Skip to main content

Menschenwürde oder Standortlogik? Die liberale Demokratie am Scheideweg

  • Chapter
Zwischen Triumph und Krise
  • 88 Accesses

Zusammenfassung

Kaum hat der Kapitalismus seine vermeintliche Alternative, den Staatssozialismus, überwunden, will er selber von Alternativen nichts mehr wissen. Unter seiner Alleinherrschaft verwandelt sich Geschichte in Natur zurück. Die Flexibilität, die er fordert, ist nurmehr die der anderen, der abhängig Beschäftigten, nicht mehr die des Systems. Das zieht seine Kreise wie Planeten ihre Bahn. „Der Standortwettbewerb“, schreibt Herbert Giersch, vormals Präsident des Kieler Weltwirtschaftsinstituts, „ist unaufhaltsam. Widerstand gegen machtvolle Marktvorgänge zahlt sich nicht aus. Was man nicht verhindern kann, muß man hinnehmen, am besten als Basis für Vorstöße in die Zukunft nutzen.”1 Daß politische Eingriffe in dieses übermächtige Geschehen zwecklos sind, reine Donquichotterie, ist das neue Credo unserer Eliten. „Ich warne vor dem Wunschbild einer allumfassenden weltumspannenden Koordination und Abstimmung. Das geht — zum Glück — an der Realität der Menschen und der internationalen Staatengemeinschaft vorbei.“ So sieht es Günter Rexrodt, der amtierende Bundesminister für Wirtschaft.2 Eberhard von Kuenheim, Vorsitzender des Aufsichtsrats der BMW AG bringt das neoliberale Selbstverständnis auf den Punkt. „Die wirklichen Eliten haben keine Ideologien, sondern Realitätssinn.“3 Da hätten wir es also, das irdische Jenseits von Ideolgie und Utopie, das Karl Mannheim voller Beklommenheit voraussah. „Für die Zukunft ergibt sich“, schrieb er im Jahre 1929, „daß eine absolute Ideologie- und Utopiefreiheit prinzipiell zwar möglich ist in einer Welt, die gleichsam mit sich fertig geworden ist und sich stets nur reproduziert, daß aber die völlige Destruktion der Seinstranszendenz in unserer Welt zu einer Sachlichkeit führt, an der der menschliche Wille zugrunde geht.“4

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 64.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Vgl. derselbe, Wandel durch Handel, in: Wirtschaftswoche Nr. 30/1996, S. 23

    Google Scholar 

  • Die Globalisierung ist Chance, nicht Gefahr, in: Süddeutsche Zeitung vom 2. September 1996

    Google Scholar 

  • Zitiert nach: Forum. Vortragsreihe des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln, Jg. 46, Nr. 35, S. 4

    Google Scholar 

  • Ideologie und Utopie, Frankfurt am Main 1985’, S. 224f.

    Google Scholar 

  • So Karl-Otto Hondrich, Wieviel Gutes hat die Krise und wieviel Krise ist gut?, in: Krise der Arbeitsgesellschaft? Verhandlungen des 21. Deutschen Soziologentages, Frankfurt am Main 1982, S. 289. Vgl. als Standardtexte der damaligen Debatte noch einmal: Andrè Gorz, Les chemins du paradis, Paris 1983 sowie Thomas Schmied (Hg.): Befreiung von falscher Arbeit, Berlin 1984

    Google Scholar 

  • Hier zitiert nach: Artikel aus Diderots Enzyklopädie, Leipzig 1972, S. 357f.

    Google Scholar 

  • Die Welt vom 3. Juli 1996

    Google Scholar 

  • Handelsblatt vom 7. August 1996

    Google Scholar 

  • Zu diesem Ergebnis kommt die vieldiskutierte Expertise des Münchener Ifo-Instituts über die internationale Konkurrenzfähigkeit des „Wirtschaftsstandorts Deutschlands“, abgedruckt in der Frankfurter Rundschau vom 31. Juli 1996; siehe hierzu auch die Vergleichsdaten in der Stuttgarter Zeitung vom 23. August 1996

    Google Scholar 

  • Vgl. zu dieser sozialen Selbstunterminierung: The Downsizing of America. The New York Times Report, New York 1996; Donald L. Barlett, James B. Steele, America: Who Stole the Dream, Kansas City 1996

    Google Scholar 

  • Zitiert nach: The Downsizing of America, a.a.O., S. 246f.

    Google Scholar 

  • Zur aktuellen Diskussion über die Krise des Fordismus sowie zu weiterführender Literatur siehe das Heft 6/1996 der Zeitschrift Initial. Berliner Debatte

    Google Scholar 

  • In den U.S.A. ist der Niedergang ziviler Gemeinschaften bereits mit Händen zu greifen. Vgl. Robert D. Putnam, Bowling Alone: America’s Declining Social Capital, in: Journal of Democracy, 1/1996; ders., Tuning In, Tuning Out: The Strange Disappearance of Social Capital in America, in: Political Science and Politics, 1/1996

    Google Scholar 

  • Ein zwar spekulatives, nichtsdestoweniger aber anregendes Szenarium entwirft Rainer Land in: Initial, Berliner Debatte Heft 6/1996

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1998 Leske + Budrich, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Engler, W. (1998). Menschenwürde oder Standortlogik? Die liberale Demokratie am Scheideweg. In: Saage, R., Berg, G. (eds) Zwischen Triumph und Krise. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97375-7_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97375-7_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1794-9

  • Online ISBN: 978-3-322-97375-7

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics