Zusammenfassung
Im folgenden wird mit Hilfe des LEN-Modells eine Moral Hazard-Situation untersucht, in der der Prinzipal seine Aufgaben an n ≧ 1 Agenten delegiert.1 Der prinzipielle Ablauf wurde bereits in Abschnitt 1.2 skizziert (vergleiche Abbildung 1.1 auf Seite 7); er unterscheidet sich prinzipiell nicht von dem aus Kapitel 2 bekannten Vorgehen im Einagentenfall: Zuerst legt der Prinzipal einen multilateralen Vertrag2 fest, der die Entlohnung eines jeden Agenten als Funktion des Handlungsergebnisses dieses und eventuell auch der anderen Agenten beschreibt. Diesen Vertrag schlägt er den Agenten vor; wenn die Agenten dem Vertrag zustimmen, legen sie nach «Unterzeichnung» des Vertrages ihre Efforts fest und werden tätig. Da die Handlungsergebnisse nicht allein von den Efforts, sondern auch von zufälligen Umwelteinflüssen abhängen, ist es dem Prinzipal nicht möglich, die Anstrengungsniveaus der Agenten direkt zu erfassen. Schließlich werden die realisierten Handlungsergebnisse aller Agenten registriert und darauf basierend die Vergütung eines jeden Agenten ermittelt.
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Literatur
Welche Aufgaben dies sind beziehungsweise welche Aufgabe der Prinzipal sinnvollerweise welchem oder welchen Agenten zukommen lassen sollte, problematisieren wir nicht. Zu derartigen Fragestellungen vergleiche Holmström und Milgrom (1991), Itoh (1994), Jeon (1996), Valsecchi (1996) und die dort angegebene Literatur.
Es wird also unterstellt, daß alle Beziehungen in der Unternehmung durch einen Vertrag, den grand contract (Tirole, 1988, S. 461), geregelt werden. Dieser für das Multiagenten-Paradigma typische Ansatz wird von Tirole (1988) zu Recht kritisiert. Unser Modell trifft die Kritik von Tirole jedoch nur partiell, denn wir werden in den folgenden Kapiteln gerade die von Tirole ( 1988, S. 461) als wahrscheinlich eingestuften Seitenverträge unter den Agenten zulassen und untersuchen.
Warum diese bereits vor über zehn Jahren (verbal) angedeutete Idee bislang in der Prinzipal-AgentLiteratur noch nicht aufgegriffen wurde — zumindest ist dem Autor der vorliegenden Arbeit trotz intensiver Recherche kein einschlägiges Modell bekannt —, ist verblüffend. Ein Grund für diese noch nicht geschlossene Lücke könnte darin bestehen, daß derartige Phänomene natürlich nur dann erfaßt werden können, wenn man (anders als in weiten Teilen des Schrifttums) von der Beschränkung auf den Zweiagentenfall abrückt.
Diese vier Konstellationen stellen verschiedene Arten von intraorganisatorischen Beziehungsgeflechten dar. Allgemeine Klassifikationen derartiger Interdependenzen können zum Beispiel bei Laux (1995) oder bei Ewert und Wagenhofer (2000) gefunden werden. Eine Auseinandersetzung mit diesen Konzeptionen im Kontext der Prinzipal-Agent-Theorie bietet Posselt (1997).
Für eine ausführliche Diskussion von Sabotage in Prinzipal-Agent-Beziehungen vergleiche Lazear (1989).
Um das Modell überschaubar zu halten, modellieren wir die technologischen Wechselwirkungsbeziehungen zwischen den Agenten auf diese Weise. Natürlich wäre alternativ auch denkbar, daß jeder Agent für jeden seiner Kollegen separat den Grad an Hilfeleistung beziehungsweise Sabotage ihm gegenüber festlegt (wie etwa bei Holmström und Milgrom, 1990, Itoh, 1991, 1992 oder Macho-Stadler und Pérez-Castrillo, 1993). Allerdings würde dann jeder Agent nicht nur eine, sondern n Entscheidungen treffen, was insbesondere a) eine deutliche Steigerung der Komplexität unseres Modells und b) zusätzliche Anreizprobleme impliziert. Der Prinzipal müßte dann nämlich nicht nur Anreize hinsichtlich der Höhe der Efforts setzen, sondern darüber hinaus auch Sorge tragen, daß die Agenten ihre (Gesamt-)Anstrengung in einer von ihm erwünschten Weise auf die einzelnen Aktivitäten verteilen. Für derartige Fragestellungen vergleiche auch die Ausführungen bei Holmström und Milgrom (1991), Feltham und Xie (1994) und bei Wagenhofer (1996) sowie den Überblicksaufsatz von Dewatripont et al. (2000). Unser Ansatz ist dagegen eher mit dem von Posselt (1997) (der sich allerdings auf den Zweiagentenfall beschränkt) vergleichbar.
Vergleiche Bamberg und Baur ( 2000, S. 111) sowie Tong (1990, S. 32 f.).
Die Einpunktverteilung erhält man als Grenzfall, wenn sich sämtliche Zufallseinflüsse gegenseitig eliminieren. Dieser Fall muß jedoch nicht eigens berücksichtigt werden, da auch dann die angegebene Formel für das Sicherheitsäquivalent Gültigkeit besitzt.
Diese unterscheiden sich, wie in Abschnitt 3.1 (vergleiche Seite 46) ausgeführt, nur in der Art des vom Prinzipal antizipierten Verhaltens der Agenten — und damit im Hinblick auf die Anreizbedingungen.
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Krapp, M. (2000). Multiagentenmodelle. In: Kooperation und Konkurrenz in Prinzipal-Agent-Beziehungen. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97812-7_3
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Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-7203-1
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