Zusammenfassung
„Jugend musiziert“ ist zum Markenzeichen, zum Standardwert einer Musikkultur geworden, und zwar für eine Jugend, die in einer respektablen Schar von fidelnden, blasenden, tastenbewegenden, percussionversierten und neuerdings auch singenden Jugendlichen vom Regional- (mit ca. 12 000 Teilnehmern), über den Landes- (ca. 2500) bis zum Bundeswettbewerb (ca. 1000) hinauf um Preise und Plazierungen, um Leistungsvergleiche und Anerkennungen musiziert, und dies mit mehr oder weniger Lust und Frust! Etwa zur Hälfte kommen diese Kinder und Jugendlichen aus Musikschulen, zu einem Drittel von Privatmusikerziehern, die übrigen aus der Betreuung von Laienmusikverbänden. In diesem Beitrag wird jedoch nicht vom Wettbewerb als Institution die Rede sein, sondern von den Alltags- und Lebenswelten jener Kinder und Jugendlichen, die hinter diesem Wettbewerb stehen und die man als Klassik-Jugend bezeichnen kann.
Heinz Autholz zum 80, Geburtstag
Die diesem Beitrag zugrundeliegenden Studien wurden mit Mitteln des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Bonn) gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt liegt beim Autor.
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Literatur
vgl. Kap.: Eine Typologie der Instrumentalschüler oder Wen unterrichten Sie eigentlich Frau Kollegin, Herr Kollege? sowie Kap.: Eine Sozialpsychologie der Typologie, in: Bastian, H.G.: Jugend am Instrument, Mainz 1991, S. 232–243
vgl. H.G. Bastian: Wunderkinder,in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG) 2. neubearbeitete Ausgabe, hrsg. von Ludwig Finscher, Sachteil, Band 12. Bärenreiter Kassel/Metzler Stuttgart 1997 (in Vorb.).
Begriffe wie Musiker, Schüler, Lehrer usw. werden stets geschlechtsneutral gebraucht.
vgl. Hans Günther Bastian: Jugend musiziert. Der Wettbewerb in der Sicht von Teilnehmern und Verantwortlichen, (Schott) Mainz 1987; ders.: Leben für Musik. Eine Biographiestudie über musikalische (Hoch-) Begabungen, (Schott) Mainz 1989; ders.: Jugend am Instrument. Eine Repräsentativstudie, (Schott) Mainz 1991
Statistisches Jahrbuch der Musikschulen in Deutschland 1994, hrsg. vom Verband deutscher Musikschulen, Bonn (VdM-Verlag) 1995
Jahrbuch des VdM: a.a.0., 1995, S. 8
Der Jahresbericht des VdM spricht von den zehn „beliebtesten Instrumenten“, was aber wohl erst zu über-
prüfen wäre. Wir hegen Argwohn, ob beispielsweise die Beliebtheit und Häufigkeit des Geigenspiels identisch sind.
Inka Stampfl: Musikerziehung durch freiberuflich tätige Musikerzieher,in: Deutscher Kulturrat (Hg.):
Konzeption Kulturelle Bildung. Analysen und Perspektiven,Essen 1994, S. 106ff.
An dieser Stelle wäre auf das sogenannte Laienmusizieren einzugehen, auf die vielen Jugendlichen in Blas-, Sinfonie-, Streich- und Zupforchestern, in Akkordeon- und Mandolinenclubs. Vergleiche dazu den Beitrag von Hans-Walter Berg in dieser Dokumentation.
G. Kleining/H. Moore: Soziale Selbsteinstufung (SSE) — Ein Instrument zur Messung sozialer Schichten, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 33/1982, S. 224 — 253.
Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft,Frankfurt 1982
Vgl. Walter Scheuer: Zwischen Tradition und Trend. Die Einstellung Jugendlicher zum Instrumentalspiel. Eine empirische Untersuchung. Mainz 1988, S. 200: „In 70% der Familien ist ein Instrument vorhanden“; vgl. auch den dortigen Literaturbericht über bisherige Studien zum Instrumentalspiel, S. 27ff.
vgl. Hans Günther Bastian: Musikunterricht vor dem Kollaps? Woran krankt die staatliche Schulmusik? in: Identität in der Vielfalt. Berichtband zur Bundesschulmusikwoche 1992 in Augsburg (hrsg. v. D. Zimmer-schied ), Mainz 1993, S. 150–160
Karlheinz Kämmerling: Prinzipien und Perspektiven verantwortlicher Hochbegabtenförderung,in: Bastian. H.G. (Hg.): Begabungsforschung und Begabtenförderung in der Musik,Mainz 1991, S. 83
vgl. dazu kritische Anmerkungen in: P. Hanisch: Positive Lehrer-Schüler-Verhältnisse an unseren Musikschulen,in: ()ben & Musizieren 6/1986, S. 562–563: „Lehrer mit hohem Können, die aber den positiven Lehrer-Schüler-Bezug nicht herstellen können oder gar wollen, werden kaum erfolgreicher sein, da ihnen oft die Schüler weglaufen und sich menschlich von ihnen abgestoßen fühlen“.
vgl. dort Kap.: Musik ist für mich der Schlüssel in eine andere Welt. S. 181–191
Der Grad der Zustimmung war von „sehr“ bis „gar nicht zutreffend” skaliert.
Eine der programmierten Rotationen der Koordinatenachsen ist die sogenannte Varimax-Rotation, bei der die Faktoren nach bestimmten mathematischen Kriterien (Annäherung der rotierten Faktoren an die Einfachstruktur; je größer der Zahlenwert, desto besser die Annäherung) in die Variablenkonfiguration gedreht werden. Mit einer rotierten Drei-oder Vierfaktorenlösung kann ebensoviel Varianz (Urteilsstreuung) aufgeklärt werden wie mit einer unrotierten Lösung.
Erik H. Erikson: Identität und Lebenszyklus (original: Identity and Cycle, New York 1959); dt. Ausgabe: Frankfurt 1976, S. 17; vgl. auch ders.: Jugend und Krise. Die Psychodynamik im sozialen Wandel, (Stuttgart 1970) München 1988; original: Youth and Crisis, New York 1968
Dieter Baacke: Jugend, Medienkultur und Bildungsprozeß. Zu den Musikwelten der Jugendkulturen,in: Deutscher Musikrat (Hg.): Referate und Informationen 65/1987, S. 9
B. Weiner: Theories of motivation. From mechanism to cognition, Chicago 1972 (dt: Stuttgart 1976 )
Helga de la Motte-Haber: Die Bedeutung der Motivation für den Instrumentalunterricht,in: Zeitschrift 25/1984, S. 51
Richard von Weizsäcker: Die Bedeutung der Musik für Kultur und Erziehung in: Deutscher Musikrat (Hg.): Referate und Infin’mationen 60/1985, S. 3
vgl. die Auflistung der vielfältigen Sportarten in: Jugend am Instrument S. 280–281
Fritz Rumler: Die Medien und die Begabten oder Die Banalität des Blöden,in: H.G. Bastian: Begabungsforschung und Begabtenförderung in der Musik. Mainz 1991, S. 67
Freilich wissen wir um den statistischen Artefakt, der von einem hohen Aufforderungscharakter zum Ankreuzen bei vorgegebenen und nicht zu belegenden Musikpräferenzen ausgeht. Viel-oder Mehrfachnennungen bestätigen und bekräftigen häufig nur ein „positives Selbstbild“ der Befragten.
in: Ekkehard Jost (Hg.): Musik zwischen E und U. Veröffentlichungen des Institutes für Neue Musik und Musikerziehung, Band 25; Darmstadt 1984, S. 56, vgl. auch Hans Kumpf: Postserielle Musik und Free Jazz, Rohrdorf 2. Aufl. 1981
Dollase/Rüsenberg/Stollenwerk: Das Jazzpublikum,Mainz 1978, S. 99
Allerbeck K./Hoag W.: Jugend ohne Zukunft?,München 1985
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Bastian, H.G. (1997). „Jugend musiziert“ oder Jugend und klassische Musik. In: Baacke, D. (eds) Handbuch Jugend und Musik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97331-3_5
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