Zusammenfassung
Das Forschungsinteresse der vorliegenden Arbeit zu Haltungen und Motivationen von Journalistinnen gegenüber kollektivem Handeln bezieht sich auf Aktivitäten zu Veränderungen professionsbezogener Bedingungen. Deshalb wird im folgenden die Berufssituation von Frauen im publizistischen Metier näher betrachtet.
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Literatur
Das zeigt z.B. deutlich ein Vergleich von Rahmenbedingungen mehrerer europäischer Länder (Lünenborg 1997:60ff), den Margret Lünenborg in ihrer Analyse der Geschlechterstruktur im europäischen Journalismus durchgeführt hat.
Das hängt nicht nur mit mangelndem Erkenntnis-und Forschungsinteresse der Medienwissenschaft zusammen, sondern auch mit fehlender Bereitschaft von Medienorganisationen, insbesondere auch von öffentlich-rechtlichen Anstalten, ihre Beschäftigtenzahlen zu veröffentlichen (Marchai 1994:236ff). Darüber hinaus erschweren es forschungstechnische Probleme, statistische Aussagen zum Frauenanteil im Journalismus zu treffen. Grund dafür sind Definitionsschwierigkeiten, was unter einem Journalist bzw. einer Journalistin zu verstehen ist. Der freie Zugang zum Beruf ohne Ausbildungsbestimmungen oder obligatorischem Qualifikationsnachweis (vgl. Rühl 1989:256; Kunczik 1988), freiberuflicher Journalismus als Nebentätigkeit oder bei mehreren Medienbetrieben sind nur einige Faktoren, die die Eingrenzung erschweren (vgl. Scholl 1997). Deshalb werden Statistiken im folgenden nicht näher aufgeschlüsselt, in denen die journalistische Berufsgruppe nicht explizit oder nur ausschnitthaft untersucht wird (wie z.B. Wiesand 1987).
Befragt wurden 42 Journalistinnen aus den ARD-Anstalten: Westdeutscher Rundfunk (WDR), Süddeutscher Rundfunk (SDR) und Radio Bremen (RB) (Freise 1977:17).
Befragt wurden 22 von 23 Hörfunk-Journalistinnen aus einer nicht genannten öffentlichrechtlichen Anstalt (Draht 1977:187).
Ihre quantitative Bestandsaufnahme basiert hinsichtlich der Gesamterhebung der Beschäftigungslage von Journalistinnen in Hörfunk und Fernsehen weitgehend auf Daten der Rundfunkanstalten von 1979/80; hinsichtlich der Zahlen von Journalistinnen in Tageszeitungen und Zeitschriften auf Daten des Versorgungswerks der Deutschen Presse für 1978 (Neverla/Kanzleiter 1984:25ff). Der qualitative Untersuchungsteil umfaßt Interviews mit 72 Redakteurinnen und freien Journalistinnen sowie 26 Redakteuren aus einer Rundfunkanstalt und einer Tageszeitung (ebd.:57-62).
Zur Repräsentativität der Untersuchungen vgl. Weiß 1994.
Die Stichprobe umfaßt 1568 Befragte, davon 452 Frauen (Schneider et al. 1993b:359ff). Details zur Ermittlung der Grundgesamtheit der westdeutschen Journalistinnen und Journalisten vgl. außerdem Böckelmann et al. 1994:460f.
Nach einer Erhebung von Grundgesamtheit, Verteilungen auf Mediengattungen, Positionen und Ressorts 1992 wurde Anfang 1993 eine Befragung durchgeführt (Weischenberg et al. 1993:27). Die gewichtete Stichprobe (Weischenberg et al. 1994a: 154) umfaßt 1498 Interviewte, davon 464 Frauen (Weischenberg et al. 1994b:12, Tab.lf; vgl. auch Scholl 1997).
Beide Studien erfassen damit auch Daten zur Geschlechterstruktur ostdeutscher Medien (vgl. besonders Schneider et al. 1993b). Sie können lediglich als eine Momentaufnahme verstanden werden, da die Daten in der Umstrukturierungsphase erhoben wurden, die erhebliche Veränderungen der Beschäftigtenstruktur zur Folge hatte.
Die Journalistinnenquote erschien Anfang der 70er Jahre — bezogen auf drei Rundfunkanstalten — noch geringer: Sie betrug 1973 im SDR mit 18 Journalistinnen 15,1 Prozent, bei RB mit zehn Journalistinnen 12,7 Prozent und beim WDR mit 26 Journalistinnen 10,7 Prozent (Freise 1977:40f).
Die Untersuchung gliedert sich in zwei Teile: Nach der Erhebung ihrer Grundgesamtheit wurde 1990 eine telefonische Befragung von festangestellten Journalisten und Journalistinnen aller tagesaktuell arbeitenden West-Berliner Medien durchgeführt mit einer Ausschöpfungsquote von 82 Prozent (Amend/Schulz 1993:19-22). Das waren 178 weibliche und 375 männliche Befrag-te. Anschließend wurden in einem qualitativen Untersuchungsteil mit 30 Redakteurinnen 1991/1992 offene Leitfadengespräche geführt (Schulz/Amend 1993b:42ff).
Weitere detaillierte Daten zur Geschlechterstruktur in der DDR vgl. Lünenborg 1997:119-132.
Margret Lünenborg untersuchte die Geschlechterstruktur im europäischen Journalismus bezogen auf die vier Länder Dänemark, Deutschland, Italien und Spanien. Sie ermittelte die Personalstruktur von Rundfunkanstalten und nationalen Tageszeitungen. In Experten-bzw. Expertinneninterviews und mittels Dokumentenanalysen fragte sie darüber hinaus „nach Ursachen des Gendering“ (Lünenborg 1997:158, Herv. i.O.) und suchte auf der Grundlage von Leitfadengesprächen „nach Auswegen aus dem Gendering“ (Lünenborg 1997:208, Herv. i.O.).
Die beiden älteren Untersuchungen basieren auf nationalen Umfragen mit Journalistinnen und Journalisten einer repräsentativen Auswahl US-amerikanischer Medien (Johnstone et al. 1976:8ff; Wever/Wilhoit 1991:219f). Das Sample der 1992 interviewten Journalisten und Journalistinnen berücksichtigt anders als die 1971 und 1982/83 durchgeführten Befragungen der Vorläufer-Studien in einem höheren Maße Vertreter verschiedener Minoritäten (Weaver/Wilhoit 1996:247ff).
Am Rande sei dazu bemerkt, daß anscheinend „der Grad der Partizipation von Journalistinnen nicht abhängig ist von der politischen Orientierung der Zeitung“ (Lünenborg 1997:148). Während die links-alternative taz die Quotierung erfüllt, betrug der Journalistinnenanteil Anfang der 90er Jahre in der als konservativ geltenden FAZ 33 Prozent, der als links-liberal geltenden Süddeutschen Zeitung (SZ) jedoch nur 14,3% (Lünenborg 1997:147).
1994 ermittelte Susanne Keil vierzehn Frauen, die in öffentlich-rechtlichen Anstalten Positionen einer Chefredakteurin, Hauptabteilungsleiterin oder Direktorin bekleiden (ebd.). Sie betont, daß „in den drei neuen Rundfunkanstalten ebensoviele Frauen Führungspositionen wie in den zehn alten“ (Keil 1996:379) innehaben.
Das Sample des hier berücksichtigten quantitativen Untersuchungsteils umfaßt 611 Frauen aus in der audiovisuellen Produktion tätigen Firmen; 158 von ihnen (38,4%) sind Journalistinnen (Angerer et al. 1995:6).
Die hier aufgeführten Daten beruhen auf einer 1985 durchgeführten Befragung von weiblichen Mitgliedern des Verbandes der Schweizer Journalistinnen (VSJ); von 804 angeschriebenen Frauen antworteten 432 (Corboud/Schanne 1987:295).
Diese Wortschöpfung lehnt sich an die in den USA übliche Bezeichnung ‘blue collar’ und ‘white collar’ an, womit Arbeiter und Angestellte unterschieden werden.
Auch das umgekehrte Beispiel für Geschlechtswechsel von Berufen bestätigt einen Zusammenhang zwischen Status und Geschlecht: Zu nennen ist z.B. die Umwidmung einer als weiblich geltenden Tätigkeit in eine männliche Profession (z.B. Bäcker; Koch; Gebäudereiniger), die immer mit einer Statuserhöhung verbunden war (Gildemeister/Wetterer 1992:222; vgl. auch Cockburn 1988; verschiedene Beiträge in: Hausen 1993).
Der Fernsehbereich ist eine Erweiterung des Hörfunksenders RIAS BERLIN. Er ist lokal von seinem Stammhaus getrennt.
Zoonen wertete Daten über die Beschäftigung von Frauen (nicht nur Journalistinnen) in europäischen Rundfunkanstalten von Margaret Gallagher 1990 aus (Zoonen 1995:470ff) und führte einen inhaltsanalytischen Vergleich zwischen den Programmen öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunkorganisationen durch. Bereits in einer vorangegangenen Untersuchung stellte sie einen Bezug her zwischen der Zunahme der Anzahl von Nachrichtensprecherinnen im niederländischen Fernsehen und Veränderungen von „organizational goals and editorial policy of the national news“ (Zoonen 1994:59).
Die von Cockburn ermittelten Hierarchisierungs-und Segregationsprozesse stellen sich unterschiedlich dar. Arbeiten wurden vergeschlechtlicht, d.h. als männliche oder weibliche Tätigkeiten konnotiert. Arbeitsprozesse wurden fragmentiert, um hierarchisierte Tätigkeitsfelder zu schaffen. Drangen Frauen in „männliche Bereiche“ ein, wichen Männer in andere Beschäftigungsfelder aus — horizontal, aber auch vertikal. In der Folge ist Arbeit von Männern und von Frauen nicht direkt vergleichbar (Cockburn 1988, als weiteres Beispiel vgl. auch Zachmann 1993).
Zu einem ähnlichen Befund kommt auch Ingrid Baldes für die Schweiz (Baldes 1984:74).
In der Münsteraner Untersuchung wird die Geschlechterstruktur in den Ressorts nur in Prozenten angegeben. Der durchschnittliche Frauenanteil für die drei Ressorts insgesamt wurde auf der Basis der von Elisabeth Klaus vorgenommenen Rückrechnung ermittelt (vgl. Klaus 1998:165, Tab.4).
Zum Ausdruck kommen geschlechtsspezifische Festlegungen auch im Meinungsbild Schweizer Journalistinnen; drei Viertel der Befragten sind davon überzeugt, andere Themen zu bearbeiten als Männer (Corboud 1988:22).
Dies scheint z.B. auch für den Journalismus in der Schweiz (Corboud 1988:16ff) und in Österreich (Angerer 1995:9) zu gelten.
Vergleichszahlen für Männer liegen nicht vor.
Keil ermittelte dieses Ergebnis auf Basis älterer Studien, ergänzt durch empirisches Material, das sich auf Dortmunder Lokaljournalisten und Lokaljournalistinnen bezieht (Keil 1992:44).
Die zitierten Studien sind nicht direkt vergleichbar: In West-Berlin wurden in einer vierstufigen Rangskala nach der Wichtigkeit vorgegebener Aufgaben gefragt (Amend/Schulz 1993:36f); die Münsteraner Studie ermittelte, ob 21 angebotene bzw. abgefragte Ziele für die Befragten voll/ überwiegend, teils/teils oder wenig/nicht zutrafen (Weischenberg et al. 1994b:31). Die Hannoveraner Untersuchung differenziert ihre Angaben für die alten Bundesländer nicht nach Geschlecht. Sie fragte nach Zustimmung zu dreizehn vorgegebenen Aufgaben (Schneider et al. 1994:208ff).
Der hohe Stellenwert der Vermittlungsfunktion des Journalismus’ wird im wesentlichen auch durch die Hannoveraner Untersuchung bestätigt (Schneider et al. 1993b:370ff).
Da die Vergleichsgruppe der aus Westdeutschland stammenden Frauen relativ klein ist, wird deren Antwortverhalten an dieser Stelle nicht weiter berücksichtigt (Schneider et al. 1994:213).
Journalistische Arbeitsweisen und-inhalte finden allenfalls Berücksichtigung im Zusammenhang mit Interessen von Redakteurinnen, gemeinsam mit Kolleginnen eventuell bestehende weibliche Präferenzen für Arbeits-und Darstellungsformen bzw.-inhalte zu etablieren.
Das sind von abhängig erwerbstätigen Frauen in Westdeutschland drei Prozent und in Ostdeutschland vier Prozent (ebd.).
Als ein Beispiel für einen internationalen Zusammenschluß ist die “International Association of Women in Radio and Television” zu nennen (Näheres dazu Bönninghausen 1992).
Ein interessantes Beispiel für Berlin sind auch relativ einflußreiche Solidaritätsgruppen von Hörerinnen und Hörern der SFB-Frauensendung ‘Zeitpunkte’ (einschließlich Kolleginnen und Kollegen), die sich zwei Mal spontan bildeten, als jeweils der Erhalt der Sendung gefährdet war. Die Mobilisierung auch von Politikerinnen, Politikern und Prominenten konnte eine Absetzung der ‘Zeitpunkte’ verhindern, die heute noch gesendet werden, wenn auch auf einem, im Hinblick auf das Zielpublikum, als weniger attraktiv geltenden Sendeplatz (vgl. Bürger 1986).
Näheres zu den verabschiedeten Gleichstellungsmaßnahmen in Medienorganisationen vgl. Holtz-Bacha 1995.
Es wird nicht deutlich, ob sich die Angabe von 46 Prozent auf die Grundgesamtheit von 432 Befragten oder auf die 402 Journalistinnen bezieht, die sich zur “Aufstiegsaspiration” (Corboud 1988:11) äußerten (vgl. S. 11 und S. 12, wo es unter b) heißt: die “Gesamtheit der Journalistinnen”, obwohl sich der Text noch auf aufstiegsorientierte Frauen bezieht).
In bezug auf informelle Kontakte wurden weder bei Corboud noch bei Neverla/Kanzleiter geschlechtsspezifische Beziehungen angesprochen.
Es handelt sich um 91 Frauen (ebd.: 145).
Während in frühen soziologischen Arbeiten und in denen der Psychologie in der Regel eher der Begriff ‘Handelnder’ gebräuchlich ist, hat sich in jüngeren soziologischen, insbesondere in organisationssoziologischen Arbeiten der Akteursbegriff etabliert. Beide Termini werden in der vorliegenden Arbeit als synonym verstanden und verwendet.
Das Interesse an privaten Netzwerken entwickelte sich im Rahmen einer gesellschaftspolitischen Diskussion über zunehmende Individualisierungstendenzen und brüchiger werdende Sozialzusammenhänge auf der einen Seite und der Doppelbelastung erwerbstätiger Frauen mit Familie auf der anderen Seite: Da oft die Inanspruchnahme von öffentlichen Einrichtungen aufgrund mangelnden Angebots nicht möglich ist, sind (in der Regel) Frauen, insbesondere zur Betreuung von Kindern, gezwungen, auf ein Netzwerk privater Beziehungen zurückzugreifen (Bruckner/Knaup 1990:44f).
Eine andere Möglichkeit wäre z.B. — aufgrund der Vielfalt sozialer Beziehungen in Netzwerken — eine Unterscheidung nach persönlichen, kategoriellen und strukturellen Beziehungen (vgl. Schenk 1983:89).
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Schulz, U. (2000). Grundlagen der Untersuchung. In: Journalistinnen im Schulterschluss?. Studien zur Kommunikationswissenschaft, vol 45. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86888-6_3
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