Skip to main content

Richard Rortys Kritik der Erkenntnistheorie

Demokratischer Anti-Repräsentationalismus

  • Living reference work entry
  • First Online:
Handbuch Richard Rorty

Zusammenfassung

Dieser Beitrag rekonstruiert Rortys Kritik der Erkenntnistheorie. Der Repräsentationalismus, als Voraussetzung der Erkenntnistheorie, steht im Zentrum der Betrachtung. Dabei erweist sich Rortys interne Kritik des Repräsentationalismus als überzeugend. Im Schlussteil wird betont, dass der Erfolg des transformatorischen Sprachpragmatismus Rortys letztlich mit dem Aufweis der höheren Nützlichkeit des anti-repräsentationalistischen Vokabulars für die Zwecke der liberalen Demokratie steht und fällt. Die Betonung der Frage nach dem Zweck der Philosophie wird als Rortys größte Leistung hervorgehoben.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    In Der Spiegel der Natur formuliert Rorty auch zahlreiche Einwände gegen die repräsentationalistische Konzeption vom Bewusstsein als Spiegel der Natur. Für einen kritischen Überblick, siehe Hornsby (1990).

  2. 2.

    Mittels des Arguments der Unhintergehbarkeit der Sprache wendet sich Rorty ebenfalls gegen die repräsentationalistische Setzung, es gäbe eine sprachunabhängige Realität an sich, die durch eine wahre Beschreibung erfassbar sei. Dabei trifft diese Kritik zwar den metaphysischen Realismus, nicht jedoch Formen des internen Realismus, welchen unterem anderem Hilary Putnam vertreten hat. Um Letzteren zu widerlegen attackiert Rorty das Wahrheitsverständnis des internen Realismus. Vor diesem Hintergrund muss daher Rortys Kritik der Korrespondenztheorie als Kern seiner internen Kritik verstanden werden. Für einen Überblick, siehe Welsch (2004).

  3. 3.

    Der ethnos umfasst diejenigen, mit deren Überzeugungen man in ausreichendem Maße übereinstimmt, sodass ein Gespräch und somit eine gemeinsame Rechtfertigungspraxis möglich ist. Vor diesem Hintergrund verhält man sich nach Rorty immer ethnozentristisch, wenn man sich auf die Praxis des Gebens und Nehmens von Gründen einlässt: Der Mensch ist zum Ethnozentrismus verurteilt (Rorty 1988, S. 27–29).

  4. 4.

    Rorty kann Haacks Tribalismus-Kritik durchaus nachvollziehen und hält diese für einschlägiger als den Relativismus-Vorwurf: „Dem vom Streben nach Solidarität beherrschten Pragmatisten kann man eigentlich nur vorwerfen, er nähme die eigene Gemeinschaft zu ernst. Nicht wegen seines Relativismus kann man ihn kritisieren, sondern nur wegen seines Ethnozentrismus“ (Rorty 1988, S. 27).

Literatur

  • Bacon, Michael. 2012. Pragmatism. An introduction. Cambridge: Polity Press.

    Google Scholar 

  • Bernstein, Richard. 2011. Richard Rortys tiefer Humanismus. In Pragmatismus als Kulturpolitik, Hrsg. A. Gröschner und M. Sandbothe, 53–74. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Brandom, Robert. 2009. Ein Gedankenbogen. Rortys Weg vom eliminativen Materialismus zum Pragmatismus. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 57(1): 5–11.

    Google Scholar 

  • Dewey, John. 1989. Die Erneuerung der Philosophie. Ubers. von M. Suhr. Hamburg: Junius.

    Google Scholar 

  • Geiselberger, Heinrich. 2017. Die große Regression. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Gröschner, Alexander, und Mike Sandbothe, Hrsg. 2011. Pragmatismus als Kulturpolitik. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Haack, Susan. 1995. Vulgar pragmatism: An unedifying prospect. In Rorty & Pragmatism, Hrsg. H. J. Saatkamp Jr., 126–147. Nashville/London: Vanderbilt University Press.

    Google Scholar 

  • Hartmann, Martin, Jasper Liptow, und Marcus Willascheck, Hrsg. 2013. Die Gegenwart des Pragmatismus. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Hornsby, Jennifer. 1990. Descartes, rorty and the mind-body fiction. In Reading rorty, Hrsg. A. Malachowski, 41–57. Oxford/Cambridge, MA: Blackwell.

    Google Scholar 

  • Müller, Martin. 2014. Private Romantik, öffentlicher Pragmatismus? Richard Rortys transformative Neubeschreibung des Liberalismus. Bielefeld: transcript.

    Book  Google Scholar 

  • Peirce, Charles Sanders. 2011. How to make our ideas clear. In The pragmatism reader, Hrsg. S. F. Alkin und R. B. Talisse, 50–65. Princeton: Princeton University Press.

    Chapter  Google Scholar 

  • Putnam, Hilary. 1994. In Words and life, Hrsg. J. Conant. Cambridge: Harvard University Press.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 1981. Der Spiegel der Natur. Eine Kritik der Philosophie. Übers. von M. Gebauer. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 1982. Consequences of pragmatism. Minneapolis: University of Minnesota Press.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard.1988. Solidarität oder Objektivität. Übers. von J. Schulte. Stuttgart: Reclam.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 1989. Kontingenz, Ironie und Solidarität. Übers. von Ch. Krüger. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 1993. Eine Kultur ohne Zentrum. Stuttgart: Reclam.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 1994. Hoffnung statt Erkenntnis. Übers. von J. Schulte. Wien: Passagen Verlag.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 1999. Philosophy and social hope. London: Penguin Books.

    Google Scholar 

  • Rorty Richard. 2000a. Wahrheit und Fortschritt. Übers. von J. Schulte. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 2000b. Response to Robert Brandom. In Rorty and his critics, Hrsg. R. Brandom, 183–190. Oxford: Blackwell.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 2000c. Response to Michael Williams. In Rorty and his critics, Hrsg. R. Brandom, 213–219. Oxford: Blackwell.

    Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 2006. Pragmatism as anti-authoritarianism. In A companion to pragmatism, Hrsg. J. Margolis und J. R. Shook, 257–266. Oxford: Blackwell.

    Chapter  Google Scholar 

  • Rorty, Richard. 2008. Philosophie als Kulturpolitik. Übers. von J. Schulte. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Welsch, Wolfgang. 2004. Richard Rorty: Philosophy beyond argument and truth? Übers. V. A. Inkpin und W. Egginton. In The pragmatic turn in philosophy, Hrsg. W. Egginton und M. Sandbothe, 163–185. Albany: State University of New York Press.

    Google Scholar 

  • Williams, Michael. 2000. Epistemology and the mirror of nature. In Rorty and his critics, Hrsg. R. Brandom, 191–213. Oxford: Blackwell.

    Google Scholar 

Kommentierte Literatur

  • Müller, Martin. 2014. Private Romantik, öffentlicher Pragmatismus? Richard Rortys transformative Neubeschreibung des Liberalismus. Bielefeld: transcript.

    Book  Google Scholar 

  • In Teil I der Monografie findet sich die umfassendste Darstellung von Rortys Kritik der Erkenntnistheorie in deutscher Sprache. Unter Berücksichtigung der rortyschen Vorgehensweise und seiner inhaltlichen Argumente kommt der Autor unter anderem zum Schluss, dass Rorty der Aufweis der Inkonsistenz des Repräsentationalismus und damit der Erkenntnistheorie als Disziplin gelingt.

    Google Scholar 

  • Williams, Michael. 2000. Epistemology and the Mirror of Nature. In Rorty and his critics, Hrsg. R. Brandom, 191–213. Oxford: Blackwell.

    Google Scholar 

  • Williams unternimmt eine kritische Reformulierung der rortyschen Entstehungsgeschichte des Fachs Erkenntnistheorie. Auf der einen Seite betont der Autor verschiedene Spannung innerhalb von Rortys Ideengeschichte. Zum anderen stimmt er jedoch Rortys These von der Erfindung der Erkenntnistheorie zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert zu.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Alexander Heindl .

Editor information

Editors and Affiliations

Section Editor information

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this entry

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this entry

Heindl, A. (2019). Richard Rortys Kritik der Erkenntnistheorie. In: Müller, M. (eds) Handbuch Richard Rorty. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16260-3_34-1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-16260-3_34-1

  • Received:

  • Accepted:

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-16260-3

  • Online ISBN: 978-3-658-16260-3

  • eBook Packages: Springer Referenz Sozialwissenschaften und Recht

Publish with us

Policies and ethics