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Über die Entwicklung eines ethischen Verhältnisses zur Natur

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Ökologische Moral
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Zusammenfassung

Die historische Umweltforschung zeigt, daß das Handeln des Homo faber schon früh Naturraumzerstörungen und Umweltverschmutzungen zur Folge hatte.1 Von Anfang an war der Mensch gezwungen, sich vor negativen Begleiterscheinungen seines umweltschädigenden Handelns zu schützen.2 Die meisten der damaligen Umweltprobleme brachten erhebliche persönliche Unannehmlichkeiten, wenn nicht sogar gesellschaftliche Notstände mit sich, z.B. Rauchimmission in den Behausungen, Belästigung durch Gerüche, Verunreinigung der Straßen durch Fäkalien, Verschmutzung des Trinkwassers, Ausbruch von Seuchen, Wassermangel etc. Die historischen Quellentexte machen deutlich, daß viele Schutzvorkehrungen aufgrund von Klagen der Bürger, die unter den Problemen litten, getroffen wurden (vgl. Heine 1989, 117: Kster 1989, 73: Troitzsch 1989, 94 u. 105–108). Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Bürgerklagen mit einem Problembewußtsein verbunden, das über die persönlichen Unannehmlichkeiten hinausging. In jener Zeit traten in Europa (und Amerika) erste Bürger-bewegungen an, um vor allem industriellen Umweltverschmutzern den Kampf anzusagen. Flick (1980) und Grinder (1982) berichten von Anti-Rauch-Bewegungen, die sich ab 1870 in Großbritannien und Nordamerika formierten. Bemerkenswerterweise schlossen sich dort nicht von Rauchgasen betroffene Arbeiter aus proletarischen Wohnvierteln, sondern Brger mittlerer und oberer Schichten, insbesondere bürgerliche Frauen (die gleichzeitig der damals aufkommenden Frauenbewegung angehörten) zusammen. Die damaligen Akteure waren der Ansicht, daß ‚physical dirt is closely akin to moral dirt‘. Hygienische und ästhetische Interessen vermischen sich hier mit ethischen Motiven. In Deutschland drang das Problem der Rauchschäden erst später ins öffentliche Bewußtsein. Davon zeugt die von Schroeder und Reuss vorgelegte Studie über „Die Beschädigung der Vegetation durch Rauch und die Oberharzer Httenrauchschäden“ (1883).

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Literatur

  1. Verschiedene Studien der noch recht jungen historischen Umweltforschung zeigen, daß Prozesse der Umweltzerstörung bereits ihren Anfang nahmen, als der Mensch zur seßhaften Lebensweise überging und begann, die natürlichen Ressourcen im Umkreis seiner Siedlungen intensiv zu nutzen (vgl. Brüggemeier/Rommelspacher 1987; Calließ 1989; Fumagalli 1992; Herrmann 1989; Jäger 1994; Leidinger 1994; Thüry 1995; Weeber 1990; Zirnstein 1994). Das Anwachsen der Bevölkerungszahl spielte dabei eine wesentliche Rolle (vgl. die Beiträge, die das Autorenkollektiv Detweiler et al. 1973 in seiner Textsammlung zur Umweltgeschichte unter dem Kapitel ‘Boots of Environmental Decay“ vereinigt hat, vgl. ferner Hoffman 1980, 34, und Mensching 1986, 24). Umwelthistorische Studien über das sumerische Reich (vgl. Bosselmann 1992, 97f.; Heine 1986, 116f.), die griechisch-römische Antike (vgl. Thüry 1995; Weeber 1990; Zirnstein 1994), das Mittelalter (vgl. Fumagalli 1992; Küster 1989; Mensching 1986; Nitz 1989; Schubert 1989; Troitzsch 1989; Zirnstein 1994) und die beginnende Neuzeit in Europa (vgl. Andersen/Brüggemeier 1987; Barthehneß 1972; Gleitsmann 1989; Rommelspacher 1987; Schramm 1987a; 1987b; Zirnstein 1994) führen eindrucksvoll vor Augen, daß der Landschaftsverbrauch schon zu frühesten Zeiten groß war und im Laufe der Jahrtausende stetig zunahm. Hier sind in erster Linie umfangreiche Waldrodungen zu nennen, die sowohl Ihr die Gewinnung von Ackerland als auch far den Bau von Siedlungen (Holzverbrauch) notwendig waren. Die Eingriffe hatten nachweislich Störungen des Wasserhaushalts zur Folge (Desertifikation und Überschwemmungen). In der Landwirtschaft führten intensiver Anbau und Überweidung durch das Vieh zu Bodenerosionen. In den städtischen Siedlungen bereitete die Entsorgung von festen und flüssigen Abfällen Probleme. Der Bergbau und die damit verbundene Verhüttung brachte seit der Antike eine erhebliche Luft-verschmutzung mit sich (Rauchentwicklung sowie erhöhter Blei-und Cadmiumgehalt). Spätestens zu Beginn der Industrialisierung wurden die unterschiedlichsten Emissionen zu einer regelrechten Belästigung für die Bevölkerung. Viele Probleme, die wir heute kennen, traten also schon damals auf. Was die Umweltprobleme unserer Zeit von den historischen unterscheidet, ist das Ausmaß, die Vielfalt und die sich abzeichnende Irreversibilität des Schadens.

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  2. Es ist interessant, wie die Menschen auf die Probleme reagierten. Schrifttafeln zeugen davon, daß die größte Sorge der Sumerer der Wasserverknappung galt. Sie entwickelten einen Stufenplan, der genau festlegte, wie die Felder zu bewässern sind. Schon damals wurden Wasserverunreinigungen geahndet. Darüber hinaus gab es Regelungen zur Vermeidung der Bodenerosion. Was die Verschmutzung der Siedlungen durch Abfälle und die Luftverunreinigung durch Rauch angeht, so sah man zu jenen Zeiten kein Erfordernis zum Handeln (vgl. Heine 1986, 116–118). In der griechischen Antike unterschied man zwischen übelriechenden Luftverunreinigungen, die man in der Nähe von Siedlungen verbot, und normalem Rauch, der aufgrund seiner desinfizierenden Wirkung als unschädlich galt. Erst die Römer sahen bei Verunreinigungen durch normalen Rauch einen Handlungsbedarf. Dies galt allerdings in erster Linie für Städte: Luftverschmutzendes Gewerbe durfte sich nur am Stadtrand, in einiger Entfernung von Wohnsiedlungen niederlassen. In größeren Siedlungen des römischen Reiches rückte zudem das Problem der Abfallentsorgung ins Zentrum der Aufinerksamkeit. Dies hatte Erlasse zur Abwasserbeseitigung und Stadthygiene zur Folge. Was die extensiven Waldro-dungen angeht, so sahen die Römer keine Veranlassung, diese zu unterbinden (vgl. Heine 1986, 118–120 ). Erst im Mittelalter begann man, erste Regelungen für eine geordnete Forstbewirtschaftung zu treffen. Man erkannte, daß der Raubbau schnell zu Notständen führt. Durch das expandierende Verhüttungswesen und die aufkommende Industrie traten im Spätmittelalter, in der frühen Neuzeit und im Zeitalter der industriellen Revolution zunehmend Probleme der industriell verursachten Wasserverunreinigung und Luftverschmutzung in den Vordergrund. Man versuchte, den Problemen Herr zu werden, indem man hohe Schlote baute. Teilweise wurden Stäube und Wasserverunreinigungen mit speziellen Vorrichtungen aufgefangen und ausgefiltert (vgl. Heine 1986; Schneidmüller 1989 ).

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  3. Zu früheren Zeiten war das Naturverhältnis des Menschen in starkem Maße durch die Religion geprägt. Griechen und Römer nahmen an, daß für Berge, Quellen, Flüsse, Seen, Sümpfe, Wälder, Bäume, Wiesen etc. Götter zuständig seien. Alles, was außerhalb der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft lag, rief Angst hervor und bereitete ein ästhetisches Mißempfmden (vgl. Thüry 1995, 45–47). Die Umgestaltung von göt-terbeherrschten Naturräumen zu menschengeformten Kulturräumen wurde als Verbesserung der Lebensqualität betrachtet. Eingriffe in die Götterdomänen waren jedoch nur möglich, wenn zuvor bestimmte religiöse Rituale (Entsühnungsriten) zur Besänftigung der Götter vollzogen wurden. Großer Respekt galt den heiligen Hainen. Hier wagte man lange Zeit keinerlei Eingriffe. “Werden freilich die engen Grenzen solcher heiliger Areale verlassen, so war die Schutzwirkung der Religion eher gering.” (Thüry 1995, 52) Thüry (1995, 61) stellt fest, daß es schon in der Antike bedenkenlose Naturnutzer gab, die den Fortschritt der menschlichen Zivilisation vorantrieben. Es gab allerdings auch Zweifler, die die zunehmende Naturbeherrschung durch den Menschen aufgrund religiöser und anderer Gründe kritisierten.

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  4. Die Geschichte der Naturphilosophie soll hier nicht nachgezeichnet werden. Vgl. dazu G. Böhme (1989c; 1992), Heiland (1992, 16–71), Heinemann (1991), Immler (1985), Knobloch (1981), Mainzer (1989), Mittelstraß (1981; 1989; 1991), Oldemeyer (1983), Picht (1989), Schäfer (1982), Spaemann (1973) und Trepl (1987).

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  5. Dies gilt in dieser Form nur für das damalige Deutschland. In anderen (europäischen) Ländern gab es ähnliche Entwicklungen, aber andere Bewegungen. Vgl. dazu Brown (1990), Löfgren (1986), Nicholson (1987), O’Brien (1983), Pepper (1984) und Sheail (1976).

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  6. Dichtungen der alten Griechen und Römer zeugen davon, daß es zu jenen Zeiten das Phänomen des Naturgenusses gab (vgl. Biese 1926, 10–33 u. 34–51). Auch fur das Mittelalter ist nachgewiesen, daß es Menschen gab, die den Anblick der — nutzbar gemachten! — lieblichen Landschaft genossen. Zeugnisse sind die Vagantendichtung, der frühhöfische Minnesang und die Volkslieder. Dichter, die besonders bekannt wurden, waren Gottfried von Straßburg, Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide (vgl. Biese 1926, 6879; Böheim 1934, 21–29, 39–42 u. 57–68). Ein weiterer Beleg dafür, daß es im Mittelalter Ansätze einer Naturkontemplation gab, ist der sog. ‘Mont-Ventoux-Brief des italienischen Humanisten und Poeten Francesco Petrarca. Petrarca schildert in seinem Brief, wie er im April 1336 — aus Neugier auf den Ausblick aus so ungewöhnlicher Höhe — auf den Mont Ventoux stieg (eine für das Mittelalter erstaunliche Tat!). Auf dem Gipfel angelangt, ist er zwar vom Ausblick ‘betäubt’, die weitere Schilderung dessen, was er sieht, fällt allerdings recht nüchtern aus. Auf dem Gipfel liest Petrarca eine zufällig aufgeschlagene Stelle der Confessiones des Augustinus. Dort wird die Bewunderung des rein Irdischen verurteilt. Petrarca bereut seine Tat und deutet seinen Aufstieg nachträglich als ein Emporheben seiner Seele zu Gott. Der Brief führt vor Augen, daß Petrarca ein ‘Kind seiner Zeit’ war. Dem Poeten stand weder das Wahrnehmungsmuster noch das Vokabular zur Verfügung, um in eine ergriffene Betrachtung versinken zu können (Gröning 1984, 36f.; Groh/Groh 1989, 65f. bzw. Groh/Groh 1991, 109f.; Ritter 1978 ).

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  7. Für die spätmittelalterliche Mystik hatten die Romantiker eine besondere Vorliebe. Paracelsus wird häufig als Vordenker der Mystik betrachtet (vgl. Schipperges 1989 ). Die wichtigsten und von den Romantikem am häufigsten rezipierten Vertreter der Mystik waren Jacob Böhme (vgl. G. Böhme 1989b ), Meister Eckart und Heinrich Seuse (latinisiert: Suso ).

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  8. In engem Zusammenhang mit der Mystik steht der Pantheismus. In Deutschland war Sebastian Franck der einflußreichste Vertreter (vgl. Wollgast 1972). Zentrale Figuren waren ferner Giordano Bruno (vgl. H. Böhme 1989), der vor allem von Schelling rezipiert wurde, und Baruch Spinoza.

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  9. Der Pietismus hatte insofern einen Einfluß, als es ihm schon im frühen 18. Jahrhundert um die Pflege des Empfmdungsreichtum (allerdings im Verhältnis zu Gott) ging. Der wichtigste und tatkräftigste Repräsentant war August Hermann Francke.

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  10. Goethes “Die Leiden des jungen Werthers” (1774) ist das berühmteste Werk der Sturm-und-Drang-Zeit.

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  11. Erste Naturdarstellungen zeigten sich schon in den Tafelmalereien des hohen Mittelalters, die jedoch auf einzelne Naturgegenstände und kleinste landschaftliche Elemente beschränkt waren. Im späten Mittelalter wurden ganze Landschaften dargestellt. Die Landschaft war hier allerdings ausschließlich Hintergrund für andere Motive.

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  12. Wo keine Wirkung ist, braucht man keine Ursache zu suchen. Hier aber steht die Wirkung fest: der tatsächliche Verfall. In dem Maß, in dem unsere Wissenschaften und Künste zur Vollkommenheit fortschritten, sind unsere Seelen verderbt geworden.“ (Discours I, 15)

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  13. In der Natur sah Rousseau das Göttliche. Pantheistische Vorstellungen wies er allerdings — gemäß seiner katholischen Glaubensüberzeugung — zurück.

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  14. Ausgerüstet mit ‘empfindsamen Reiseführern’ und Rousseaus Roman suchten die Reisenden die beschriebenen Statten und Schauplatze auf, um die geschilderten Naturereignisse nachzuempfinden. Die Literatur wurde zur “Erlebnisfolie”, “zum Begleiter bei der Begegnung mit der Gebirgswelt” (Raymond 1993, 89; vgl. femer Groh/Groh 1989, 55). Erst durch sie war es den damaligen Zeitgenossen möglich, die Natur in der neuen Weise zu erleben. Auch andernorts begann man Ausflüge in die freie Natur zu veranstalten. In England beispielsweise führten Ausflügler dabei stets Claude-Glaser mit sich. Hierbei handelt es sich um einen getönten und gerahmten Spiegel (benannt nach dem französischen Landschaftsmaler Claude Lorrain), mit dem man sich die Landschaft als Bild einfangen konnte (vgl. Kortländer 1977, 37). Auch hier sehen wir den Versuch des Menschen, sich dem Landschaftserleben über eine Folie — diesmal der Landschaftsmalerei -anzunähem.

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  15. Führende Vertreter ‘der’ romantischen Bewegung waren für die Frühromantik (ca. 1790 bis 1800) Ludwig hieck, Wilhelm H. Wackenroder, die Gebrüder August W. und Friedrich Schlegel und Georg P. von Hardenberg (Novalis). Für die Mittlere Romantik (ca. 1800 bis 1815) sind Achim von Arnim, Clemens Brentano sowie die Maler Caspar D. Friedrich und Philipp O. Runge (vgl. Schrade 1931) zu erwahnen. In der Spatromantik (ca. 1815 bis 1830) traten unter anderem Bettina von Arnim und Joseph von Eichendorff hervor. Wesentliche Gedanken ‘der’ Romantiker wurden zudem von Friedrich W. von Schelling (vgl. dazu SchmiedKowarzik 1989) und Friedrich D. Schleiermacher getragen, wobei manche Autoren eher den ersteren und andere eher den letzteren dem engeren Kreise der Romantiker zurechnen wollen. Übersichten über Werke, Ideen und Lehren ‘der’ Romantiker bieten vor allem Kluckhohn (1966), Mühlher (1961), Rehder (1929), Schultze (1911) und Wiese (1968).

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  16. Schultz (1968) zeigt, daß der Begriff’Romantik’ ursprünglich keine Selbstbezeichnung war, sondern von außen, insbesondere von Gegnern, an Romantiker herangetragen wurde. Vgl. ferner Porterfield (1968, 19) und Walzel (1968, 174), die außerdem auf das Problem der Definition von ‘Romantik’ eingehen. Siehe auch Kluckhohn (1966, 7) und Weiß ( 1986, 287 ).

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  17. Gott wurde hier als ein personifizierter Gott gedacht, der seine Allmacht und Größe in der Schönheit und Vollkommenheit der Natur offenbart. Die Natur ist Gottes Antlitz.

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  18. Der romantische Begriff des ‘Erhabenen’ setzt sich von den bis dahin vorhandenen Theorien über das Erhabene ab. Bedeutende Theoretiker des Naturerhabenen sind Dennis, Shaftesbury, Addison, Burke und Kant. Sowohl Edmund Burke (“A Philosophical Enquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful”, erstmals 1757 erschienen) als auch Immanuel Kant (“Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen”, erstmals 1764 erschienen) unterscheiden zwischen dem Erhabenen und dem Schönen und betrachten es als etwas Gegensätzliches. Gemäß Burke bereitet das Erhabene — wenn es aus einer gewissen Distanz wahrgenommen wird — einen gemäßigten Schrecken, es läßt erschaudern (Burke 1980, 72f.; Kant 1991, 5–7). Das Schöne hingegen ist niedlich bzw. zierlich und berührt den Menschen stets angenehm (Burke 1980, 152f. u. 154ff.; Kant 1991, 8). Siehe auch Müller/Tonelli/Homann (1972) und Poenicke (1989). In der Romantik (dies wird insbesondere bei Fr. Schlegel und in theoretischen Abhandlungen Schellings deutlich) kommt es indes zu einer Gleichsetzung von Schönem und Erhabenen: “Für mich sind nur die Gegenden schön, welche man gewöhnlich rauh und wild nennt; denn nur diese sind erhaben, nur erhabene Gegenden können schön sein.” (Fr. Schlegel 1964, 527). Zur “Selbstaufhebung des Erhabenen im Schönen” siehe auch Mathy (1989); vgl. ferner Groh/Groh (1989) und Ullmann/Gotthard ( 1967, 37–54 ).

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  19. Die Ästhetisierung der Natur hatte allerdings auch Wirkungen, die in eine ganz andere Richtung gingen: “Das Bedürfnis nach Natur ist heute ubiquitär. Das sieht man nicht nur an der Bedeutung der Natur in der Werbung, im Tourismus und im Konsum allgemein, sondern auch an der Hochkonjunktur des Wortes ‘Natur’ selbst. Was immer als gut gilt oder als gut gelten soll: es muß Natur sein.” (G. Böhme 1992, 145) Vgl. ferner Bien (1994, 145) und Neumann (1989, 64).

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  20. Bei einigen Lebensreformern, etwa beim Naturheilkundler Adolf Just, wird explizit auf Rousseau verwiesen.

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  21. Bei anderen Lebensreformern erfahrt dieses Thema vielfältige Variationen. Stets werden Luxus, Üppigkeit, Genuasucht und übertriebene Bedürfnisse angeprangert: “Alle die Reisewut und Reisekrankheit unserer Zeit ist ja doch weiter nichts als die Sehnsucht nach Einfachheit, Natur, Ungebundenheit. Wenn man in unserer Ueberkultur mit ihrer Arbeitsteilung, mit ihrer Hast und Erwerbsgier sich nur immer als Maschinenteil füh-len kann, so will man sich draussen in der Natur wieder als Ganzes, als voller Mensch fühlen und Bergluft atmen in einfachen Verhältnissen unter Naturmenschen. (…) Ich halte die vegetarische Bewegung Mr eine berechtigte Gegenwirkung gegen die Ueppigkeit unserer Kultur, gegen das geisttötende Kneipenleben, gegen die blödsinnige Genusssucht (…).” Dr. med. Herm. Klencke: Idealismus und Vegetarismus. In: Vegetarische Rundschau 10 (1890), Heft 5, 136. Vgl. ferner H. Milbrot: Ueber Tafelluxus. In: Vegetarische Rundschau 10 (1890), Heft 10, 311–313, und Heft 11, 339–342; siehe auch August Kruhl: Unser fettes Zeitalter. In: Vegetarische Rundschau 10 (1890), Heft 12, 358–360.

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  22. Die berühmteste unter ihnen ist die von Henri Oedenkoven und Ida Hoffmann gegründete Siedlung des ‘Monte Verità’ bei Ascona. Vor allem Künstler und Intellektuelle zogen sich hier zurück, um ganz im lebensreformerischen Sinne leben und arbeiten zu können (vgl. Conti 1984, 74–86; Landmann 1979 ). Weitere Siedlungen sind die ‘Vegetarische Obstbaukolonie Eden’ bei Oranienburg und die Gemeinschaft Höllkriegelsreuth bei München, wo der Maler Karl W. Diefenbach seine Schüler um sich versammelte.

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  23. Vgl. Schlickeysen (1921, 21f.), der dies folgendermaßen formuliert: “Der Vegetarismus ist die bewußte Harmonie mit der Natur. (…) Der Vegetarismus ist das auf die Gesetze der Natur begründete und nach idealer Vollkommenheit strebende Menschentum in seiner höchsten und reinsten Form. (…) Er ist der Inbegriff der gleichen Gerechtigkeit und gleichen Verpflichtung für Alle, sowohl der Menschen unter einander, als dieser der Natur gegenüber.” Vgl. femer G. Sells: Ueber harmonische Lebensweise. In: Vegetarische Rundschau 12 (1892), Heft 3, 65–68.

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  24. Sie (die Socialöconomie, G.C.) verhält sich daher nicht indifferent gegen die Weiterbewegung (gemeint ist der Fortschritt, G.C.), sondern kraft ihrer Vernünftigkeit reformirt sie die Ziele und Mittel der Bewegung, sie wird zur Kritik des Consums und der Production, sie wird zuletzt socialöconomische Nomothetik. (…) (…) der Zweck der Socialöconomie kann mithin nur im Einklang mit der Natur bestehen und ist mit ihr zu identificiren.“ (Baltzer 1873, 78) Baltzer wollte verhindem, daß der Vegetarismus zu einer einseitigen ‘hygienischen’ Bewegung entartet. Er betonte, daß politische und religiöse Fragen ebenso wichtig seien wie Fragen der gesunden Lebensweise. Vgl. dazu Hugo Zeidler: Der Stand der vegetarischen Sache. In: Vegetarische Rundschau 15 (1895), Heft 11, 336f.

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  25. Die — naturmystisch anmutende — Vorstellung von der Vereinigung mit der Natur war in der lebensreformerischen Nacktkultur besonders stark ausgeprägt (vgl. Krabbe 1974, 102; Ziegler 1990, 9).

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  26. Um die lebensreformerische Idee zu verbreiten, legten ihre Vertreter eine außerordentliche Betriebsamkeit an den Tag. In diesem Zusammenhang sind zahlreiche Publikationen (einschließlich vegetarischer Kochbü-cher), massenhaft verbreitete Flugschriften, öffentliche Vorträge (durch Wanderredner) und umfänglich in-formierende Ausstellungen zu erwähnen. Auch die lebensreformerischen Demonstrationsobjekte wie Re-formhäuser, vegetarische Speisehäuser und Naturheilanstalten können dazugezählt werden (vgl. Frecot 1972, 35; Krabbe 1974, 159–162 ).

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  27. A. Jürgensohn: Ja oder nein? Eine brennende Kulturfrage. In: Vegetarische Rundschau 12 (1892), Heft 10, 293 und 296.

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  28. Darüber hinaus machte man sich die lebensreformerische Idee der Landkommunen-Gründung zu eigen. Zwischen 1918 und 1920 gründete die bündische Jugend in Deutschland an die hundert Siedlungen (vgl. Conti 1984, 116 ).

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  29. Wandervögeln ging es anfangs ausschließlich darum, ihre Freizeit zusammen mit Gleichaltrigen zu verbringen — fem von Vorgaben des Elternhauses und der Schule. Sie wollten ihre Selbständigkeit unter Beweis stellen. Im Unterschied zu Wandervögeln hatten Naturfreunde ein großes Interesse an Bildung. Sie wollten sich beim Wandern anschaulich Ober die Naturphänomene informieren (vgl. Linse 1991, 70–74). Bei den Arbeitern stand die Freude an der Natur im Kontrast zu den Lebens-und Arbeitsverhältnissen in der Stadt. Bei ihren Wanderungen Ober das Land legten sie Zwischenstationen bei anderen Naturfreunde-Kollegen ein und informierten sich Ober deren Lebensverhältnisse. Stets stand hier das sozialpolitische Engagement im Vordergrund (Zimmer 1991, 45–49 ).

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  30. Habekem: Die Wiedergeburt. In: Der Jugend-Bund im G.D.A 19 (1926), 90.unmöglich sein, einen Ährenhahn auszurupfen oder ein Käferlein zur zertreten oderar einem Menschen durch Wort oder Tat wehe zu tun. Unsere Liebe umfaßt alles und wertet alles gleich.’ 1

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  31. E.W. Trojan: Das Wandern als religiöses Erlebnis. In: Der Wanderer. Monatsschrift für Jugendsinn und Wanderlust 6 (1911), 252.

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  32. Die Wanderer wußten sich sehr wohl von den gewöhnlichen Touristen abzugrenzen. Sie waren stolz darauf, sich die Naturschönheiten zu Fuß zu erwandern und auf alle Annehmlichkeiten — auch hinsichtlich der Unterkunft — zu verzichten. Wandervögel unterscheiden zwischen dem Wandervogel, der immer seinen Kochtopf mit sich führt und in der (bzw. mit der) Natur lebt, und dem Tourist, der zu bestimmten Sehenswürdigkeiten reist, sich dort von der Gastronomie bedienen läßt, um dann wieder abzureisen (vgl. Parmentier 1984, 527). Darüber hinaus haben die Wanderer eine Ethik des Wandems entwickelt. Es war selbstverständlich, daß man Lagerplätze so verließ, wie man sie vorfand. Nichts verabscheute man mehr, als das ‘Gebrüll’, das die Touristen in der freien Natur veranstalteten. Vgl. dazu W. Ellenbogens “Ethik des Wanderos” im Naturfreund, 29 (1925), 68–70. Vgl. ferner Neuloh/Zilius ( 1982, 56 ).

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  33. Emst Gaebel: Der Kampf um den Hohenstoffeln. In: Der Zwiespruch, Heft 3, 1921, 46.was wir zum Schutze der heimatlichen Natur tun können; denn soviel ist sicher: Wer die Natur kennenlernt, der lernt sie auch lieben; und wer sie liebt, der beschädigt und zerstört sie nicht.“

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  34. Jürgen Brand: Heimatschutz. In: Arbeiterjugend 3 (1911), 158.

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  35. Ernst Gaebel: Vom Hohenstoffeln. In: Der Wanderer. Monatsschrift für Jugendsinn und Wanderlust 17 (1922), 21f.

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  36. Vgl. dazu Schoenichen (1955, 510). Später rückten die Denkmalpflege, die Pflege überlieferter Bauweise und die Erhaltung völkischen Brauchtums stärker in den Vordergrund (vgl. Linse 1986, 18–41 ).

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  37. Marcuse mußte sich aus dem eigenen Lager den Vorwurf gefallen lassen, bürgerliches Ideengut unkritisch übernommen zu haben (vgl. Holz 1968, 17).

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  38. Die Kommunarden waren in erster Linie arbeitslose Jungakademiker und Sozialberufler. Teilweise befanden sich einige wenige Handwerker unter ihnen.

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  39. Die ersten Vertreter einer Aussteigergesinnung, die es mit der Rückkehr zur Natur wirklich ernst meinten, traten urn 1968/69 auf, als einige Achtundsechziger aus ihrer antikapitalistischen Überzeugung die Konse-quenz zogen, die großen Städte zu verlassen, ein vorindustrielles Landleben zu propagieren und rousseau-istisch-orientierte Öko-Kommunen zu gründen.“ (Hermand 1991, 151)

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  40. In den Vereinigten Staaten herrschten zu jener Zeit ganz andere Größenverhältnisse vor. Vollmar (1975, 9) schätzt die Zahl der Landkommunen Mitte der 70er Jahre auf mindestens 3000. Über die Situation der Landkommunen in den USA (auch in neuerer Zeit) informieren Brinkerhoff/Jacob (1987), Coffin/Lipsey (1981), Fairfield (1972), Houriet (1971) und Jerome (1975).

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  41. Vollmar (1977, 35) — der in den 70er Jahren Landkommunen erforschte — berichtet, daß in den Bücherregalen vieler Landkommunarden Schriften der Romantiker zu fmden waren.

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  42. Vgl. dazu ferner Ebert (1977), Fetscher (1987b, 9), Huber (1984, 10–12), Jarren (1984, 32), Langguth (1984, 10–35), Nowak (1988, 177), van Hüllen (1990, 60–63) und Vogt (1980, 135f.).

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  43. In der ehemaligen DDR gab es offizielle und inoffizielle Ökologiegruppen. Die offiziellen Gruppen gehörten in aller Regel der “Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU)” des Kulturbundes der DDR an. Der Kulturbund wurde bald nach der Staatsgründung eingerichtet, um die verschiedensten Gruppen des bürgerlichen Vereinswesens zusammenzufassen und zu zentralisieren. Im Jahre 1949 wurden Natur-und Umweltschützer verpflichtet, entweder in den Kulturbund oder in andere Massenorganisationen — wie z.B. den ‘Freien deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB)’ — einzutreten. Die inoffiziellen Ökologiegruppen arbeiteten unter dem Dach der Kirche. Als im Jahre 1982 das Gesetz zur Geheimhaltung von Umweltdaten verabschiedet wurde, sahen sich offizielle und inoffizielle Umweltschützer immer starker Repressalien des SED-Regimes ausgesetzt. Nach ‘der Wende’ schlossen sich die meisten Gruppen je nach Ausrichtung entweder dem Naturschutzbund Deutschland oder dem Bund für Umwelt-und Naturschutz Deutschland an. Vgl. dazu Behrens et al. (1993), Gensichen (1994) und Hopfmann (1993).

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  44. Im Jahre 1965 gab sich der Verband den Namen “Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV)”.

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  45. Die Neuorientierung wurde mit dem Beinamen “Verband für Natur-und Umweltschutz” zum Ausdruck ge-bracht.

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  46. Zu dieser Bewußtwerdung dürfte — nebenbei bemerkt — auch die von Ernst Haeckel im Jahre 1866 begründete Lehre der “Oecologie” beigetragen haben. Mit der Erkenntnis, daß Organismen in Beziehung zu der sie um-gebenden Außenwelt stehen und von dieser beeinflußt werden, war die Voraussetzung geschaffen, daß sich ein Bewußtsein für Ökologische Zusammenhänge verbreiten konnte (vgl. Zimstein 1994, 143–146).

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  47. Im Jahre 1980 sollte es noch einen bedeutenden Nachtrag in bezug auf die ‘katastrophale Lage’ der Menschheit geben. Es handelt sich um die von Jimmy Carter in Auftrag gegebene Studie “Global 2000”. Die deutsche Übersetzung erschien 1981. Studien zur Umweltsituation haben sich seither institutionalisiert. Es erscheinen jährlich Berichte zur allgemeinen Situation und zu Spezialbereichen der Umwelt (z.B. ‘Waldschadensberichte’, die im Jahre 1988 in ‘Waldzustandsberichte’ umbenannt wurden), die allerdings nicht mehr die gleiche öffentliche Resonanz finden wie die ersten Berichte zwischen Ende der 60er und Mitte der 70er Jahre.

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  48. Es verwundert nicht, daß gerade diese Lösung propagiert wurde, zumal erste Ansätze hierfür schon in der Gegenkultur der 60er Jahre vorhanden waren und in der Landkommunenbewegung vorgelebt wurden.

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  49. Kretschmann (1995, 83f.) wies darauf hin, wie zentral diese Werke für die Ideologie der Grünen waren und wie sehr sie dort zu einer Moralisierung von Lebensstilfragen führten.

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  50. Vgl. vor allem: Brun, Rudolf (Red.): Der neue Konsument. Der Abschied von der Verschwendung — die Wiederentdeckung des täglichen Bedarfs. Frankfurt 1979; Cramer, Friedrich: Fortschritt durch Verzicht. Ist das biologische Wesen Mensch seiner Zukunft gewachsen? Frankfurt 1975; Galtung, Johan: Weniger Nehmen ist mehr Geben. Neue Entwicklungsstrategien (II): Änderungen innerhalb der Zentrum-Länder. In: Orientierung. Katholische Blätter für weltanschauliche Information 40 (1976), 91; Kaltenbrunner, Gerd-Klaus (Hrsg.): Überleben und Ethik. Die Notwendigkeit, bescheiden zu werden. München 1976; Krüger, Hansfried/Müller-Römheld, Walter (Hrsg.): Bericht aus Nairobi 1975. Ergebnisse, Erlebnisse, Ereignisse. Offizieller Bericht der fünften Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, 23. November bis 10. Dezember 1975 in Nairobi/Kenia. Frankfurt 1976; Linz, Manfred: Was kann der einzelne tun? In: Radius.Kulturzeitschrift zum Weiterdenken 20 (1975), 32–35; Meyer-Abich, Klaus Michael/Birnbacher, Dieter (Hrsg.): Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein. Bedürfnisforschung und Konsumkritik. München 1979; Scherf, Harald: Produktion und Konsum: Was wir ändem können. In: Radius. Kulturzeitschrift zum Weiterdenken 21 (1976), 27–32; Stotzer-Kloo, Helen: Auf der Suche nach einem neuen Lebensstil. In: Reformatio. Evangelische Zeitschrift für Kultur und Politik 25 (1976), 590–594; Traube, Klaus: Wachstum oder Askese? Kritik der Industrialisierung von Bedürfnissen. Hamburg 1979; Weizsäcker, Carl Friedrich von: Gehen wir einer asketischen Weltkultur entgegen? In: Merkur 32 (1978), 745–769; Wenke, Karl Emst/Zilleßen, Horst (Hrsg.): Neuer Lebensstil — verzichten oder verändern? Auf der Suche nach Alternativen für eine menschlichere Gesellschaft. Opladen 1978; Weymann, Volker: Verzicht und Selbstverwirkli-chung: eine Alternative? In: Reformatio 24 (1975), 616–621; Weymann, Volker: Frei zum Verzichten — im Verzichten frei. In: Reformatio 25 (1976), 594–602; Wildbolz, Eduard: Verzichten — eine Maxime christlicher Ethik? In: Reformatio 24 (1975), 631–637.

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  51. Sie sollten jedoch von den biologistisch-kybernetischen Varianten überlebt werden.

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  52. Fritjof Capra wird häufig der New Age-Bewegung zugeordnet. Knoblauch (1993) zeigte, daß es keine Grundlage für eine solche Zuordnung gibt.

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  53. Vgl. z.B. Andreas-Grisebach (1993, 13f.) oder Fromm ( 1976, Kap. 4).

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  54. Ästhetische Landschaft wird (…) nicht ‘in sich fertig’ in der Welt vorgefunden, der von ihr wahrgenommene Ausschnitt wird vielmehr in eine Landschaft verwandelt, sobald der Einzelne sie sich in der Begegnung zur ästhetischen Erfahrung erschließt.“ (Raymond 1993, 9) Simmel (1957, 149) konstatiert, daß es sich bei bestimmten Landschaftsstimmungen nicht um objektive Phänomene, sondern um einen seelischen Zustand des Beschauers handelt. Die Natur ist nicht objektiv schön. Ihre ästhetische Qualität wird erst im Bewußtsein des Rezipienten/der Rezipientin konstituiert. Vgl. dazu die Arbeiten zur Rezeptionsästhetik (vor allem Iser 1975; 1976; Jauß 1977; Warning 1975).

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  55. Das Erfahren von Natur ist somit stets von kulturellen Konstruktionen abhängig (vgl. Bahrdt 1974, 166; Hitzler 1991, 43; Hitzler/Koenen 1992, 1; Jeggle 1985, 9 u. 20; Luckmann 1994 ). Ulrich Beck (1988, 67) schreibt in diesem Zusammenhang treffend, daß “die Bedeutungen von ‘Natur’ nicht gepflückt werden können, sondern entworfen werden müssen”.

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  56. Zivilisatorische Krisen existieren nicht einfach, sondern sie existieren jeweils in der Brechung der Selbstwahrnehmung einer Zivilisation“ (Lübbe 1986b, 11).

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  57. Die Wahrnehmung von Umweltproblemen ist dabei nicht nur von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich (vgl. Hunnius/Kliemt 1993), sie differiert auch innerhalb einer Gesellschaft je nach Schicht, politischem Lager, Wertgemeinschaft etc.

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  58. Ulrich Beck entwickelte den Begriff und die wissenssoziologische Theorie der ‘Risikogesellschaff. Die Ri-sikogesellschaft wird auch als eine “Wissenscharts-, Medien-und Informationsgesellschaft” (Beck 1986a, 61f.) begriffen. Renn et al. (1992, 148–154) belegen eindrucksvoll, wie groß die Bedeutung der Medien fltr die Verbreitung des Wissens von Umweltproblemen ist. Vgl. auch Dunwoody/Peters (1993), Hansen (1995), Lehmann (1995), Vidal (1995), Voss (1995), Frühauf (1995) und Pongratz ( 1992, 106 ).

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  59. Ende der 70er Jahre, als die Ökologiebewegung sich gerade institutionell etablierte und ideologisch for-mierte, erinnerte man sich daran, was die historischen Vorläufer — allen voran die Lebensreformbewegung — hinterlassen hatten. Davon zeugt die im Jahre 1978 von Harald Szeemann organisierte “Monte-Verità-Ausstellung” (vgl. Gorsen 1983, 59). Die Ausstellung fand in Alternativkreisen eine große Resonanz.

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Christmann, G.B. (1997). Über die Entwicklung eines ethischen Verhältnisses zur Natur. In: Ökologische Moral. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95357-5_4

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