Zusammenfassung
Mit dem „Altern der Gesellschaft“ kommen erhebliche Probleme und Bela stungen auf den Wohlfahrtsstaat zu. Dies betrifft nicht nur die Finanzierbar keit des Rentenversicherungssystems, sondern insbesondere auch jene der Betreuung hilfe-und pflegebedürftiger Personen. Die Zunahme der Schei dungen und die höheren Quoten von Alleinlebenden und Unverheirateten sowie der Rückgang der Zahl der Kinder und die steigende Kinderlosigkeit können zu Engpässen im Unterstützungspotential der zukünftigen Älteren führen (Galler 1990; Schneekloth 1996), denn dieses sind in erster Linie (Ehe-)Partner und Kinder. Verschärft wird die Situation durch die steigende Lebenserwartung, die eine Zunahme der Prävalenz und Dauer der Unter stützungs-und Pflegebedürftigkeit mit sich bringen könnte (Dinkel 1992; Krämer 1992). Daneben können Individualisierung sowie insgesamt die Pluralisierung der Lebensformen (Beck-Gernsheim 1993), aber auch der Ausbau sozialstaatlicher Leistungen als Substitution von vormals in der Familie erbrachten Unterstützungsleistungen und damit als Bedeutungsver lust der Familie bzw. Abnahme familialer Bindungen und Verpflichtungen interpretiert werden (Hoffmann-Nowotny 1988). Und schließlich könnten sich auch die steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen, ein späteres Aus scheiden aus dem Erwerbsleben oder die vielfach geforderte höhere Mobili tät und Flexibilität der Erwerbstätigen in geringeren familialen Betreuungs leistungen niederschlagen (Cantor 1991). Die zukünftigen Älteren würden demzufolge also über ein kleineres und möglicherweise zudem noch weniger verläßliches familiales Unterstützungspotential verfügen.
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Literatur
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Künemund, H. (2000). Pflegetätigkeiten in der zweiten Lebenshälfte — Verbreitung und Perspektiven. In: Backes, G.M., Clemens, W. (eds) Lebenslagen im Alter. Reihe Alter(n) und Gesellschaft, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97450-1_10
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