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Scheinerinnerungen und „false memory“ – aktuelle rechtliche Fragen an die Aussagepsychologie

Recovered memory and false memory—current legal questions for psychology of evidence

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Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie Aims and scope Submit manuscript

An Erratum to this article was published on 13 March 2019

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Zusammenfassung

Die Fristen für die Verjährung der Verfolgung von Sexualstraftaten wurden in den letzten 20 Jahren extrem verlängert. Als Folge davon wird die Strafjustiz zunehmend mit Fällen befasst, in denen die Taten sehr lange zurückliegen. Der Beitrag fragt, ob die als Goldstandard eingesetzte Methode der „Nullhypothese“ noch tragfähig ist, um zu beurteilen, ob in solchen Fällen die Aussagen der Opfer glaubhaft sind, und versucht, neue Forschungsaufgaben an die Aussagepsychologie zu formulieren.

Abstract

The limitation periods for the prosecution of sexual offences have been extremely extended in the last 20 years. As a result, criminal justice is increasingly confronted with cases in which the offences occurred a long time ago. This article examines whether the null hypothesis method used as the gold standard is still viable in order to assess whether the victims’ statements are credible in such cases and tries to formulate new questions for the psychological research.

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  • 13 March 2019

    <Emphasis Type="Bold">Erratum zu:</Emphasis>

    <Emphasis Type="Bold">Forens Psychiatr Psychol Kriminol 2019</Emphasis>

    <ExternalRef><RefSource>https://doi.org/10.1007/s11757-019-00527-6</RefSource><RefTarget Address="10.1007/s11757-019-00527-6" TargetType="DOI"/></ExternalRef>

    Die Originalpublikation dieses Beitrags weist einen Fehler auf, der hier korrigiert werden soll.

    Die Aussage „Dies zeigt sich z. B. auch darin, dass schon die genannten Autoren Steller und Volbert Teile ihres

Notes

  1. Vgl. Der Spiegel vom 22.04.2017.

  2. Für die rechtliche Prüfung einer posttraumatischen Belastungsstörung bei Asylanträgen s. Präsentation des BAMF bei http://news.eformation.de/client/media/193/data/30568.pdf (zuletzt aufgerufen am 18.09.2018); für Standards zur Begutachtung psychisch reaktiver Traumafolgen in aufenthaltsrechtlichen Verfahren vgl. https://www.ntfn.de/wp-content/uploads/2010/12/Standards_Trauma1.pdf (zuletzt aufgerufen 18.09.2018); für die Begutachtung in sozialrechtlichen Fragen „anhaltspunkte“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/anhaltspunkte-gutachter.pdf?__blob=publicationFile (zuletzt aufgerufen 18.09.2018); vgl. auch BSG, Beschluss vom 01. April 2014 – B 9 V 54/13 B –, Rn. 12, juris.

  3. Immer wiederkehrende Wortwahl des BGH schon seit Urteil vom 09. Februar 1957 – 2 StR 508/56 –, BGHSt 10, 208–217.

  4. Aus Platzgründen darf auf die Darstellung der Gesetzeshistorie in den Kommentaren zum StGB und die Vergleiche der Gesetzesfassungen z. B. bei beck-online.de oder juris.de verwiesen werden.

  5. BGH 1 StR 618/98 – Urteil v. 30. Juli 1999, BGHSt 45, 164, Rdn. 12 juris.

  6. „Wormser Kinderschänder“ und „Montessori“; bei Wikipedia.de finden sich ordentliche Zusammenfassungen dieser Verfahren; auch das der BGH-Entscheidung zugrunde liegende Verfahren des Landgerichts Ansbach gehört in diese Reihe.

  7. Praxis der Rechtspsychologie 1999, 46 ff.

  8. Im oben skizzierten „typischen Fall“ waren das Tagebuchaufzeichnungen des Kindes; infrage kommen z. B. auch medizinische Befunde und Äußerungen gegenüber Dritten aus der Tatzeit.

  9. Ständige Rechtsprechung seit BGH, z. B. Beschluss vom 07. Juni 1979 – 4 StR 441/78 –, BGHSt 29, 18 ff.

  10. Nochmals: BGHSt 45, 164 ff.

  11. A. a. O., Fußnote S. 47: „Ein III. und IV. Komplex von (insgesamt 9) Fragen über das primäre Glaubwürdigkeitsgutachten und die darauf bezogene Methodenkritik durch Prof. Sch. wird hier nicht veröffentlicht, da diesbezügliche Vorbehalte der Erstgutachterin nicht ausgeräumt werden konnten.“

  12. Vgl. zum Unwissenstand auch Köhnken, „Mythen und Missverständnisse bei der Beurteilung von (Zeugen‑)Aussagen“ In N. Saimeh (Hrsg.), Kriminalität als biographisches Scheitern. Forensik als Lebenshilfe?, S. 50–62, Bonn: Psychiatrie-Verlag.

  13. https://osf.io/phtye/, 20.07.2015; vgl. auch Welt am Sonntag v. 30.08.2015 S. 57, „Wackelige Befunde“.

  14. Es sei an das geflügelte Wort erinnert: „Die am besten erforschte Spezies sind Labormäuse und Psychologie-Stundeten“; Letztere sind z. T. zwangsverpflichtet, an Studien teilzunehmen.

  15. Steller/Vobert a. a. O. S. 78 f. benennen 40 Kinder im Alter von 3 bis 15 Jahren, 75 Kinder im Alter von 4 bis 16 Jahre und, 98 Transskripte (!) von Aussagen von Kindern zwischen 4 und 13 Jahren, wobei diese Studie gerade die Fälle ausgeklammert hat, die vorliegend von Bedeutung sein könnten, a. a. O. S. 79 Fußnote 18; vgl. auch die Kritik an der Aussagekraft solcher Studien insgesamt a. a. O. S. 78 ff.

  16. Webster u. a.; deutsche Version Müller-Isberner et al. Haina 1998.

  17. http://hcr-20.com/hcr/wpcontent/uploads/2013/03/HCR-20-Annotated-Bibliography-Version-12-January-2014.pdf; ferner HCR-20V3, Gießen 2014, Vorwort ix ff.

  18. Müller/Fromberger/Jordan FPPK 2015, 130, online publiziert 09.06.2015, mit zahlreichen Nachweisen.

  19. Offenbar kaum rezipiert ist eine Folgeentscheidung zur „Nullhypothese“, zu der sich der BGH alsbald veranlasst sah:

    „Die Nullhypothese sowie die in der Aussagebegutachtung im Wesentlichen verwendeten Elemente der Aussageanalyse (Qualität, Konstanz, Aussageverhalten), der Persönlichkeitsanalyse und der Fehlerquellen- bzw. der Motivationsanalyse sind gedankliche Arbeitsschritte zur Beurteilung der Zuverlässigkeit einer Aussage. Sie sind nicht nur in einer [Hervorhebung durch den Verf.] Prüfungsstrategie anzuwenden und verlangen keinen vom Einzelfall losgelösten, schematischen Gutachtenaufbau (Fortführung BGH, 30. Juli 1999, 1 StR 618/98, BGHSt 45, 164).“ BGH, Beschluss vom 30. Mai 2000 – 1 StR 582/99 –, juris.

  20. Vgl. Kröber, FPPK 2015, 193: „[…] und die 5 % seines Handwerks ausübt, die man Kunst nennen könnte.“

  21. Erinnert sei daran, dass keines der Realkennzeichen für sich genommen hinreichend validiert ist, um eine Aussage über die Glaubhaftigkeit zuzulassen, und es gibt auch kein Rating oder Scoring, wie viel Realkennzeichen mit welcher Güte vorliegen müssen, um die Aussage als insoweit glaubhaft zu qualifizieren.

  22. Shaw/Porter „Construction Rich False Memories […]“, zit. nach http://pss.sagepub.com/content/26/3/291; vgl. auch Niehaus, „Zur Anwendbarkeit inhaltlicher Glaubhaftigkeitsmerkmale […]: Simulationsstudie mit Kindern als Verkehrsunfallopfer“, Frankfurt 2001, zit. nach http://www.peterlang.com/detail/buch/21570/5/3/36940/.

  23. BGH 2 StR , noch unter dem Vorsitz von Prof. Fischer.

  24. Schon seit BGH vom 08. März 1955 – 5 StR 49/55 –, BGHSt 7, 238, ständig wiederholt, vgl. z. B. BGH, Entscheidung vom 26. April 1955 – 5 StR 86/55 –, BGHSt 8, 113–125 und BGH, Beschluss vom 19. November 2014 – 4 StR 497/14 –, juris.

  25. Die Schlichtheit kann man schon erkennen, wenn man bei Wikipedia – wo es oft gar nicht schlicht zugeht – das Stichwort „Nullhypothese“ aufruft.

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Wolf, T. Scheinerinnerungen und „false memory“ – aktuelle rechtliche Fragen an die Aussagepsychologie. Forens Psychiatr Psychol Kriminol 13, 136–141 (2019). https://doi.org/10.1007/s11757-019-00527-6

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