. 13.
Siehe etwa Frankreich: Paul Valéry, Louis Aragon, Jean Giraudoux, André Malraux, Saint-John Perse, Italien: Eugenio Montale; Griechenland: Nikos Kazantzakis, Spanien: Jorge Semprún.
Siehe dazu Kneuer, Marianne: »Literatur und Politik […] in Lateinamerika ein untrennbares Paar«. In: Die Politische Meinung, Nr. 248, Januar/Februar 1990, S. 71–75.
Siehe die Diskussion dieser Frage am Beispiel Václav Havels bei Timothy Garton Ash. Havel sagte bei seiner Eröffnung des 61. Weltkongress des Internationalen PEN in Prag: Er habe einmal einen Freund und wunderbaren Autoren gebeten, ein politisches Amt zu übernehmen. Er habe abgelehnt mit der Begründung, er müsse unabhängig bleiben. »Ich erwiderte, wenn ihr das alle sagt, kann es sein, daß am Ende keiner unabhängig ist, weil es keinen gibt, der diese Unabhängigkeit ermöglicht und erhält.« Garton Ash dagegen vertrat auf demselben Kongress: »Ich plädiere für ein notwendigerweise gegnerisches (aber nicht zwangsläufig feindliches) Verhältnis zwischen unabhängigen Intellektuellen und Berufspolitikern.« So dargestellt von Garton Ash in »Intellektuelle und Politiker«. In: Zeit der Freiheit. Aus den Zentren des neuen Europa. München, Wien 1999, S. 152–177, hier: S. 154, S. 156.
A.a.O., Buch, S. 10.
Vgl., ebd., S. 24.
Vgl., ebd., S. 103.
Vgl., ebd., S. 200.
A.a.O., Morin; S. 185.
Vgl., ebd., S. 192 und 183.
Ebd., S. 184.
Harpprecht, Klaus: »Europa — na und?«. In: Die Zeit, 15.8.2002.
Edgar Morin selbst ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Intellektueller bei aller kritischen Aufarbeitung des Themas Europa kreative Ideen entwickeln kann. Seine Dialogik stellt ein Prinzip dar, in dem sich die Europäer in ihrer nationalen Identität wie auch in ihrer europäischen wieder finden können und gleichzeitig offen anderen Kulturen begegnen können. Europa seien Antagonismen und Unordnung; nach dem Prinzip der Dialogik, das in Europa herrsche, könnten aber Dualismen in einer Einheit miteinander verbunden werden, ohne dass sich jedoch die Dualität in der Einheit verliere. Vgl., S. 29 und S. 75.
Vgl., a.a.O., Morin, S. 201.
Ebd., S. 202.
Siehe Kneuer, Marianne: »Die Europäische Union als internationaler Akteur«. In: Die Politische Meinimg, September 2001, S. 33–42.
A.a.O., Konrad: Europa ist machbar. S. 190.
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Kneuer, M. (2002). Der Europa-Diskurs der Intellektuellen seit 1945. Ein Überblick. In: Ballestrem, K.G., Gerhardt, V., Ottmann, H., Thompson, M.P. (eds) Politisches Denken. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02895-2_8
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