Liebe Leserinnern und Leser,

in der vorliegenden Ausgabe von Der Radiologe wird die radiologische Bildgebung des akuten Abdomens schwerpunktmäßig behandelt.

Das akute Abdomen als klinisch deskriptiver Begriff umfasst einen entweder plötzlich einsetzenden oder sich über 24 h entwickelnden starken abdominalen Schmerz mit Zeichen einer unterschiedlich ausgeprägten Kreislaufdekompensation. Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich typischerweise eine lokalisierte oder diffuse Abwehrspannung. Aufgrund der potenziell lebensbedrohlichen Situation sind eine rasche Diagnostik und ein frühzeitiger Therapiebeginn entscheidend. Die allerdings oft sehr unspezifischen und schlecht zuzuordnenden Symptome bedeuten für die behandelnden Ärzte eine große Herausforderung. Bei insgesamt steigenden Patientenzahlen an Notfallaufnahmen im deutschsprachigen Raum stellen dabei akute abdominale Erkrankungen mit 4–10 % der Ambulanzbesuche eine der Hauptindikationen dar [1]. So wurden in Deutschland im Jahr 2016 fast 135.000 Patienten/-innen stationär mit Schmerzen im Bauch- und Beckenraum behandelt [2], im selben Zeitraum in Österreich knapp unter 15.000 Patienten [3]. Viele von ihnen wurden erstmals in einer Notaufnahme mit dem klinischen Bild eines akuten Abdomens vorstellig.

Neben der Anamnese, der klinischen Untersuchung des Patienten sowie der Erhebung der laborchemischen Blutwerte ist die Bildgebung ein essenzieller Bestandteil der Diagnosefindung bei dieser Patientengruppe. Technische Entwicklungen und Fortschritte auf dem Gebiet der Sonographie und Computertomographie haben dazu entscheidend beigetragen und die früher traditionell primär durchgeführte Abdomen-leer-Aufnahme aufgrund der geringen Sensitivität und Spezifität in den Hintergrund gedrängt. Allerdings verlangen sowohl ökonomische als auch Strahlenschutz-technische Überlegungen sowie eine aufgrund der Notfallsituation oftmals nur limitiert zur Verfügung stehende Zeit ein evidenzbasiertes diagnostisches Vorgehen.

Dieses Themenheft enthält eine klinisch-praktische Anleitung zur radiologischen Abklärung eines akuten Abdomens. Die Anforderungen an die Radiologie aus notfallmedizinischer und chirurgischer Sicht werden aufzeigt und mögliche Ursachen und ihre radiologischen Differenzialdiagnosen systematisch aufarbeitet. Dabei liegen die inhaltlichen Schwerpunkte der Beiträge auf gastrointestinalen, vaskulären, traumatischen, urogenitalen und nicht zuletzt pädiatrischen Krankheitsbildern. Neben der korrekten Wahl und Anwendung der optimalen Untersuchungsmethoden sowie der radiologischen Interpretation und Klassifikation gefundener Pathologien werden auch Differenzialdiagnosen und Fehlermöglichkeiten bei der Befundung aufgezeigt.

Die Herausgeber und Autoren hoffen, dem Leser mit dieser Ausgabe aktuelle Informationen zu den verschiedenen Methoden und Interpretationen der modernen bildgebenden Diagnostik des akuten Abdomens zu vermitteln. Dadurch soll in Zusammenschau mit der Anamnese, den klinischen sowie den Laborparametern rasch eine korrekte Diagnosestellung ermöglicht werden, um eine weitere Therapieentscheidung zwischen konservativem und operativem Vorgehen treffen zu können.

Ihre

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Ass.-Prof. Dr. Martina Scharitzer

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Assoc.-Prof. PD Dr. Thomas Mang

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Prof. Dr. Christian Herold