Zusammenfassung
Die Leitidee der modernen Berufsbildung hat ihre Wurzeln in der „Arbeit und Technik“-Forschung. Einen bildungspolitischen Impuls löste die Enquetekommission des Deutschen Bundestages „Bildung 2000“ aus. Sie begründete und forderte einen grundlegenden Perspektivwechsel von einer auf die Anpassung der Arbeitskräfte an die gegebenen Strukturen und Inhalte beruflicher Arbeit hin zu einer auf die Mitgestaltung der Arbeitswelt zielenden beruflichen Bildung. Mit dem Lernfeldkonzept hat die KMK (1996) diese Leitidee in ein Curriculumkonzept übersetzt, dessen Bezugspunkt die für die berufliche Kompetenzentwicklung „bedeutsamen Arbeitssituationen“ sind. Mit zahlreichen Modellversuchen und Forschungsprojekten wird seither versucht, diese sowohl für die Persönlichkeitsentwicklung als auch für die Entwicklung des Innovationspotenzials der Unternehmen herausfordernden Perspektivwechsel in der beruflichen Bildung in die Berufsbildungspraxis umzusetzen.
Unter den Bedingungen der Digitalisierung von Arbeit und Technik (4.0) gewinnen das Zusammenhangsverständnis und damit auch die gestaltungsorientierte Bildung weiter an Bedeutung.
Schlüsselwörter
Notes
- 1.
Eine erste umfassende Untersuchung zur Relevanz psychologischer Handlungstheorien für die Entwicklung beruflicher Handlungsfähigkeit legte Ute Laur-Ernst mit ihrer Dissertation 1983 vor (Laur-Ernst 1984).
Literatur
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Rauner, F. (2018). Gestaltung von Arbeit und Technik. In: Arnold, R., Lipsmeier, A., Rohs, M. (eds) Handbuch Berufsbildung. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19372-0_7-1
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