Zusammenfassung
J.A. Schumpeter betrachtete Innovation als das wesentliche Agens der wirtschaftlichen Entwicklung überhaupt. Er sah den „(...) fundamentale(n) Antrieb, der die kapitalistische Maschine in Bewegung setzt und hält“.2 Eine Innovation stellt nach Schumpeter immer einen Bruch mit dem Hergebrachten und somit eine Diskontinuität dar. Das wohlfahrtsfördernde gesellschaftliche Neuerungsverhalten ist in marktwirtschaftlichen Systemen gemäß Schumpeter das Produkt innovativer und mit praktischer Phantasie begabter Risiko-Unternehmer3 (Innovatoren). Die Tätigkeit des Innovators ist ein „(...) unternehmerischer Akt der Verwertung einer neuen technologischen Lösung oder Erfmdung“4, der die Volkswirtschaft auf eine nächst höhere Entwicklungsstufe bringt und damit zur gesellschaftlichen Wohlfahrtssteigerung und/oder zu Steigerungen der Produktivität entscheidend beiträgt. Innovation spielen somit eine Schlüsselrolle bei Schaffung und Erhaltung gesellschaftlichen Wohlstandes. Das volkswirtschaftliche Neuerungsverhalten ist nach Schumpeter jedoch nicht als exogene, naturgesetzhafte Größe, sondern als endogen zu erklärender Faktor anzusehen, der von wirtschaftlichen Faktoren (z.B. der Risikoeinschätzungen und den Gewinnerwartungen seitens der Unternehmer1) abhängt und somit auch der politischen Beeinflußbarkeit nicht entzogen ist.
„Wir schneiden die Wurzeln ab, während wir die Äste ausbreiten und das Laub verdichten möchten“
Adam Ferguson,Von der weisen Beschränkung des Staatsmannes (1767)1
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Literatur
Zit. n. Stützei, W., Watrin, C., Willgerodt, H., Hohmann, K. (Hrsg.) (1981), S. 212.
Schumpeter, J.A. (1980), S. 137.
Starbatty erkennt in dem SCHUMPETERschen Unternehmerportrait gar Züge eines Hasardeurs; vgl. Starbatty, J. (1987), S. 171.
Schumpeter, J.A. (1952), S. 138f.
Neuerdings wendet sich die Forschung ausgehend von der auf SCHUMPETER aufbauenden ?Mikro-" Betrachtung des einzelnen Unternehmens oder gar nur von Teilen hiervon der Analyse sog. Technologiesysteme oder development blocks zu, die als dynamische synergistische Cluster innovativer Mikro-Einheiten begriffen werden k?nnen; vgl. hierzu Nelson, R.R., Winter, S.G. (1982); Carlsson, B., Stankiewicz, R. (1991); Hanusch, H., Cantner, U. (1993), S. 38-41; s. hierzu auch unten, Kap. 4.3.1.
Vgl. o.V. (1997f), S. 1372.
Bei dem Versuch, den Begriff ?Innovation" pr?ziser zu fassen, kann insbesondere zwischen einer prozefibezogenen und einer objektbezogenen Sichtweise unterschieden werden; vgl. Henze, M. (1992), S. 11. Bei der objektbezogenen Sichtweise wird auf die Frage abgestellt, welche Merkmale eine bestimmte Entwicklung aufweisen mu?, um als Innovation zu gelten. Hierzu besteht eine Vielzahl unterschiedlicher Auffassungen, wie etwa die J.A. SCHUMPETERS; vgl. Schumpeter, J.A. (1961), S. 91; Schumpeter, J.A. (1952), S. 100 oder die weiter gefa?te C.C. VON WEISACKERs (1980), S. 7. In dieser Untersuchung steht jedoch die prozeJibezogene Sicht im Vordergrund, weil staatliches innovationspolitisches Handeln letztlich immer die Rahmendaten des Handelns der Akteure zu beeinflussen versucht, denn nur über das Handeln der Akteure ist schlie?lich eine Ann?herung an die politisch gesetzten Ziele m?glich. Da? seitens der politischen Akteure zumindest implizite Modelle dessen existieren, was das Objekt Innovation jeweils ausmacht, kann unterstellt werden, doch mu? dies - will man nicht bei allgemeinen semantischen Problemen stehenbleiben - Gegenstand einer Untersuchung im Einzelfall sein und spielt für die hier vorgenommene Herleitung des Begriffes der Innovationspolitik noch keine Rolle.
Henze, M. (1992), S. 11.
Vgl. fir eine ?hnliche Auffassung Henze, M. (1992), S. 12 f.
Vgl. Ullrich, H. (1990), S. 189.
Vgl the boundary between pre-competitive and near-market R D is fuzzy, at best."; Stubbs, P., Saviotti, P. (1996), S. 165.
Vgl. Klodt, H. et al. (1988), S. 45.
Vgl. für kritische Anmerkungen zur Verwendung dieses ?linearen" Verst?ndnisses des Innovationsprozesses bei der EU-Kommission Schneider, R. (1997), S. 165.
Diese Auffassung scheint sich zunehmend in der Innovationsforschung durchzusetzen; vgl. dazu Grupp, H. (1996), S. 179; auch Schmoch, U. ( 1996 ); Grupp, H. (1997).
Vgl. insb. Schmookler, J. (1966).
Vgl. Kaufer, E. (1979), S. 5. Diese von SCHMOOKLER und KAUFER vertretene „Nachfrage-SogHypothese" ist in jüngerer Zeit durch empirische Untersuchungen von ZIMMERMANN bestätigt worden; vgl. Zimmermann, K.F. (1989); vgl. für einen Überblick über Forschungsergebnisse in diesem Bereich Zimmermann, K.F. (1989a).
Vgl. Kaufer, E. (1979), S. 6. Gleichwohl scheint die Kommission der nach der hier vertretenen Auffassung eher unzutreffenden „instrumentalistischen " S.cht von Forschung und Entwicklung als Verfahren gesellschaftlicher Problemlösung anzuhängen, wenn sie sich wie folgt äußert: „However, the answers to many of the major problems now facing society - growth and unemployment, and also health, the environment and mobility - have to be sought in science and technology. This is the purpose behind European research." Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften (1996e), S. 2.
Vgl. Kaufer, E. (1979), S. 5. Man tut vermutlich gut daran, sich bei der Untersuchung der gemeinschaftlichen Forschungs-und Technologiepolitik, die ?vorwettbewerblich" ausgerichtet sein soll und die erfahrungsgem?? meist im Bereich der angewandten Forschung (vgl. Oberender, P., Fricke, F.-U. (1993), S. 330; Reger, G., Kuhhnann, S. (1995)) angesiedelt sind, dieser Tatsachen zu erinnern.
Vgl. für eine weitere Darstellung des nicht-linearen Zusammenhangs von Wissenschaft, Technologie und Innovation Grupp, H. (1996), S. 178-180; Grupp, H. (1997), der ein ?funktionales Referenz-schema der Innovation" erstellt.
Man knnte hier von einem ?FuE-crowding-out-Effekt" sprechen.
Vgl. Kaufer, E. (1979), S. 6. KAUFER stellt in diesem Zusammenhang fest: „Viele Lander mit gerin- gen Wachstumsraten finanzieren nicht zuwenig, sondern zuviel Forschung!"; Kaufer, E. (1979), S. 6.
Vgl. hierzu insb. Kommission der Europ?ischen Gemeinschaften (1995c), S. 9 f.
2 Vgl. Reuhl, G. (1994), S. 115.
Vgl. Starbatty, J. (1994), S. 153.
Vgl. Bangemann, M. (1992), S. 17 f.
Vgl. hierzu etwa Rothwell, R. (1982); Nelson, R.R. (1983); für Deutschland und die EG überblicksartig Reger, G., Kuhlmann, S. (1995), S. 11 - 21.
Vgl. hierzu Oberender, P., Daumann, F. (1995), S. 69 ff.; Dammann F. (1993)
Vgl. zur Ordnungsbindung des EG-Vertrages ausführlicher Oberender, P., Fricke, F.-U. (1993), S. 339-341.
Kommission der Europ?ischen Gemeinschaften (1996), Ziff. 139.
Vgl. umfassender zu den Grundzügen katallaktischen Neuerungsverhaltens Kerber, W. (1991).
Vgl. Oberender, P., Rützer, G. (1987), S. 144.
Vgl. Rpke, J. (1977), S. 121 ff.
Vgl. v. Hayek, F.A. (1969).
Vgl. Schumpeter, J.A. (1980), S. 134 ff.
Vgl. Fehl, U. (1983), S. 65 ff.
Vgl. Hoppmann, E. (1968).
Vgl. v. Hayek, F.A. (1983), S. 287.
Vgl. Wegner, G. (1991), S. 98 ff.
Vgl. Wegner, G. (1991), S. 137 ff.
Vgl. fier eine Gegenüberstellung des katallaktischen und des neoklassischen Fortschrittsverst?ndnisses ausführlich Wegner, G. (1991).
Vgl. hierzu Streit, M.E., Wegner, G. (1988).
Vgl. v. Hayek, F.A. (1969), S. 254.
Vgl. v. Hayek, F.A. (1969a), S. 225.
v. Hayek, F.A. (1969a), S. 226.
Vgl. Wegner, G. (1991), S. 103.
Vgl. Wegner, G. (1991), S. 101. Dies w?re bestenfalls im Rahmen eines neoklassischen Fortschritts-und Wohlfahrtsverst?ndnisses denkbar. Demnach k?nnte ein operationales innovationspolitisches Ziel etwa in der Aussch?pfung des sog. Diffusionspotentials liegen. Dieses Konzept ist jedoch, wie WEGNER schlüssig zeigt, unter evolutorischen Bedingungen nicht tragf?hig. Vgl. Wegner, G. (1991), insb. S. 100 ff.
Der Proze? der spontanen Ordnungsentstehung w?re schlie?lich in dem Moment aufgehoben, in dem die politische Seite sich zu seinem Beherrscher machen würde. Dies h?tte zur Folge, da? der politische Akteur nun selbst innovationsgenerierend t?tig werden mü?te. Die Beseitigung des Prozesses der spontanen Ordnungsentstehung zugunsten einer geplanten Ordnung und ihre Folgen für das volkswirtschaftliche Innovationsverhalten waren an den gescheiterten Zentralverwaltungswirtschaften etwa Osteuropas zu beobachten.
In diesen Zusammenhang geh?rt auch die (im Rahmen dieser Arbeit nicht n?her untersuchte) Frage, ob zu der ?Zielgruppe" der die Innovationspolitik betreibenden Instanz (in dem Fall der vorliegenden Untersuchung die zust?ndigen Organe der EU) nicht die Instanz oder wesentliche Teile hiervon selbst geh?ren, d.h. ob Innovationspolitik - zumindest partiell - selbstreferentiell ist; vgl. zur Selbstreferentialit?t von Technologiepolitik Urban, D. (1988).
Vgl. Oberender, P., Fricke, F.-U. (1993), S. 336; vgl. auch Hoppmann, E. (1968).
Vgl. zum Begriff des Befehls und dem davon zu unterscheidenden des Gesetzes v. Hayek, F.A. (1983), S. 181.
Vgl. Oberender, P., Fricke, F.-U. (1993), S. 336; v. Hayek, F.A. (1983), S: 264 ff.
Regeln müssen langfristig angelegt sein
Sie sind für zukünftige, unbekannt F?lle formuliert sein und dürfen keine Hinweise auf konkrete Personen oder Umst?nde enthalten
Sie müssen für die Zukunft gelten (Rückwirkungsverbot).
Vgl. hierzu auch Kantzenbach, E., Pfister, M. (1995), S. 5-7.
Vgl. v. Hayek, F.A. (1983), S. 270.
Vgl. v. Hayek, F.A. (1983), S. 185.
Vgl. Oberender, P., Fricke, F.-U. (1993), S. 336.
Vgl. Hayek, F.A. (1983), S. 181 ff, insb. S. 184.
Vgl. Oberender, P., Daumann, F. (1995), S. 71.
Vgl. Kofner, S. (1994), S. 260. Die Bedeutung der Effizienz institutioneller Strukturen ftr den Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft ist vor allem von D.C. NORTH hervorgehoben worden; vgl. North, D.C. (1990), S. 69.
Vgl. zum Subsidiaritätsprinzip in der europäischen Forschungspolitik Starbatty, J.Netterlein, U. (1990a); Ziller, G. (1995); Sturm, R. (1996).
Vgl. hierzu Ziller, G. (1995), S. 293 ff.
Vgl. Willgerodt, H. (1966), S. 203 ff.
Vgl. de Tocqueville, A. (1956), S. 206 ff.
Starbatty, J. (1987), S. 163.
Vgl. hierzu auch Hamm, W. (1979), S. 55 f.
Vgl. Starbatty, J. (1987), S. 164.
Willgerodt, H. (1966), S. 205.
Vgl. hierzu eingehend Ullrich, H. (1990), S. 183 ff.
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