Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird das Ziel verfolgt, die bisherigen Befunde empirischer Arbeiten zu Erfolgsfaktoren neuer Produkte kompakt darzustellen.19 Aufgrund der Vielzahl bisher zu diesem Thema erschienener Arbeiten, was sich in der mehrfachen Publikation zusammenfassender Aufsätze und Meta-Analysen ausdrückt (Balachandra/Friar, 1997; Hauschildt, 1993; Johne/Snelson, 1988; Lilien/Yoon, 1989; Montoya-Weiss/Calantone, 1994; Mowery/Rosenberg, 1979; Weiss/Neyer, 1990), erscheint es angeraten, die Darstellung eng einzugrenzen und zu strukturieren. Es ist bereits dargelegt worden, dass dies nicht auf der Basis eines geschlossenen theoretischen Konzeptes erfolgen kann, da dieses bisher noch nicht vorliegt (vgl. Abschnitt 1.2). Dazu merkt Hauschildt treffend an:
„Es wurde bereits bei Entwicklung unseres Ordnungsrasters dargelegt, daß ein allgemein verwendbarer theoretischer Ansatz für das Geflecht der Zusammenhänge [zwischen Variablen und Innovationserfolg; d. V.] nicht existiert. Das hat zwei Konsequenzen: Zum einen kann man sich nicht sicher sein, daß man alle relevanten Einflußfaktoren überhaupt erfaßt hat. Zum anderen ist man nicht in der Lage, bestimmte, immer wieder als bedeutungslos erkannte Variablen endgültig auszusteuern und in der weiteren Forschung zu vernachlässigen.“ (Hauschildt, 1993, S. 320)
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Literatur
Von wenigen Ausnahmen (z. B. de Brentani, 1989) abgesehen, werden in den hier zusammengefassten Arbeiten Produktinnovationen im verarbeitenden Gewerbe betrachtet. Problematisch erscheint, dass die „Neuheit“ eines Produktes in den empirischen Arbeiten nicht durchgehend gleich definiert wird und somit die Vergleichbarkeit der Befunde zusätzlich eingeschränkt ist, zumal nicht auszuschließen ist, dass der Innovationsgrad — insbesondere auf der Projektebene — Einfluss auf die Organisation und das Management der Neuproduktentwicklung ausübt (Schlaak, 1999).
Für Befunde zu diesen Aspekten vgl. z. B. zusammenfassend Hauschildt (1993), Montoya-Weiss/Calantone (1994) und Rüdiger (1997) oder speziell z. B. die „NewProd-Arbeiten“ von Cooper (1979a/b, 1980a/b, 1981, 1988, 1990, 1992) und Cooper/Kleinschmidt (1986, 1987a/b/c).
Zu einer kritischen Diskussion der Vergleichbarkeit empirischer NPE-Arbeiten vgl. z. B. Hauschildt (1993), Montoya-Weiss/Calantone (1994), Perillieux (1987) und Rüdiger (1997).
Der NPE-Prozess umfasst die Prozessschritte von der Idee bis zur Markteinführung. Nach Brockhoff (1999a) ist demnach vom Innovationsprozess im engen Sinne zu sprechen. Entsprechend werden Aktivitäten betrachtet, die einzelnen Teilabschnitten dieses Prozesses zuzuordnen sind.
Der englische Ausdruck wurde beibehalten, da u. E. kein äquivalentes deutsches Wort existiert.
Es wird generell von den Arbeiten Coopers und Kleinschmidts gesprochen. Dies gilt auch für selbständige Publikationen eines Autors, da die Arbeiten im Zusammenhang zu sehen sind.
So findet sich die Phasenvorstellung in vielen Handbüchern der Neuproduktentwicklung in Unternehmen, z. B. in denen, die an der Befragung im Rahmen dieser Studie teilgenommen haben. Eine ausführliche Diskussion der Phasenvorstellung erfolgt bei Hauschildt (1997).
Allein diese Tatsache verdeutlicht den großen Einfluss von Cooper und Kleinschmidt auf die NPE-Forschung.
Zur „Loose-Tight-Hypothese“, nach der in frühen Phasen eine wenig formale Prozessgestaltung und ab der Projektdefinition eine strikt formale Prozessgestaltung zu wählen ist (Tebbe, 1990), liegen konträre Befunde vor (vgl. Johne, 1984; Tebbe, 1990 und Albers/Eggers, 1991). Dieser Aspekt steht hier nicht im Vordergrund der Betrachtung. Zu einer ausführlichen Diskussion der „Loose-Tight-Hypothese“ vgl. z. B. Brockhoff (1999b) und Hauschildt (1997).
Neben der Projektorganisation sind weitere Formen der organisatorischen Behandlung der Innovationsfunktion innerhalb und außerhalb des Unternehmens denkbar (vgl. dazu ausführlich Hauschildt, 1997).
Es ist davon auszugehen, dass das Ausmaß des Beitrages einzelner Funktionsbereiche in unterschiedlichen Phasen des Projektverlaufes variiert. Die Frage nach einer möglichst optimalen Verteilung des Ausmaßes funktionaler Beiträge wurde bisher u. E. nicht untersucht.
Zu Eigenschaften erfolgreicher Projektleiter vgl. ausführlich Keim (1997).
In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass der Einfluss sich am Projektergebnis orientierender Anreizsysteme auf den Erfolg neuer Produkte u. E. bisher nicht untersucht worden ist.
Das Ausmaß der Kommunikations- und Interaktionsbeziehungen hängt möglicherweise von der räumlichen Nähe der Teammitglieder ab (z. B. Allen/Fusfeld, 1975). Allerdings trennt diese Variable nicht signifikant zwischen erfolgreichen und nicht-erfolgreichen Unternehmen (Cooper/Kleinschmidt, 1995a). Es wäre daher von Interesse zu analysieren, ob die Bedeutung von räumlichen Distanzen durch das Aufkommen neuer Kommunikationstechnologien abgenommen hat. Einfluss auf mögliche Effekte hat z. B. die Art des zu transferierenden Wissens (Rüdiger/Vanini, 1998).
Zu einer ausführlichen Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Formen der Projektorganisation für die Neuproduktentwicklung vgl. Hauschildt (1997).
Definition und Messung von Unternehmenskultur stellen komplexe und kontrovers diskutierte Sachverhalte in der Literatur dar, deren ausführliche Diskussion an dieser Stelle zu weit führen würde; vgl. dazu z. B. ausführlich Despandé/Webster (1989), Dülfer (1991) und Smircich (1983).
Von dieser Vorstellung sind sich stark an die Anthropologie anlehnende metaphorische Konzeptualisierungen des Kulturbegriffs zu unterscheiden, in denen sich die Unternehmenskultur weitgehend einer Beeinflussung bzw. Steuerung durch das Management entzieht (Smircich, 1983).
Dies ist eine Maßnahme, die in der letzten Zeit von vielen Unternehmen ergriffen worden ist (z. B. die Innovationsolympiade des Unternehmens BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH). Hier zeigt sich beispielhaft, dass einige Erfolgsfaktoren zeitlichen Veränderungen unterliegen können.
Das Promotorenmodell ist in den letzten Jahren stetig erweitert worden, indem neue Promotorenrollen identifiziert wurden (z. B. der Prozess- und der Beziehungspromotor). Vgl. zu dieser Thematik insbesondere die Arbeiten von Hauschildt und Chakrabarti (1988), Walter (1998) und die zusammenfassende Darstellung bei Hauschildt und Gemünden (1999).
In der NPE-Literatur wird dieser Aspekt trotzdem häufig im Zusammenhang mit der Innovationskultur eines Unternehmens diskutiert (Johne/Snelson, 1988).
Konsequenterweise müsste man diesen Aspekt dann dem Gliederungspunkt 2.2.2 zuordnen.
Dieser Gedanke ¡st unmittelbar dahingehend zu erweitern, dass die Existenz innovationsunterstützender Maßnahmen (vgl. die Abschnitte 2.2.1, 2.2.2 und 2.2.4) ebenfalls die Notwendigkeit des persönlichen Einsatzes reduziert.
In der vorliegenden Arbeit wird dieser Sachverhalt dahingehend betrachtet, dass nach dem Umfeld im Unternehmen gefragt wird, in dem diese Personen wirken (z. B. Anerkennung, Förderung etc.). Daher kann man diesen Aspekt der Innovationskultur zuordnen (vgl. Abschnitt 4.2.2).
Eine ausführliche Diskussion theoretischer Grundlagen von Anreizsystemen im Bereich der industriellen F&E findet man z. B. bei Leptien (1996). Zu diesem Themenkomplex vgl. ferner Gedenk (1994).
Die geringe Anzahl von empirischen NPE-Arbeiten zu diesem Aspekt kann möglicherweise auch dadurch verursacht sein, dass zunächst valide Messvorschriften zu entwickeln sind. Ansätze dazu finden sich z. B. in den Arbeiten von Brockhoff (1989) und Weisenfeld-Schenk (1995). Allerdings handelt es sich dabei nicht um NPE-Arbeiten, die hier betrachtet werden. Daher wird auf die Darstellung der Befunde verzichtet. Interessant ist ferner, dass ein Methodenbias bei der inhaltlichen Bestimmung von Unternehmensstrategien festgestellt wurde (Brockhoff/Leker, 1998; Abschnitt 3.1.1)
Auffällig ist in der Arbeit von Thamhain (1990), dass die entsprechende Variable positiv mit der Erfolgseinschätzung des „senior management“ korreliert. Dies kann als Anhaltspunkt für die Existenz eines Informant Bias gelten (vgl. Abschnitt 3.3.2).
Eine ausführliche Zusammenfassung und Diskussion der wichtigsten Arbeiten zu diesem Aspekt findet man bei Köhler (1993) und Schlaak (1999).
Im Pfadmodell von Schlaak (1999) kommt es zu signifikanten Einflüssen des Markt-Innovationsgrades auf die unterschiedlichen Dimensionen des betriebswirtschaftlichen Innovationsgrades.
Optimale Neuheitsgrade aus Sicht des Marktes lassen sich aus Risikoüberlegungen ableiten, wobei sich das Risiko in der zunehmenden Ertragsvarianz bei ansteigenden Neuheitsgraden ausdrückt (Brockhoff, 1999a). Es ist zu betonen, dass Synergien aus Sicht des Unternehmens („betriebswirtschaftlicher Innovationsgrad“ in der Terminologie von Schlaak, 1999) bestimmt werden. Beide Konzepte sind somit voneinander verschieden.
Zumindest ist anzumerken, dass insbesondere in neueren NPE-Arbeiten methodische Fortschritte zu erkennen sind. Dies betrifft vornehmlich die Bildung von Konstrukten zur Messung von Inhalten (z. B. Song/Parry, 1997) und in Ansätzen auch die Befragung mehrerer Informanten pro Unternehmen (z. B. Song/Montoya-Weiss/Schmidt, 1997; Souder/Buisson/Garrett, 1997).
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Ernst, H. (2001). Befunde der bisherigen empirischen NPE-Forschung. In: Erfolgsfaktoren neuer Produkte. Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Forschung, vol 95. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86902-9_2
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