Chronisch kranke Kinder können heute in der Regelschule den Unterricht besuchen, ihre Betreuung verunsichert allerdings bisweilen das System. Immerhin sind das statistisch gesehen ein bis zwei Kinder pro Klasse. Sonderregelungen wie beispielsweise mehrere kurze Pausen, um Zucker zu messen und Insulin zu spritzen, die Erlaubnis, einen Laptop zu benützen oder vom Turnunterricht befreit zu werden, werden da oft verweigert oder erst mit hohem bürokratischem Aufwand möglich.

Der Schularzt ist oft nur einmal in der Woche für ein bis zwei Stunden anwesend. Das ist zu wenig. In Oberösterreich beginnt im Herbst ein Pilotprojekt, in dem eine Lehrkraft als Gesundheitsvertrauensperson geschult wird und dann bei Bedarf Betroffene betreut. Sinnvoller, international erprobt und vom Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband auch immer wieder zur Diskussion gestellt, wäre eine täglich anwesende School Nurse. Wie die Erfahrungen vor allem im angloamerikanischen Raum zeigen, kann eine School Nurse nicht nur in der Betreuung von chronisch kranken Kindern oder in Akutfällen kompetent und schnell eingreifen, sie ist auch eine Vertrauensperson und Ansprechpartnerin für alle Schüler, wenn es um Gesundheitsfragen geht.

Wie wenig Ahnung von den Kompetenzen und Möglichkeiten des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege aber auch von den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen in der Schule manch ein politischer Entscheidungsträger hat, zeigt sich exemplarisch an einer Aussage des österreichischen Bildungsministers Heinz Fassmann zu dem Vorschlag eine School Nurse in jeder österreichischen Schule zur etablieren: „Die Frage ist, ob eine Nurse dauerhaft in einer Schule sitzt und dort auf einen Einsatz wartet“, so Fassmann kürzlich auf Ö1*. Man könnte überlegen, eine Nurse in der Bildungsdirektion zu verankern und nur anlassbezogen in die Schule zu schicken. Und Alexander Biach, Vorstandsvorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, ließ Pflegekräfte in diesem Zusammenhang gleich ganz weg. Es zeigt leider auch, wie weit weg österreichische Funktionäre und Politiker vom realen Leben sind.

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