Zusammenfassung
Im Verlauf bestimmter Lebensphasen gilt es typische Entwicklungsaufgaben zu bewältigen, die als Anstoß für Lern- und Anpassungsprozesse gesehen werden können und den Entwicklungsfortschritt des Individuums beeinflussen (vgl. Keller 1997, S. 627). Diese Aufgaben entstehen zum Teil aufgrund biologischer Reifungsprozesse und werden von der Gesellschaft oder dem jeweiligen sozialen bzw. kulturellen System definiert. In den Entwicklungsaufgaben werden Themen und Probleme angesprochen, mit denen sich ein Individuum im Laufe seines Lebens auseinander setzten muss. Daraus folgen unter anderem Konflikte und krisenhafte Zustände, deren erfolgreiche Bewältigung zu persönlicher Zufriedenheit bzw. deren erfolglose Bearbeitung zu Unzufriedenheit, sozialem Druck oder im Extremfall zu psychischen Störungen führen kann. Dass dieses Spannungsverhältnis von den Individuen unterschiedlich gelebt und aufgelöst wird, steht außer Frage. Bislang blieb jedoch an dieser Stelle der Einbezug der Geschlechterperspektive außen vor. In diesem Beitrag soll nun diese Perspektive aufgenommen werden und in die Diskussion um das Entwicklungsaufgabenkonzept mit einfließen, das als Baustein der Bildungsgangtheorie betrachtet wird. Ziel ist hierbei das kulturelle System der Zweigeschlechtlichkeit als Hintergrundfolie darzustellen, in dem zum einen Deutungs- und Bearbeitungsversuche von Entwicklungsaufgaben stattfinden und in das zum anderen gesellschaftliche Anforderungen, Werte und Normierungen eingebettet sind.
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Winheller, S. (2005). Deutung und Bearbeitung von Entwicklungsaufgaben aus der Perspektive des kulturellen Systems der Zweigeschlechtlichkeit. In: Schenk, B. (eds) Bausteine einer Bildungsgangtheorie. Studien zur Bildungsgangforschung, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80754-0_16
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