Zusammenfassung
Obwohl sich die Überreste der Essener Richtung im Herbst 1922 kaum noch Illusionen über den Zustand der Revolution machten, so hielten sie doch an der Todeskrisentheorie fest, deren reflexartiger Automatismus auf Realitätswahrnehmung nicht mehr angewiesen war: “Furchtbar greift uns alle die Lebensleere an; und wenn die Masse ihr zermartertes Hirn in einem Wust von bürgerlichen degenerierten Zerstreuungen erschöpft, haben wir die Probe aufs Exempel zu machen: unbeirrt, geradeaus, unpersönlich, namenlos, als Maschinen einer neuen Zeit die Hindernisse niederzuringen. Die Organisation unserer Arbeit sorgt dafür, daß wir nicht den Boden verlieren, darauf wir stehen.” 167 Ein Ausbruch aus der verfahrenen Situation, die hier in einer Mischung aus Resignation und Kulturkritik gedeutet wurde, konnte nun nicht mehr in einem explosiven Moment erwartet werden, sondern eher in einer auf Dauer gestellten revolutionären Tätigkeit. “Maschinen einer neuen Zeit” — das Vokabular deutete bereits darauf hin, dass der Impuls des emotionalen Expressionismus nachliess und das Paradigma der Neuen Sachlichkeit sich durchzusetzen begann. Die Hoffnung auf eine zweite Revolution hatte sich zerschlagen, und damit war das Projekt des antiautoritären Linksradikalismus vorerst gescheitert. Doch nicht nur im Politischen, sondern auch für die weitere Lebensführung der Beteiligten ergab sich die Notwendigkeit, nach pragmatischen Lösungen zu suche.
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Siegfried, D. (2004). Epilog. In: Das radikale Milieu. Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93468-0_5
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