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Proben in erotischer Ambivalenz Mademoiselle (de) Maupin

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Abenteurer als Helden der Literatur
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Zusammenfassung

Mlle Maupin — deren Vornamen wir nicht wissen — lebte von 1670 bis 1707. Sie erhielt literarische Unsterblichkeit (und ihren Vornamen Madeleine) durch den nicht zuletzt aufgrund des Vorworts berühmt gewordenen Roman Mademoiselle de Maupin (1835/1836), in dem der junge Théophile Gautier seine damals modernen Ideen vom l’art pour l’art in lebendiges fiktionales Geschehen umsetzte. Die echte Mlle Maupin war Schauspielerin und Sängerin, und zwar offenbar eine recht erfolgreiche; sie führte, was für eine Schauspielerin ihrer Zeit nichts Ungewöhnliches war, zu Zeiten ein unstetes Wanderleben; sie hatte, ebenfalls für eine Schauspielerin nichts Ungewöhnliches, eine Vielzahl von Liebhabern und — das ist schon ungewöhnlicher — Liebhaberinnen; sie war eine großartige Fechterin und liebte es, Männerkleider zu tragen. Nur weil sie in Männerkleidern so überzeugend war, konnte sie sich immer wieder mit irgendwelchen Herren anlegen und (siegreich) duellieren; hätten ihre Gegner vorher über ihr wahres Geschlecht Bescheid gewußt, dann wäre es nie so weit gekommen: Frauen waren nicht satisfaktionsfähig. Und natürlich hätte kein Mann damals eine Frau als Konkurrenz um eine andere Frau ernst genommen: das taten sie nur, weil sie Maupin für einen Mann hielten. „La vie de la Maupin! Quel roman troublant et troublé!“ ruft ihr Biograph Letainturier-Fradin 1904 aus,1 und er erzählt ihr Leben wie einen Roman — ganz sicher nicht unbeeinflußt von Théophile Gautiers Vorbild, in dem Maupin die Verkörperung der romantischen Dichtung ist: von außerordentlicher weiblicher Schönheit und Anmut und doch von geschlechtlicher Ambivalenz.

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Notizen

  1. G. Letainturier-Fradin: La Maupin (1670–1707). Sa vie, ses duels, ses aventures. Paris 1904. S. X.

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Horst Albert Glaser Sabine Kleine-Roßbach

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Lehnert, G. (2002). Proben in erotischer Ambivalenz Mademoiselle (de) Maupin. In: Glaser, H.A., Kleine-Roßbach, S. (eds) Abenteurer als Helden der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02877-8_7

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