Zusammenfassung
[2. Nov. 1797.] Ich erschrak, da ich abends hörte, er wäre da. Aber noch mehr, da ich am folgenden Morgen erfuhr, daß er neben mir in demselben Hause wohnte. Ich wollte mir anfangs das Vergnügen aufsparen, das mir gewiß war, ihn zu besuchen und mit ihm bekannt zu werden, aber ich hielt mir nicht Wort. Ohne Hut und — Kopf ging ich abends nach dem Konzert zu ihm, trat, innerlich ohne Vorbereitung, dreist wie zu einem Bekannten herein (ich hatte mich nicht einmal im Konzert vorstellen lassen wollen, eigentlich ekelte mich vor dem Präsentierteller), berief mich auf meine Nachbarschaft, auf meinen gleichen Namen und vorzüglich darauf, daß ich einer seiner fleißigsten Leser sei, und der oft nach Hof zu reisen gewünscht seinetwegen. Aus reiner Liebe, bloß um anzuschauen, käme ich zu ihm; „ich kenne Sie, kennen Sie mich wenigstens als einen, der Sie kennt.“ Er: „Ei, mein Lieber, Sie sind so enthusiastisch — es ist doch sonderbar — sagen Sie mir, sind Sie immer so sonderbar wie jetzt ? Kommen Sie doch zum Ofen.“ Wir sprachen vom Konzert. Er gratulierte sich, nach langer Zeit einmal wieder eine ordentliche Musik gehört zu haben. Er lobte die erste Haydnsche Symphonie (aus C-dur mit dem And. con Variaz. aus f), vorzüglich den Ideenreichtum darin.
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Berend, E. (1956). Leipzig (Nov. 1797 bis Okt. 1798). In: Berend, E. (eds) Jean Pauls Persönlichkeit in Berichten der Zeitgenossen. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02829-7_7
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Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart
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