Zusammenfassung
Die französische Sprache besitzt keine neutralen Termini zur globalen Bezeichnung der verschiedenen organisierten Gruppen; die Begriffe sind immer negativ besetzt. Die Ausdrücke „groupes de pression“ und „groupes d’intérêt“ werden stets mit „Partikularinteressen“ assoziiert, die sich gegen das durch den Staat verkörperte „Gemeininteresse“ richten. Der Import und Gebrauch des Wortes „lobby“ ist Ausdruck einer noch negativeren Einstellung gegenüber dem Vorgehen der Gruppen. Um etwas weniger Feindseligkeit ausfindig zu machen, muß man auf den „Verein mit nichtgewerblichen Zielen“ (association de la loi de 1901) — einen beschönigenden Terminus der Rechtssprache — oder auf Kategorien zurückgreifen, die positiv beurteilt werden, weil sie mit der Privatethik zusammenhängen (Wohltätigkeitsvereine) oder mehr oder weniger künstlich mit der öffentlichen Ethik verbunden werden (kommunale Aktionsgruppen). Selbst die institutionell am stärksten verankerten Gruppen können sich diesem diffusen Mißtrauen nicht entziehen — weder innerhalb des Staatsapparats noch in der Gesellschaft selbst, die von dieser Einstellung angesteckt ist. Die politischen Parteien mit den ihnen nahestehenden Vereinigungen, die Gewerkschaften, ja sogar die Kirchen rufen gemischte Gefühle hervor.
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Literaturauswahl
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Wilson, Frank L., Interest group politics in France, London: Cambridge University Press, 1987.
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Mény, Y. (1999). Interessengruppen in Frankreich: von Pluralismus keine Spur. In: Christadler, M., Uterwedde, H. (eds) Länderbericht Frankreich. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97412-9_18
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