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„Coming-out – und dann …?!“

  • Living reference work entry
  • First Online:
Handbuch Kindheits- und Jugendsoziologie

Part of the book series: Springer NachschlageWissen ((SRS))

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Zusammenfassung

Die Lebenssituationen von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen (LSBT*) sind in der deutschsprachigen Jugendforschung bislang kaum Thema. In regelmäßig durchgeführten Jugendstudien werden LSBT* Lebensweisen selten berücksichtigt, denn die sozialwissenschaftliche Jugendforschung ist noch weit davon entfernt, routinemäßig eine Vielfalt inkludierende Perspektive einzunehmen. Die Studie „Coming-out – und dann …?!“ hat erstmals mit einer bundesweiten Erhebung die Erfahrungen von nicht-heterosexuellen und nicht-cisgeschlechtlichen Jugendlichen erforscht. Sie befasst sich mit den Coming-out-Verläufen und Diskriminierungserfahrungen von LSBT* Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. In einer Online-Befragung haben über 5.000 LSBT* Jugendliche Auskunft über ihre Erfahrungen gegeben. 40 Jugendliche berichteten in problemzentrierten Interviews ihre subjektiven Sichtweisen und über Strategien zur Bewältigung von Herausforderungen.

Der Beitrag gibt einen Überblick über zentrale Ergebnisse dieser Studie.

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Notes

  1. 1.

    Mit „cisgeschlechtlich“ werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

  2. 2.

    Heteronormativität beschreibt die Norm der Zwei-Geschlechter-Kategorien und des gegengeschlechtlichen Begehrens, die als naturgegeben angesehen wird und weitgehend unhinterfragt bleibt. Unterscheiden muss man dabei Heterosexualität als Form sexueller Praktiken zwischen Männern und Frauen von Heteronormativität, die diese Lebensweise durch Institutionen (z. B. Ehe) und Denkstrukturen („das ist normal“) privilegiert.

  3. 3.

    Eine Einzelperson kann sich um die Adoption eines nicht-verwandten Kindes bewerben. Im Falle einer geglückten Adoption kann das Kind durch die_den Partner_in „zweitadoptiert“ werden, was juristisch grundsätzlich nicht vorgesehen ist. Die Chance einer Einzelperson auf Adoption ist eher gering. Eine Stiefkindadoption ermöglicht einer_m Partner_in, das leibliche Kind der_des Partner_in zu Adoptieren. Das lange und aufwendige Verfahren der Stiefkindadoption wurde bis heute nicht an die Lebensrealitäten von gleichgeschlechtlichen Paaren angepasst, sondern entspricht nach wie vor dem Vorgehen in einer heterosexuellen Konstellation. Eine rechtliche Anerkennung des Kindes durch den zweiten Elternteil, wie es für unverheiratete Männer vorgesehen ist, ist für gleichgeschlechtliche Paare bisher nicht möglich.

  4. 4.

    „Bei der sogenannten „Hasskriminalität“ („hate crimes“) handelt es sich um eine besonders schwere Form von Diskriminierung: Menschen werden aufgrund ihrer (vom Täter vermuteten) Angehörigkeit zu einer Minorität Opfer einer Gewaltstraftat.“ (Steffens und Wagner 2009, S. 247) In Deutschland gibt es keine Rechtsgrundlage für diese Form von Straftaten und somit keine statistischen Erkenntnisse hierzu.

  5. 5.

    Zu einer ähnlichen Erkenntnis im Hinblick auf Kompetenzen der Resilienz nach einem Coming-out kam Frohn 2013 in einer explorativen Studie zu subjektiven Theorien von lesbischen, schwulen und bisexuellen bzw. transidenten Beschäftigten. (Frohn 2013).

  6. 6.

    Tatsächlich haben über 8.000 Personen an der Online-Befragung teilgenommen. Bei der Auswertung konnten schließlich über 5.037 Datensätze berücksichtigt werden. Nicht mit eingeschlossen werden konnten z. B. Antworten von über 27jährigen oder von Personen, die aktuell nicht in Deutschland leben.

  7. 7.

    Die Grafik bildet die aktuelle Selbstbezeichnung der Jugendlichen bezogen auf ihre sexuelle Orientierung (orange Balken) oder ihre geschlechtliche Identität (grüne Balken) ab. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass lesbische, schwule, bisexuelle und orientierungs*diverse Jugendliche cis- wie transgeschlechtlich sein können und trans* sowie gender*diverse Jugendliche unterschiedliche sexuelle Orientierung haben können.

  8. 8.

    Diese Handlungs- und Deutungskompetenzen sind aus der Resilienzforschung bekannt und gehen auch aus LSBT* spezifischen Untersuchungen hervor. (vgl. hierzu HRC Youth survey report 2010 und Frohn 2013).

  9. 9.

    Exemplarisch genannt werden soll an dieser Stelle die angeführte Technik der Informationskontrolle wie es Goffman in Bezug auf die „Verheimlichung“ der persönlichen Identität von „Diskreditierten und die Diskreditierbaren“ (Goffman 1967, S. 56) erörterte. Ein weiteres exemplarisches Beispiel zum Umgang mit „Stigma“ ist die Arbeit von Simenauer & Carrol zu den Erfahrungen von Alleinerziehenden, die z. B. Einschränkungen bei der Partner_innensuche erleben. (Simenauer und Carrol 1982).

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Oldemeier, K., Krell, C. (2016). „Coming-out – und dann …?!“. In: Lange, A., Steiner, C., Schutter, S., Reiter, H. (eds) Handbuch Kindheits- und Jugendsoziologie. Springer NachschlageWissen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05676-6_30-1

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  • Online ISBN: 978-3-658-05676-6

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