Zusammenfassung
Wer die Objektivität als den höchsten Maßstab der Aufsatzbeurteilung ansieht, der kann diese schwere Arbeit nur unsicher, mit sehr gemischten Gefühlen oder sogar nur mit schlechtem Gewissen leisten. Er sollte angesichts unserer Befunde seine Einstellung ändern, indem er den Gedanken aufgibt, möglichst die Übereinstimmung mit anderen Beurteilern zu erreichen und auch selbst in einem bestimmten Kriterienbereich ganz stabil zu urteilen. Er sollte sich zum Ziel setzen, seine Beurteilerkompetenz gegenüber dem jeweiligen Aufsatz so gut wie möglich ins Spiel zu bringen und durch eine überlegte stetige Praxis ständig zu verbessern, statt dem unerreichbaren und sogar in sich fragwürdigen Ziel der Objektivität nachzujagen. Für die Entwicklung der Schreibfähigkeiten des Schülers ist allein die subjektive Beurteilungsleistung ausschlaggebend. Sie ist für den Schüler in jedem Fall schicksalhaft. Die Verbesserung der subjektiven Beurteilungsleistung des Lehrers hat deshalb unbedingte Priorität vor ihrer Objektivität. Ja, sie ist sogar die notwendige Voraussetzung für die sinnvolle statistische Objektivität, weil eine noch so gute Übereinstimmung zwischen Beurteilern (Intercoderreliabilität oder Kompatibilität) und die bestmögliche Stabilität des eigenen Urteilens (Retestreliabilität oder Konsistenz) nichts nützen, wenn es die Übereinstimmung zwischen schlechten Urteilen ist. Mehr noch: Es gibt den vielsagenden Befund, daß die statistische Objektivität am besten ist bei den besten Aufsätzen und den besten Beurteilern.
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© 1984 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Grzesik, J., Fischer, M. (1984). Eine neue Einstellung bei der Beurteilung von Aufsätzen. In: Was leisten Kriterien für die Aufsatzbeurteilung?. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 3192. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87644-7_14
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87644-7_14
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-322-87644-7
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