Zusammenfassung
Das demokratische Wesensmerkmal der Genossenschaft, das sich in Deutschland in den allein aus Mitgliedern gebildeten Organen der Genossenschaft wie Vorstand, Aufsichtsrat und Mitgliederversammlung und in dem Kopfstimmrecht der Mitglieder (ein Mitglied – eine Stimme) manifestiert, stellt besondere Anforderungen an die genossenschaftliche Führung. Der Beitrag zeigt, dass Mitgliederdemokratie und damit die Partizipation der Mitglieder als Selbstzweck, aber auch als Mittel, um heterogene Mitgliederansprüche an die Genossenschaft zu erheben und abzugleichen, aufgefasst werden kann. Arenen der Mitgliederpartizipation in rechtlicher Hinsicht sowie aus Sicht der Praxis werden aufgezeigt und es werden Anforderungen an die genossenschaftliche Führung formuliert, um genossenschaftsadäquate Antworten auf Mitgliederapathie und Managerdominanz zu geben.
Notes
- 1.
Produktivgenossenschaften, in denen die Mitglieder als Arbeitnehmer in der Genossenschaft durch den Arbeitsplatz, aber nicht durch die hergestellten Produkte gefördert werden, bleiben in dieser Betrachtung außen vor, da gesonderte Herausforderungen zu berücksichtigen sind. Zudem ist im deutschsprachigen Raum die weit überwiegende Mehrzahl der Genossenschaften als Fördergenossenschaft zu betrachten.
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Schmale, I. (2020). Partizipation in Genossenschaften und Aspekte der Führung. In: Blome-Drees, J., Göler von Ravensburg, N., Jungmeister, A., Schmale, I., Schulz-Nieswandt, F. (eds) Handbuch Genossenschaftswesen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18639-5_29-1
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