Zusammenfassung
Der Ausdruck ’Experte’besagt, daß es sich um einen ’Sachverständigen’, um einen Kenner handelt, wie im Bedeutungswörterbuch des Duden nachgelesen werden kann.1 Auf diese Bedeutung wird bei der Wahl des Ausdrucks ’Dialog-Experte’ angespielt. Hingedeutet wird aber auch auf den Gebrauch des Wortes ’Experte’ in einem anderen Zusammenhang. Im Rahmen der Datenverarbeitung hat sich in der letzten Zeit der Begriff des ’Expertensystems’ durchgesetzt. Auch wenn Appelrath (1985: 5) darauf hinweist, daß der Begriff des Expertensystems trotz vielfältiger Versuche einer begrifflichen Klärung noch immer offen ist, so erlaubt die Anspielung einen Hinweis auf das damit Intendierte. Es wird nach der Möglichkeit gesucht, im Rahmen der EDV ein Verfahren zu entwickeln, Daten aus Kommunikationsvorgängen der Alltagskommunikation auf eine Weise auswertbar zu machen, die unter bestimmten Aspekten Auskunft über ein kommunikatives Ereignis geben können und so im übertragenen Sinn zu einem Sachverständigen über ein solches werden. Der Ausdruck ’Dialog-Experte’ soll somit auf eine Art der Datenaufbereitung hinweisen, bei der dialogische Kommunikation so verschriftet und aufbereitet wird, daß im Sinn von Appelrath (1985: 5) eine große Menge von Daten ’in problemangepaßter Weise’ dargestellt wird, neue Daten hinzugenommen werden können und aus dem gesamten Datenbestand Schlußfolgerungen möglich werden, die zu möglichen Erklärungen der Daten beitragen können. Für die Übertragung auf die Kommunikationsanalyse bedeutet das: Alle für ein kommunikatives Ereignis relevanten Daten werden erfaßt. Zu diesen Transkripten lassen sich durch Interpretation oder methodisch andere Verfahren, wie linguistische Analyse oder statische Auswertung, neue Daten hinzufügen. Das so erweiterte Wissen über das kommunikative Geschehen ist die Basis einer eigenständigen, vordefinierten Auswertung, die dann wiederum eine Erweiterung und Vervollständigung der Daten über das Geschehen ergibt. Lassen sich solche Auswertungen operational definieren, dann kommt dies dem Modell des ’Dialog-Experten’ sehr nahe.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Albrecht, P. (1983): Das Datenbanksystem dBASE II. Haar bei München: Markt und Technik.
Appelrath, H.-J. (1985): Von Datenbanken zu Expertensystemen. Berlin: Springer.
Bierwisch, M. (1979): ”Wörtliche Bedeutung–eine pragmatische Gretchenfrage.” Grewendorf, G. (Hrsg.): Sprechakttheorie und Semantik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 119–148.
Byers, R.A. (1985): dBASE III. Eine anwendungsorientierte Einführung. Braunschweig: Vieweg.
dBASE III. Version 1.1. Wichtige Hinweise zur Installation. (1984) Ashton -Tate.
Ehlich, K./Rehbein, J. (1976): ”Halbinterpretative Arbeitstranskriptionen (HIAT).” Linguistische Berichte 45, 21–42.
Ehlich, K./Rehbein J. (1979): ”Erweiterte halbinterpretative Arbeitstranskriptionen (HIAT 2): Intonation.” Linguistische Berichte 59, 51–75.
Ehlich, K./Rehbein, J. (1981): “Zur Notierung nonverbaler Kommunikation für diskursanalytische Zwecke.” Winkler, P. (Hrsg.): Methoden der Analyse von Face–to–Face Situationen. Stuttgart: Metzler, 302–329.
Franke, W. (1983): Insistieren. Eine linguistische Analyse. Göppingen: Kümmerle.
Gregor, B. (1986): “Datenbank—Systeme. Mehr als nur elektronische Karteikästen.” Gregor, B./Krifka, M. (Hrsg.): Computerfibel für Geisteswissenschaftler. München: Beck.
Henne, H./Rehbock, H. (1982): Einführung in die Gesprächsanalyse. Berlin: de Gruyter (2. Auflage).
Hindelang, G. (1978): Auffordern. Die Untertypen des Aufforderns und ihre sprachlichen Realisierungsformen. Göppingen: Kümmerle.
Kleine-Büning, H./Schmitgen, S. (1986): Prolog. Grundlagen und Anwendung. Stuttgart: Teubner.
Nothdurft, W. (1984): ... äh folgendes problem äh. Die interaktive Ausarbeitung ’des Problems’ in Beratungsgesprächen. Tübingen: Narr.
Oevermann, U./Tilman, A./Konau, E./Krambeck, J. (1979): “Die Methodologie einer ”objektiven Hermeneutik“ und ihre allgemeine forschungslogische Bedeutung in den Sozialwissenschaften.” Soeffner, H.—G. (Hrsg.): Interpretative Verfahren in den Sozial- und Textwissenschaften. Stuttgart: Metzler, 352–434.
Schlageter, G./Stucky, W. (1983): Datenbanksysteme: Konzepte und Modelle. Stuttgart: Teubner.
Sucharowski, W. (1986): ”Transkripte als Datenbank.” Hundsnurscher, F./Weigand, E. (Hrsg.): Dialoganalyse. Tübingen: Niemeyer, 397–409.
Ungeheuer, G. (1979): ”Gesprächsanalyse und kommunikationstheoretische Voraussetzungen.” Wegner, D. (Hrsg.): Gesprächsanalysen. Hamburg: Buske, 27–65.
Zillig, W. (1982): Bewerten. Sprechakttypen der bewertenden Rede. Tübingen: Niemeyer.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1988 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Sucharowski, W. (1988). Der ’Dialog-Experte’. In: Weingarten, R., Fiehler, R. (eds) Technisierte Kommunikation. Psycholinguistische Studien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86319-5_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86319-5_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11857-4
Online ISBN: 978-3-322-86319-5
eBook Packages: Springer Book Archive