Zusammenfassung
Es geht im vorliegenden Buch darum, eine aktuelle und teilweise provokante Staatstheorie politikwissenschaftlich zu begründen. Wie bei jeder wissenschaftlichen Auseinandersetzung stellt sich auch hier die Frage nach dem Beginn. Die Diskussion kann nicht an einem beliebigen Punkt anfangen, weil ansonsten der Anspruch von gesamthafter Wissenschaft — den auch ich erhebe — von vorne herein verfehlt wäre. Bevor der jeweilige Gegenstand einer qualitativen Diskussion zugeführt werden kann, müssen die Bedingungen seiner wissenschaftlichen Produktion abgeklärt werden. Damit sind nicht nur die Interessen des Autors gemeint, sondern auch gesamtgesellschaftliche Kategorien, wie etwa Werturteile und Wahrheit. Die Bedingtheit jedes wissenschaftlichen Engagements im Kontext seines sozialen Systems wird auf diese Weise deutlich. “Das System ist nicht das des absoluten Geistes, sondern des allerbedingtesten derer, die darüber verfügen und nicht einmal wissen können, wie sehr es ihr eigener ist. Die subjektive Präformation des materiellen gesellschaftlichen Produktionsvorgangs, grundverschieden von theoretischer Konstruktion, ist sein Unaufgelöstes, den Subjekten Unversöhntes (...); unwahr, weil ihre Vernunft noch keine ist, ihre Allgemeinheit Produkt partikularer Interessen.” [1] Ich möchte die Gesamtheit dieser sozial produzierten Bedingungen der Wissenschaft als “Methodologie” bezeichnen und den klassischen Begriff der Methode dadurch erweitern, nämlich mit der Frage, “welche Erkenntnisziele und Zielgewichtungen die Wissenschaft verfolgen soll.”
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Literatur
ADORNO, T. W., Negative Dialektik, Frankfurt/M. 1977,22.
CHMIELEWICZ, K., Forschungskonzeptionen der Wirtschaftswissenschaften, Stuttgart 1994,285.
ADORNO, T. W., op. cit., 29.
SARTORI, G., Demokratietheorie, Darmstadt 1992,12f.
HUXLEY, A., Schöne neue Welt, Frankfurt/M. 1986,19f.
Vgl. dazu die Literaturbezeichnungen in der einschlägigen Kapiteln.
Altgriech. “polis” — Stadtstaat.
HABERMAS, J., Die neue Unübersichtlichkeit, Frankfurt/M. 1985, 143.
DAHL, R. A., Democracy and Its Critics, Yale University 1989,279. Ich habe diesen Autor repräsentativ für andere herausgegriffen. Der Aspekt einer abhanden gekommenen Utopie und deren Konsequenzen für den Staat wird uns noch öfters in dieser Arbeit begegnen.
HEGEL, G. W. F., Phänomenologie des Geistes, Frankfurt/M. 1991, 56.
WEBER, M., Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1922,191.
ADORNO, T. W. (Hg.), Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuwied 1969, 19.
HABERMAS, J., Theorie des kommunikativen Handelns, Band 1, Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung, Frankfurt/M. 1981, 18.
REICH, W., Die Entdeckung des Orgons. Die Funktion des Orgasmus, Frankfurt/M. 1972, 158.
DETERS, J., Mensch und Betriebswirtschaftslehre. Zur Entwicklung und Kritik der verhaltenstheoretischen Betriebswirtschaftslehre als individualistisches Wissenschaftskonzept, Stuttgart 1990, 36.
Vgl. MARX, K./ENGELS, F., Gesammelte Werke, Moskau 1987, 172f. Marx spricht hier in seiner Abhandlung Zur Kritik der politischen Ökonomie von eben dieser materiellen Fundierung der Ideologie. Am Beispiel des sozio-ökonomischen Fortschrittes verdeutlicht er dies. “Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der (...) Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muß man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konfliktes bewußt werden und ihn ausfechten.”
Vgl. FUKUYAMA, F., Das Ende der Geschichte, München 1992. An späterer Stelle wird auf solche Konzepte noch bezug genommen werden.
Altgriech. “spectomai” — sehen.
ADORNO, T. W., Negative Dialektik, op. cit., 214.
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Stöger, R. (1997). Methodologische Vorbemerkungen. In: Der neoliberale Staat. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92387-5_2
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