Zur Standortbestimmung von Bürgerstiftungen und Zivilgesellschaft

Zusammenfassung

Sowohl im Lichte der neueren Ergebnisse der Dritter-Sektor-Forschung als auch im Kontext der öffentlich-politischen Debatte über Bürgerengagement und Zivilgesellschaft gewinnen die Stiftungen insgesamt, insbesondere aber die seit einigen Jahren auch in Deutschland entstehenden Bürgerstiftungen an Beachtung und Bedeutung. Es ist nicht zu übersehen, dass die Stiftungen im Verhältnis zu den weitaus zahlreicheren übrigen institutionellen Akteuren der Zivilgesellschaft seit einigen Jahren eine überproportionale öffentliche Wahrnehmung erfahren. Sichtbarer Ausdruck davon ist die 2000 und 2002 erfolgte Neufassung wesentlicher gesetzlicher Rahmenbedingungen, die sich in beiden Fällen fast ausschließlich auf die Stiftungen beschränkte, während dringende Reformvorhaben, die den gesamten Dritten Sektor betreffen, etwa die Neukonzeption des Steuerrechts der nicht steuerpflichtigen Körperschaften — ursprünglich als dritte Stufe des Reformvorhabens postuliert — auf der Strecke geblieben sind. Dieser Befund liefert zugleich die Erklärung, indem dem Gesetzgeber offensichtlich mehr an der Gewinnung zusätzlicher Finanzmittel für im weitesten Sinne öffentliche Aufgaben als an der Stärkung einer staatsunabhängigen Zivilgesellschaft gelegen war.