Zusammenfassung
Filme sind ebenso Vermittler als auch Archive gesellschaftlichen Wissens. Wie filmische Produkte gestaltet sind und damit zur Produktion von Bedeutung sowie der sozialen Konstruktion von Wirklichkeit beitragen – danach fragt diese soziologische Filmanalyse. Ihr geht es um eine Interpretation der Einstellungen und Sichtweisen, die durch die Machart des jeweiligen Films nahegelegt werden. Dieser Beitrag zeigt auf, wie an Spielfilmen empirisch untersucht werden kann, was derartige Produkte in ihrer audiovisuellen Präsentationsweise über die Verfassung der sozialen Wirklichkeit zeigen und was eine Interpretation solcher Filme für die Erforschung gegenwärtiger Gesellschaften zu leisten vermag.
Notes
- 1.
Die soziologische Filmanalyse verstehen wir als einen zentralen Bestandteil einer Soziologie der Medien, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Stellung der Medien – hier insbesondere des Films – in der gegenwärtigen Welt zu verstehen. Ausgangspunkt für eine solche Filmsoziologie als Teil einer Soziologie der Medien ist stets das interdependente Verhältnis von Produktion, Produkt und Rezeption. Innerhalb dieser Trias bilden die Produkte den Grundpfeiler der Welterschließung, die sich in der Praxis des herstellenden und aneignenden Umgangs mit dem Medium vollzieht. Vgl. dazu ausführlich Keppler 2015, S. 1–14 sowie Keppler 2006, S. 19–50.
- 2.
Vgl. ausführlich zum Forschungsprozess: Peltzer und Keppler 2015, S. 23–56.
- 3.
George Clooney (hier Koproduzent, Koautor, Regisseur und Schauspieler) zählt zu den politisch aktiven Hollywoodstars, der mit The Ides of March, wie zuvor schon mit Good Night, and Good Luck (2005, USA, R: George Clooney), einen Film auf den Markt bringt, der politisch aufklären möchte.
- 4.
Vgl. zu den verschiedenen filmischen Verfahren im Einzelnen u. a. auch: Borstnar et al. (2002). Einführung in die Film- und Fernsehwissenschaft. Stuttgart: UTB/UVK; Hickethier (2007). Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart: Metzler; Koebner (2011) (Hrsg.). Reclams Sachlexikon des Films. Stuttgart: Reclam.
- 5.
Vgl. ausführlich zur Transkription von audiovisuellen Daten: Peltzer und Keppler 2015, S. 101–107.
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Filme
Good Night, and Good Luck (2005, USA, R: George Clooney)
The Ides of March (2011, USA, R: George Clooney)
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Keppler, A., Peltzer, A. (2018). Die soziologische Filmanalyse – Relevanz, Vorgehen und Ziel. In: Geimer, A., Heinze, C., Winter, R. (eds) Handbuch Filmsoziologie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10947-9_25-1
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