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Populismus und gesellschaftliche Integration

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Zusammenfassung

In den letzten Jahren hat sich in Europa eine zunehmend kontroverse Debatte um den Bereich Migration und Integration entwickelt. Sie ist unmittelbar mit dem Aufkommen des Populismus, Rechtspopulismus verbunden. Diese Verzahnung hat massive Folgen für das Verständnis und die Integration verschiedener Sozialgruppen in europäische Gesellschaften. Grund hierfür ist die starke Abwehrhaltung des Rechtspopulismus gegenüber einer breiteren Integration, sowie die Verschiebung politischer Debatten hin zu einem stärkeren Betonung von Nationalismus und Ethnozentrismus. Aus Sicht der Populisten wird gesellschaftliche Integration vornehmlich auf Menschen begrenzt, die einer homogenen politischen Gemeinschaft zugehörig sind. Dies inkludiert die Ausgrenzung von Migranten, Personen mit Migrationshintergrund als auch deren Unterstützer, sowie von Mitgliedern anderer Minderheiten. Integration wird so auf eine eingeengte Gruppe von nativen Gesellschaftsmitgliedern reduziert. Diese Herausforderung für eine erfolgreiche Integrationspolitik und den gesellschaftliche Zusammenhalt wird sich zuspitzen, da Rechtspopulisten es gerade mit dieser antipluralistische Haltung und Argumentation schaffen, erfolgreich Personengruppen in ihrem Sinne zu mobilisieren.

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Notes

  1. 1.

    Der vorliegende Artikel beruht in Teilen auf Forschungstätigkeit, die in der Kollegforschergruppe „Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities“ an der Universität Leipzig durchgeführt wurde. Für die entsprechende Hilfe und Möglichkeiten danke ich an dieser Stelle. Die Kollegforschergruppe wird durch die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) gefördert. Für weitere Informationen: www.multiple.secularities.de.

  2. 2.

    Für eine Diskussion des Begriffes gesellschaftliche Integration siehe die Beiträge in diesem Handbuch.

  3. 3.

    Hinsichtlich der Betrachtung des Prozesses können weitere Differenzierungen vorgenommen werden, wie sie z. B. Hartmut Esser (2001) in seinem Integrationsmodell ausführt.

  4. 4.

    Im Falle einer Regierungsübernahme wurden bislang selten direktdemokratische Elemente eingeführt und umgesetzt.

  5. 5.

    Gerade die Hinweise auf einen durch die herrschenden Eliten (aus welchen Gründen auch immer) angestrebten „Bevölkerungsaustausch“ werden immer wieder in doppelter eise gegen Migranten und politische Eliten zur Anwendung gebracht.

  6. 6.

    Ohne Frage besitzt die plakative Diskussion zu einem „Kampf der Kulturen“ für diese Verbindung von Auseinandersetzung zwischen Identitätsgruppen und die Bezugnahme auf Muslime eine nicht unwesentliche Rolle (Huntington 1996).

  7. 7.

    Ein Aspekt der klassische soziologische Überlegungen zur Differenz zwischen einer traditionellen mechanischen Solidarität und organischen Solidarität wieder in den Blick rückt (Durkheim 1977).

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Pickel, G. (2020). Populismus und gesellschaftliche Integration. In: Pickel, G., Decker, O., Kailitz, S., Röder, A., Schulze Wessel, J. (eds) Handbuch Integration. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21570-5_56-1

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