Zusammenfassung
Während residentielle Mobilität aufgrund von beruflichen und familiären Veränderungen leicht nachzuvollziehen ist, scheint ein Umzug angesichts einer Viktimisierungserfahrung erklärungsbedürftig. Der vorliegende Beitrag untersucht Einflussfaktoren auf das Entstehen eines Umzugswunschs und das tatsächliche Umzugsverhalten von Wohnungseinbruchsopfern. Dazu werden die Daten einer Befragung von N = 1329 Betroffenen benutzt, welche in fünf deutschen Großstädten durchgeführt wurde. Fast ein Viertel (22,0 %) dieser Einbruchsopfer wäre gern aufgrund der Tat umgezogen bzw. hat dies getan. Im Ergebnis zeigt sich, dass sich in Bezug auf die Umzugsneigung die psychische Belastung und die allgemeine Vulnerabilität der Betroffenen signifikant auswirken. Tatmerkmale bleiben dagegen ohne Einfluss. Hinsichtlich der Frage nach dem tatsächlichen Umzugsverhalten werden Restriktionen als relevant ausgewiesen.
Abstract
Relocating due to family or work related reasons is a justifiable behavior; moving house because of the impacts of being victimized, however, still requires an explanation. The present article analyzes which factors influence the desire to move and the actual moving behaviors of individuals after experiencing a residential burglary. The survey data of N = 1329 burglary victims were used, which was undertaken in five large cities in Germany. Almost one quarter (22.0%) of the victims wanted to move because of the burglary or did so. Results indicate that the tendency to move is affected by psychological strain and general vulnerability of the victims. In contrast, characteristics of the offence had no impact. With regard to the actually moving behavior, restrictions were deemed as a relevant factor.
Notes
Die Studie wurde durch die Städte Berlin und Bremerhaven sowie durch den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. kofinanziert.
Der Rückgriff auf Fälle aus dem Jahr 2010 war notwendig um sicher zu stellen, dass die überwiegende Mehrheit der Strafakten dem Forschungsvorhaben zur Verfügung gestellt werden konnte und nicht noch für polizeiliche Ermittlungen bzw. bei Gericht benötigt wurde.
Die Antworten des offenen Antwortformats sind für die Operationalisierung nicht relevant, da jede/r Befragte/r, der offen einbruchsspezifische Gründe nannte, auch von den vorgegebenen Gebrauch machte.
Die anderen möglichen Gründe waren: „Mein Partner bzw. meine Partnerin wollte aufgrund der Tat ausziehen“; „Eine andere Person als mein Partner bzw. meine Partnerin wollte aufgrund der Tat ausziehen“; „Ich war mit der Wohnung bzw. dem Haus unzufrieden (z. B. zu klein, zu laut, zu alt etc.)“; „Die Zusammensetzung des Haushalts hat sich geändert (z. B. durch Scheidung oder Geburt eines Kindes)“; „Es hat sich beruflich etwas geändert“; „Die Zusammensetzung der Nachbarschaft hat mich gestört“; „In meinem Wohngebiet nahm die Kriminalität zu“.
Dabei handelte es sich um folgende Antworten: „Ich fühle mich bis heute beobachtet, weil ich nicht weiß was er/sie in meiner Wohnung gemacht haben (versteckte Kameras habe ich viel gesucht)“; „Unsicherheit wegen Parterre-Wohnung“; „Es könnte wieder passieren und das wollte ich vermeiden.“; „… den beratungsresistenten Backshopinhaber, der allen Leuten aufmacht“; „Nehme die Wohngegend zunehmend als unsicher wahr“; „Ich wäre gerne in ein höheres Stockwerk gezogen, aber nicht so dringend, daß ich dafür sehr viel in Kauf genommen hätte.“.
Befragte, die keinen vollendeten Wohnungseinbruch erlebten, bekamen bezüglich des Stehlguts den Wert null zu gewiesen.
Einschränkend sei angemerkt, dass die Anwesenheit nicht gleichbedeutend mit einer Begegnung mit dem/der Täter/in ist.
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Wollinger, G.R. Wer will weg und wer geht?. SozProb 28, 127–147 (2017). https://doi.org/10.1007/s41059-017-0029-4
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