Zusammenfassung
Im Gymnasium zu Braunsberg in Ostpreußen gab es eines Morgens — es war in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts — einen durchaus ungebührlichen Lärm: Der Oberlehrer Karl Weierstraß (1815 bis 1899) war nicht erschienen, und seine Klasse randalierte. Der Direktor eilte in die Wohnung seines jungen Kollegen und fand ihn hinter geschlossenen Gardinen beim Lampenschein mit einer Arbeit über die Jacobischen Funktionen beschäftigt. Er hatte die Nacht über gearbeitet und gar nicht bemerkt, daß es längst Zeit war, in die Schule zu gehen.
Der Lehrer soll die Wissenschaft vor den Augen des Schülers entstehen lassen. Wie sie sich in dem Geiste des gereiften Denkers aus den ihm einwohnenden Grundvorstellungen entwickelt und gestaltet, so soll er sie, nur auf die jugendliche Fassungskraft eingerichtet, darstellen.
K. Weierstraß81)
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Literatur
„Über die sokratische Lehrmethode und deren Anwendbarkeit beim Schulunterrichte“, in [VIII 1], Bd. 3, S 315–329.
Wir können hier nicht auf die Einwände eingehen, die Kronecker und später die „Intuitionisten“ gegen die Weierstraßschen Methoden erhoben. Näheres darüber in [A 12], Kap. VII.
Dein treuer Freund H. A. Schwarz
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© 1961 Friedr. Vieweg & Sohn, Verlag, Braunschweig
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Meschkowski, H. (1961). Weierstraß und seine Schule. In: Denkweisen großer Mathematiker. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96259-1_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96259-1_8
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-96125-9
Online ISBN: 978-3-322-96259-1
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