Kommunistische Genossenschaftspolitik

Zusammenfassung

Fast alle Genossenschaftstheoretiker im 19. Jahrhundert — und manche neigen dazu auch noch heute — haben die Genossenschaften nicht nur als eine spezielle Form ökonomischer Kooperation angesehen, deren Sinn sich darin zu erschöpfen hätte, die privatwirtschaftliche Lage ihrer Mitglieder in Unternehmungen oder Haushalten zu verbessern. Die allermeisten wollten sie darüber hinaus auch noch als ein mehr oder weniger geeignetes Instrument zur Veränderung der Gesellschaftsstruktur verstanden wissen, geeignet, den Kapitalismus in die Schranken zu weisen, in seinen Auswirkungen wenigstens zu mildern oder gar gänzlich zu überwinden. Vor allen anderen sahen die Marxisten in den Genossenschaften in erster Linie ein Mittel der Gesellschaftspolitik, ein Mittel zum Aufbau des Sozialismus, und der kommunistischen Genossenschaftsdoktrin kommt es immer noch auf diesen Aspekt an. Schon Karl Marx entwikkelt seine Analyse unter dieser Fragestellung und hat die Genossenschaftspolitik kommunistischer Staaten nachhaltig beeinflußt. Gleichwohl war sie dort keineswegs einheitlich, und es wurden im Zeitablauf bemerkenswerte Modifikationen zur Anpassung an die wirtschaftliche Entwicklung vorgenommen.