Zusammenfassung
Ist Mani schon im iranischen Manichäismus zu einem erlösenden Gott avanciert, der wie die Gottheiten von dem Lichtvater „geschaffen wurde durch das Wort“ (vgl. Kap. VIII), so wird er in den türkischen Hymnen nicht nur mit gnostischen, sondern auch mit buddhistischen Begriffen verklärt. Schon im parthischen und sogdischen Manichäismus wird er ja mit Buddha, sonderlich mit dem künftigen Buddha Maitreya, gleichgesetzt, von dem die zentralasiatische buddhistische Tradition etwa in der Maitrisimit zu berichten weiß, daß er bereits zu Lebzeiten des Buddha Śākyamuni auf Erden gewandelt sei und von diesem die Weihe zum künftigen Nachfolger erhalten habe.1 Insofern war eine Gleichsetzung Maitreyas mit dem historisch erschienenen, kultisch stets neu gegenwärtigen und zukünftig kommenden Mani nicht schwierig. Ein türkischer Text allerdings (TM 180) hebt den wahren Maitreya, den „Gottessohn“ (t(ä)ngri oγlï), von einem falschen Maitreya ab, der sich als Gottessohn ausgeben und sich durch Trug, List, Zauberei und Hexenkunst hervortun werde.2 Ob dies eine Abgrenzung gegen den buddhistischen Maitreya darstellt, sei dahingestellt. Zwar wird Mani in den folgenden Texten nicht direkt als Maitreya angesprochen, wenn er aber „mein Vater, der Buddha Mani“ genannt wird, so ist der Bezug zum künftigen Buddha keineswegs ausgeschlossen. Ansonsten aber wird Mani ganz im Sinne des Buddha dargestellt. Er hat seinen „Ursprung (töz) im guten Nirvāna“, er hat die „Buddha-Würde“ (burxan qutï) erlangt, er rettet die Lebewesen aus dem leidvollen Kreislauf des samsāra indem er von ihnen Gier und andere befleckende Leidenschaften (nizwani ~ Skr. kleśa) entfernt, er läßt sie die „Arhat-Würde“ (arxant qutï) erlangen und führt sie zum „Reich der Buddhas“ (burxanlar ulušï ~ Skr. buddhabhūmi), zum „Götterland“ (t(ä)ngri yiri). Entsprechend wird er sowohl als „Buddha“ (burxan) wie als „Gott“ (tängri) angeredet.
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Literatur
A. Bombaci, „Qutluγ bolzun“, in: UAJb 36 (1965), 284–291
W. Bang/A. Von Gabain, „Ein uigurisches Fragment über den manichäischen Windgott“, in: UJb 8 (1928), 248–256.
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© 1989 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Klimkeit, HJ. (1989). Türkische Hymnen und Gebete. In: Hymnen und Gebete der Religion des Lichts. Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91073-8_3
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