Zusammenfassung
Hintergrund
Der Anteil pflegebedürftiger Menschen mit Migrationshintergrund wird zunehmen und die Nachfrage nach qualifizierten Pflegekräften steigen. Bislang fehlen jedoch Überlegungen und Konzepte, die die Pflegesituation für Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund und professionell Pflegende bedarfsgerecht und kultursensibel ausrichten.
Ziel der Arbeit
Anhand einer Pflegeschulung für pflegende Angehörige mit Migrationshintergrund und einer Kompetenzbildung für professionell Pflegende werden folgende Fragen adressiert: Welche Inhalte sollte die Schulung/Kompetenzbildung berücksichtigen? Wo liegen die Grenzen in der Planung und Durchführung und was sind Verbesserungsvorschläge für die Umsetzung und Implementierung?
Material und Methoden
Die Entwicklung der Schulung und Kompetenzbildung erfolgte auf der Grundlage einer Bedarfs- und Ressourcenanalyse (in Form einer systematischen Literaturrecherche, eines Expertenworkshops und der Anwendung einer qualitativen Methode in Form von semistrukturierten Interviews mit pflegenden Angehörigen mit Migrationshintergrund). Die Ergebnisse und Erkenntnisse flossen in ein Schulungsmanual, welches für andere Zielgruppen und Settings Anwendung findet.
Ergebnisse und Diskussion
Es wurde ein transkulturelles Modulhandbuch für den Gebrauch in der ambulanten Pflege entwickelt und erprobt. Dieses besteht aus einem Abschnitt für eine Schulung pflegender Angehöriger und einem Abschnitt zur Kompetenzbildung professionell Pflegender. Es ermöglicht die Planung, Vorbereitung und Durchführung der Schulungen und enthält theoretisches Hintergrundwissen, praktische Übungen und didaktische Hinweise. Bei der Anwendung des Manuals sollten jedoch frühzeitig die Ansprache der Zielgruppe und die Durchführung der Schulungen geplant und auf die individuellen Bedarfe der Teilnehmer eingegangen werden.
Abstract
Background
The proportion of people in need of care with a migration background and therefore the demand for qualified nursing staff will increase. So far, however, considerations and concepts aiming to improve the care situation (including cultural sensitivity) for people in need of care with a migration background are lacking.
Objective
The following questions are addressed on the basis of care training for relatives with migration background and competence development for health care professionals: What content should the care training/competence development take into account? What are the limits regarding planning and implementation, and what are the suggestions for improvements?
Materials and methods
The development of care training and competence development was based on a needs and resources assessment (in the form of a systematic literature review, an expert workshop, semistructured interviews with relatives with migration background who are providing nursing care). A training manual that has been published includes research results and findings and is applicable to other target groups and settings.
Results and discussion
A transcultural training manual was developed and tested for use in outpatient care. It consists of two parts: training for relatives providing nursing care and competency training for health care specialists. It enables the planning, preparation, and implementation of training courses and includes theoretical background knowledge, practical exercises, and didactic advice. When using the manual, however, the target group should be planned at an early stage and individual needs and resources of course participants should be taken into account.
Notes
Im Folgenden wird der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ verwendet, welcher laut dem Statistischen Bundesamt [13] Personen meint, die selbst oder bei denen mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt.
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Förderung
Die Studie wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
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Interessenkonflikt
J. Buchcik, U. Gaidys, J. Westenhöfer, K. Kern und C. Petersen-Ewert geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die beschriebenen Schulungen einschließlich der anonymen Verwendung von Forschungsdaten sind Bestandteile des gesamten Vorgehens im Projektverlauf, dem die Ethikkommission der HAW Hamburg (Vertreten durch den Forschungsausschuss) zugestimmt hat.
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Buchcik, J., Gaidys, U., Westenhöfer, J. et al. Pflegeschulungen für Angehörige mit Migrationshintergrund und Kompetenzbildungen für professionell Pflegende. Präv Gesundheitsf 13, 345–352 (2018). https://doi.org/10.1007/s11553-018-0645-2
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11553-018-0645-2
Schlüsselwörter
- Kultursensible Pflege
- Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund
- Schulungen
- Kompetenzbildung
- Schulungsmanual