Zusammenfassung
Dass sozialstaatlichen Systemen eine Vorstellung des „Guten“ inhärent ist, betonen Ansätze, für die der Wohlfahrtsstaat notwendig normative Grundlagen haben muss.1 Denn wie könnte purer Interessenrationalismus ausreichen, um Zustimmung und Beteiligungsbereitschaft am umverteilenden Sozialstaat zu sichern. Auch ein vom Wohlfahrtsstaat organisierter „Generationenvertrag“ müsste von solchen kulturellen und normativen Prinzipien oder kollektiver Identität gestützt sein. Das System der Alterssicherung kam bisher in der Forschung zu den normativen Grundlagen der Entstehung und der Akzeptanz sozialstaatlicher Systemen aber kaum in den Blick. Dem Ansatz lässt sich jedoch entnehmen: Wohlfahrtsstaatliche Werte — Reziprozität, Gerechtigkeit und Solidarität — strukturieren Verteilungsprobleme und zeichnen Leitlinien. Sie sind Programmprämissen, die konkreten Lösungen den Weg weisen und in Institutionen sedimentieren. Sozialstaatliche Leitwerte sind aber auch eine wesentliche Grundlage für die Beteiligungsbereitschaft der Bürger am Kollektivgut staatlicher Alterssicherung, für Akzeptanz.
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© 2001 Leske + Budrich, Opladen
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Dallinger, U. (2001). Die Konstruktion des „guten“ Generationenverhältnisses: Semantiken und Akzeptanzgrundlagen des Rentensystems. In: Backes, G.M., Clemens, W., Schroeter, K.R. (eds) Zur Konstruktion sozialer Ordnungen des Alter(n)s. Reihe Alter(n) und Gesellschaft, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97547-8_6
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