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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Ein bislang gesundes 1-jähriges Mädchen wurde mit seit 4 Tagen bestehendem Fieber und einem Erythem, verbunden mit einer Schwellung des linken Mittelfingers in ein Krankenhaus eingeliefert. Eine bakterielle Infektion wurde vermutet und eine intravenöse Cefazolintherapie begonnen. Während der folgenden 36 Stunden kam es jedoch nicht zur Entfieberung. Der Finger wies sichtbare Vesikel auf und die Fingerspitze wurde blass (Abb. A und B). Die Anamnese ergab, dass das Kind oft an den Fingern lutschen würde. Die genaue Untersuchung der Mundhöhle deckte prompt eine gingivale Entzündung und Zungenläsion auf (Bild C, Pfeil).

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Finger mit Blasen und blasser Fingerspitze bei einem 1-jährigen Mädchen (A, B). Die Zunge weist eine Läsion auf (C, Pfeil)

© N Engl J Med 2018;378:563

In der Materialprobe aus einer oralen Läsion konnte per Polymerasekettenreaktion Herpes-Simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) detektiert werden. Primäre HSV-1-Infektionen der Mundhöhle bei Kindern verursachen häufig eine Gingivostomatitis und Fieber. Bei daumen- und fingerlutschenden Kindern kann es in der Folge zu einer digitalen HSV-Infektion kommen, die als herpetischer Whitelow (Umlauf) bekannt ist.

Bei diesem Mädchen wurde Cefazolin abgesetzt und Aciclovir intravenös eingeleitet. Innerhalb von 2 Tagen begannen sich die Symptome zu bessern und die Behandlung wurde anschließend auf orales Valaciclovir umgestellt. Die Patientin konnte schließlich nach Hause entlassen werden und erhielt eine insgesamt 10-tägige antivirale Therapie. Bereits 9 Tage nach Entlassung waren sämtliche Auffälligkeiten verschwunden.