Zusammenfassung
Der Bevölkerung stand der Ersten Republik ein breites Spektrum an Tageszeitungen zur Verfügung. In Wien erschienen täglich durchschnittlich an die 30 Titel, aber auch in den übrigen Bundesländern erhöhte sich nicht nur das Zeitungsangebot, sondern auch die Zahl der Erscheinungsorte. Öffentlichkeit – breite Öffentlichkeit – wurde vor allem über die Tagespresse hergestellt. Doch nur wenige Zeitungen wurden der Herausforderung, die Bevölkerung in die junge demokratisch-republikanische Gesellschaft zu integrieren, gerecht. Vielmehr kündigte sich die Zerstörung der Demokratie bereits mitten in der Konsolidierungsphase des Zeitungsmarktes an. Während sich in der Metropole Wien die medienvermittelte Öffentlichkeit polarisierte, indem die eine, anfänglich eher diffuse bürgerlich-antimarxistische Seite ihre Berührungsängste gegenüber antiparlamentarischen und faschistischen Bewegungen abbaute und auf der anderen Seite sozialdemokratische und liberale Haltungen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Antifaschismus reduziert wurden, radikalisierte sich in den Bundesländern die Tagespresse als wichtigster Träger von Öffentlichkeit in einem bislang ungekannten Ausmaß: Mehr als die Hälfte der Gesamtauflage wurde von Zeitungen abgedeckt, die offen mit dem Nationalsozialismus sympathisierten, insgesamt 80 Prozent vertraten einen antidemokratischen Kurs.
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Melischek, G., Seethaler, J. (2019). Die österreichische Tagespresse der Ersten Republik. In: Karmasin, M., Oggolder, C. (eds) Österreichische Mediengeschichte. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23421-8_2
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