Zusammenfassung: Erwartungen als Modelle auf individueller und struktureller Ebene

Zusammenfassung

Das Forschungsziel der vorliegenden Arbeit bestand in der Explikation der Charakteris-tika von Erwartungen im betriebswirtschaftlichen Kontext. Es wurde gezeigt, dass der Erwartungsbegriff zwar allgegenwärtig ist, jedoch in einer Vielzahl unterschiedlicher Formen, Ausprägungen und Definitionen thematisiert wird. Um die Grundlagen für ein einheitliches Begriffsverständnis, das die Basis für die Ableitung von Beeinflussungsmechanismen bilden kann, zu schaffen, bestand die Notwendigkeit einer Präzisierung des Erwartungsbegriffs und einer Ableitung einer entsprechenden Modellierung des Erwar-tungsbildungsprozesses. Da Erwartungen in betriebswirtschaftlichen Quellen entweder Konzeptionalisierungen unterliegen, die aufgrund der strengen Annahmengerüste kaum Realitätsnähe aufweisen, wenig präzise oder unter oberflächlichem Rekurs auf andere wissenschaftliche Disziplinen erörtert werden, wurde deutlich, dass das Forschungsziel der vorliegenden Arbeit die Aufarbeitung und Integration von Erkenntnissen der Entscheidungstheorie, Psychologie und Soziologie erforderlich macht. Eine Ausnahme hiervon bildet die Hypothese rationaler Erwartungen — diese allerdings auch eher im Sinne einer normativen Leitfigur, denn einer Theorie der Erwartungsbildung: Sie stellt den Idealfall der Erwartungsbildung dar, der zu Rationalität in Bezug auf den Erwartungsbil-dungsprozess und die Erwartung als Ergebnis des Prozesses, d.h. unter Berücksichtigung aller vorhandenen Informationen zu unter den gegebenen Bedingungen adäquaten Erwartungen führt. In der vorliegenden Arbeit wurde jedoch auch gezeigt, dass die Erreichung dieses Idealfalls aufgrund von Beschränkungen der Fähigkeiten und Fähigkeiten zur Nutzung der Fähigkeiten des Akteurs sowie des Einflusses interner Zustände nicht der zu beobachtenden Realität entspricht.

When I came home I expected a surprise and there was no surprise for me, so, of course, I was surprised.

Wittgenstein (1987), S. 90