Zusammenfassung
In Deutschland gibt es 7748 genossenschaftliche Unternehmen, die von 22,6 Millionen Mitgliedern getragen werden. Damit ist der genossenschaftliche Verbund die mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Deutschland. Die traditionelle Einteilung der Genossenschaften ist historisch gewachsen und unterscheidet die vier Genossenschaftssektoren:
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Genossenschaftsbanken,
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ländliche Genossenschaften,
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gewerbliche und sonstige Genossenschaften sowie
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Wohnungsgenossenschaften.
Diese Unternehmen fördern ihre Mitglieder zum Beispiel durch die gebündelte, kostengünstige Beschaffung, durch die Erschließung von Absatzmärkten, durch die Verarbeitung angelieferter Rohstoffe, durch umfassende Finanzdienstleistungen, durch Beschäftigungsmöglichkeiten, durch die Bereitstellung günstigen Wohnraums oder durch spezielle Serviceleistungen.
In fast allen Sektoren existieren Zentralunternehmen, die die Primärgenossenschaften im Wettbewerb unterstützen. Die gesetzlich vorgesehene Prüfung der Genossenschaften wird von speziellen Regionalverbänden und Fachprüfungsverbänden durchgeführt. Für die verschiedenen Genossenschaftssektoren gibt es zudem nationale Spitzenverbände, die die Interessen ihrer Genossenschaften in Politik und Öffentlichkeit vertreten. Gemeinsamer Dachverband der Genossenschaftsbanken, der ländlichen sowie der gewerblichen Genossenschaften ist der DGRV Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband. Spitzenverband der Wohnungsgenossenschaften ist der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. DGRV und GdW bilden den Freien Ausschuss der deutschen Genossenschaftsverbände, der sich seit 1916 um die Vertretung der Gesamtinteressen kümmert und dem Gedankenaustausch dient.
Die Entwicklung der Genossenschaftsorganisation in Deutschland ist durch einen lang anhaltenden Konzentrationsprozess sowie eine zu Beginn des letzten Jahrzehnts einsetzende Neugründungswelle gekennzeichnet. Diese Neugründungen machen inzwischen knapp ein Drittel aller Genossenschaften in Deutschland aus. Das zeigt, dass notwendige Kurskorrekturen, wie die Reform des Genossenschaftsgesetzes oder die Neugründungsinitiativen der Verbände, erfolgreich durchgeführt wurden. Die Erfolge dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Entwicklung und aktive „Vermarktung“ neuer Genossenschaftsmodelle eine Daueraufgabe bleibt.
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Stappel, M. (2020). Genossenschaften in Deutschland. In: Blome-Drees, J., Göler von Ravensburg, N., Jungmeister, A., Schmale, I., Schulz-Nieswandt, F. (eds) Handbuch Genossenschaftswesen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18639-5_34-1
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