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Zusammenfassung

Mein Referat werde ich mit dem wörtlichen Interviewmitschnitt aus meinem Gespräch mit einem 20jährigen Zivildienstleistenden beginnen, der die ambulante Abtreibung seiner Freundin Bettina mit durchlebte:

Zwei Tage vorher hatte ich totale Magenschmerzen, mir ist das Ganze auf den Magen geschlagen. Ich habe es kaum geschafft, dahin zu fahren. — Dann kamen wir zu der Klinik, und die Atmosphäre da war beruhigend. Alles, die Leute und die Aufmachung dort, hat mir gut gefallen. Am Anfang Personalienaufnahmen. Unheimlich sachlich wurde über den Abbruch geredet. Das war ganz komisch, dort habe ich den Ausdruck Abbruch das erste Mal bewußt gehört, das klingt so ätzend, wie ein Haus abbrechen. Der hat irgendwie so voll reingehauen, als ich den gehört habe, und dann auch noch von der Tussi da hinter dem Tresen, weil das auch so sachlich kam, das war die einzige unsympathische Frau, die da war. Aber trotzdem war das Scheiße, ich war mit dabei bei dem eigentlichen Eingriff, Händchen halten. Der Arzt war auch ganz lieb, ein Fremdländer, er hat aber ein paar Bemerkungen gemacht, die sehr doppeldeutig waren, das habe ich aber erst hinterher gemerkt. — Er hat inhaltlich gesagt, so unter dem Motto: Ihr Arschlöcher, ihr hättet doch besser verhüten können, dann würdet ihr hier nicht sitzen, und ich würde nicht so im Streß stehen, dann hat er noch so Anspielungen mit Maria und Gott gemacht. Er hat gefragt, wer von euch beiden ist denn schuld? Wir haben das in dem Moment überhaupt nicht gerafft, wir waren so aufgeregt, wir hatten beide so dermaßen feuchte Hände, wir waren gar nicht aufnahmefähig. Ich habe irgendwas gebrabbelt, keine Ahnung oder so, irgendwie war es wohl Zufall. Na, Zufall war es wohl nicht, hat er dann gesagt, das war es ja nur bei Maria. — Es war ein junger Arzt. Bettina lag auf dem Stuhl, als er das erzählte, ich saß daneben, er hat sich da seine Schlachterschürze umgebunden und hat nebenher so erzählt. Ich denke mir, daß er das so zur Auflockerung gemacht hat. Was da in Z. passiert, ist ja so eine Fließbandsache. — Dann hat er gesagt: „Ich fang jetzt an, du weißt, wie das geht?“, und nach 3, 4 Minuten war alles vorbei. Ich habe das gar nicht gecheckt, da hat man sich vorher wochenlang gequält, und dann ging das so schnell. Hinterher hat er gesagt: „Kommt mal mit, ich will euch mal zeigen, was ich da rausgeholt habe“. Da habe ich gedacht, oh Scheiße, was ist jetzt kaputt? Dann war das wie so ein kleines Aquarium, da lagen dann Gebärmutterschleimhautstücke drin. Da war er dann am Wühlen und Stochern und hat gesucht und gesucht und meinte dann, das ist wohl die Frucht. Ich habe geguckt, konnte aber nichts erkennen, das war noch so klein, so gar nichts, auch nicht so einen kleinen Embryo, nichts. Ich habe so geguckt, immer noch die Bilder von „Für das Leben e. V.“ im Kopf, so nach winzigen kleinen Ärmchen, aber war nichts. Das hat mich zuerst noch beruhigt, das zu sehen. Dann wurden wir voneinander getrennt. Bettina sollte in den Ruheraum gehen. Naja, dann gings eigentlich erst richtig los. Ich habe kaum den Raum verlassen, da war mir kotzübel. Dann habe ich total geheult, bin aufs Klo gerannt und habe gekotzt, aber volle Granate. Ich habe dann auch nicht leise heulen können, sondern saulaut, Hand vor den Mund, damit mich nicht so viele hören, ich hätte es auch nicht gebrauchen können, wenn jemand reingekommen wäre. Es war total beschissen! Ich hatte Lust wegzurennen, — oh leck mich doch die ganze Welt am Arsch! Ich war fertig.

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© 1989 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Blaschke, C., Petersen, P. (1989). Mann und Schwangerschaftsabbruch. In: Teichmann, A.T., Dmoch, W., Stauber, M. (eds) Psychosomatische Gynäkologie und Geburtshilfe 1988. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74085-5_13

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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