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Systemtheorie der Professionen

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Handbuch Professionssoziologie

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Zusammenfassung

Der Beitrag skizziert insbesondere anhand der Überlegungen von Talcott Parsons und Niklas Luhmann die wesentlichen Aspekte einer Systemtheorie der Professionen und setzt dabei einen Schwerpunkt beim Verhältnis von Profession und Gesellschaft. Auf dieser Grundlage wird nach der Begründung der Systemtheorie für das allenthalben zu beobachtende Ende der gesellschaftstheoretischen Beschäftigung mit dem Professionsthema gefragt.

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Notes

  1. 1.

    Dazu Stichweh 1996, 2006. Siehe zum Verhältnis von Profession und Gesellschaft auch Kurtz 2005, S. 135–186.

  2. 2.

    Parsons grenzt hier die praktischen akademischen Berufe (Professionen) von anderen Berufen ab: Während berufliche Rollen normalerweise im „adaptive subsystem“ (Wirtschaft) ausdifferenziert sind (siehe Parsons 1954, S. 420), sind die Professionen nicht so sehr auf das Wirtschaftssystem, sondern vielmehr auf die Gesamtgesellschaft ausgerichtet.

  3. 3.

    Parsons verortet die Professionen im Treuhandsystem, welches die Interpenetration zwischen dem sozialen System Gesellschaft und dem kulturellen System markiert.

  4. 4.

    In der aus dem Nachlass publizierten Monographie Systemtheorie der Gesellschaft aus den 1970er-Jahren gibt es auch schon einen kurzen Abschnitt zu den Professionen; siehe dazu Luhmann 2017, S. 403 ff.

  5. 5.

    Luhmann o. J., S. 2 f. Und dabei bemerkt Luhmann schon früh, dass die Arbeit des professionellen Praktikers immer auf sein Gegenüber angewiesen ist – diese „Arbeit bezieht sich auf Personen, findet an Personen statt und ist deshalb auf deren Mitwirkung angewiesen“, so Luhmann 1976, S. 68.

  6. 6.

    Luhmann o. J., S. 2. Dabei geht es Luhmann im Besonderen um die Interaktionsabhängigkeit dieser Arbeit und den Auslöser für die Entstehung von Professionen sieht er insbesondere in der Unsicherheit der Interaktion, die eine professionelle Betreuung erfordert.

  7. 7.

    Dort heißt es etwa: „Es geht nicht so sehr um das, was man bereits weiß, sondern darum, wie kompetent man ist, das in Erfahrung zu bringen, was man wissen muss, und sich ständig zu informieren“ (Parsons und Platt 1990, S. 302).

  8. 8.

    Siehe zu diesem Aspekt ausführlicher Kurtz 2000.

  9. 9.

    Alle Zitate in: Luhmann 1981, S. 97.

  10. 10.

    Siehe dazu etwa schon Cogan 1953.

  11. 11.

    Dazu am Beispiel des Religionssystems Kurtz 2013.

  12. 12.

    Im Sinne von Wilensky 1964.

  13. 13.

    Siehe Parsons und Platt 1990, S. 338. Und in der in der Professionsforschung bis heute sehr einflussreichen Studie von Andrew Abbott (1988) The System of Professions können dann auch noch weitere Berufe unter das System der Professionen gefasst werden, wobei bei dieser Inflationierung des Professionsbegriffs nur noch schwer zu erkennen ist, was denn dann noch das Besondere dieser beruflichen Tätigkeiten ausmachen soll.

  14. 14.

    Siegrist 1988, S. 42, etwa hat das 19. Jahrhundert als das Jahrhundert der Professionen bezeichnet und Stichweh hält fest, „daß die Professionen ein Phänomen des Übergangs von der ständischen Gesellschaft des alten Europa zur funktional differenzierten Gesellschaft der Moderne sind und daß sie vor allem darin ihre gesellschaftsgeschichtliche Bedeutung haben“ (Stichweh 1996, S. 50; im Original kursiv).

  15. 15.

    Siehe Stichweh 1992, S. 37. Die hier schon im frühneuzeitlichen Europa zu beobachtende enge Kopplung von wissenschaftlichem und praktischem Wissen hat sich bei diesen drei Fächern bis heute erhalten. Hier gehören auch die Hochschullehrer zur Profession und es ist dabei nicht ungewöhnlich, wenn diese auch noch als professionelle Praktiker tätig sind: etwa Klienten vor Gericht vertreten, Patienten betreuen oder in der Kirche predigen.

  16. 16.

    Stolberg (2004, S. 120) merkt dazu an, dass diese drei Berufsgruppen sich in Bezug auf deren Behandlungsmöglichkeiten und Erfolgsaussichten anfangs auch noch gar nicht groß unterschieden, weil sie alle gleich schlecht waren.

  17. 17.

    Siehe Huerkamp 1980. Voraussetzung für den damit zusammenhängenden Übergang zum modernen Arzt und der besonderen Form des medizinischen Blickes war die Entwicklung der Organisation Krankenhaus (Foucault 1963).

  18. 18.

    Siehe dazu auch schon Harries-Jenkins 1970.

  19. 19.

    Dass diese neue Vorrangstellung der Organisationen für die in ihnen handelnden Professionellen natürlich nicht unproblematisch ist, zeigen Untersuchungen zur pädagogischen Professionalität in der „neuen“ teilautonomen Organisation Schule (siehe etwa Helsper et al. 2008), oder aber auch für die Pfarrprofession, wenn dort eine gravierende Divergenz zwischen dem kirchlichen Organisationshandeln und der eigentlichen professionellen Aufgabe, der pastoralen Interaktion konstatiert wird. Der evangelische Pfarrer etwa hat heute nicht nur das Evangelium zu verkünden und Seelsorge zu betreiben, sondern er ist in gewisser Weise auch „Manager eines mittleren Unternehmens“; so Krech und Höhmann 2005, S. 215.

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Kurtz, T. (2019). Systemtheorie der Professionen. In: Schnell, C., Pfadenhauer, M. (eds) Handbuch Professionssoziologie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13154-8_2-1

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