Zusammenfassung
Nach Bußmann liegt Polysemie dann vor, wenn ein Ausdruck zwei oder mehr Bedeutungen hat, die sich aus einer Hauptbedeutung ableiten lassen1 Für Bachem ist die Polysemie der Lexeme ein ökonomisches Mittel jeder natürlichen Sprache, das es ermöglicht, auf die Veränderungen der Umwelt flexibel zu reagieren.2 Polysemie als sprach-ökonomisches Mittel führt selten zu Verständigungsschwierigkeiten, weil aufgrund des Kontextes die Mehrdeutigkeit der Zeichen disambiguiert werden kann. Das bedeutet, daß von mehreren konventionalisierten Bedeutungsmöglichkeiten diejenige ausgewählt wird, die im Zusammenhang am sinnvollsten erscheint.3 Für die politische Sprache kann dies allerdings nur sehr eingeschränkt gelten. Weniger leicht ist die Disambiguierung nämlich, wenn es sich um “ideologische Polysemie” 4 handelt. Ideologische Polysemie liegt bei Wörtern vor,
die verschiedenen Ideologien gemeinsam sind und deren verschiedene Sinndeutungen nebeneinander in der Sprache auftauchen.5
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Referenzen
Vgl. Bußmann 1990, S. 593.
Vgl. Bachem 1979, S. 55.
Vgl. Bachem 1979, S. 55.
Dieckmann 1975, S. 70.
Dieckmann 1975, S. 71.
Vgl. hierzu die Rede von Kurt Biedenkopf auf dem Hamburger Parteitag der CDU 1973: “Sprache, liebe Freunde, ist nicht nur ein Mittel der Kommunikation. Wie auch die Auseinandersetzung mit den Linken zeigt, ist Sprache auch ein wichtiges Mittel der Strategie. Was sich heute in unserem Land vollzieht, ist eine Revolution neuer Art. Es ist die Revolution der Gesellschaft durch die Sprache. Die gewaltsame Besetzung der Zitadellen staatlicher Macht ist nicht länger Voraussetzung für eine revolutionäre Umwälzung der staatlichen Ordnung. Revolution findet heute auf andere Weise statt. Statt der Gebäude der Regierung werden die Begriffe besetzt, mit denen sie regiert, die Begriffe, mit denen wir unsere staatliche Ordnung, unsere Rechte und Pflichten und unsere Institutionen beschreiben. Die moderne Revolution besetzt sie mit Inhalten, die es uns unmöglich machen, eine freie Gesellschaft zu umschreiben, und es uns damit auch unmöglich machen, in ihr zu leben...” (22. Bundesparteitag der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Hamburg, 18.–20. November 1973, Auszug aus der Niederschrift, S. 61). Seit dieser Rede beschäftigen sich immer wieder politische Praktiker wie auch Sprachwissenschaftler mit dem Phänomen “Begriffe besetzen”. Als jüngeres Beispiel dafür können die Ergebnisse einer Arbeitstagung der “AG Sprache und Politik” 1989 in Düsseldorf genannt werden. Vgl. LiedtkeAVengeler/Böke (Hrsg.) 1991.
Vgl. Bachem 1979, S. 56. In der politischen Kritik an dem Phänomen “Begriffe besetzen” geht es in erster Linie nicht unbedingt darum, Manipulationsgefahren vom Adressaten abzuwenden, als vielmehr parteipolitische Chancen im öffentlichen Kommunikationsprozeß zu nutzen, vgl. Klein 1991, S. 48, zumal die Erfolge des politischen Gegners nur allzu leicht einem sprachpolitischen Strategievorteil zugeschrieben werden. Vgl. Kopperschmidt 1991, S. 82.
Vgl. Biedenkopf 1976, S. 27, der auf die Ambivalenz politischer Sprache hinweist, die es ermöglicht, den Zielkonsens überprüfbar zu formulieren oder die diesen durch “Formelkompromisse” auch verbergen kann.
Vgl. Dieckmann 1975, S. 62.
Vgl. Dieckmann 1975, S. 63.
Vgl. Bergsdorf 1983, S. 32.
Ludwig 1976, S. 10.
Vgl. Bachem 1979, S. 48.
Vgl. Bachem 1979, S. 45ff.
Rössler 1979, Vorwort [nicht paginiert].
Vgl. Sarcinelli 1983, S. 39. 17 Edelman 1976, S. 5.
Vgl. Bergsdorf 1983, S. 31f.; vgl. Edelman 1976, S. 3.
Vgl. Sarcinelli 1987, S. 33f. Unter Politikvermittlung wird verstanden, “daß jedes demokratische System spezifischer Verfahren und Institutionen bedarf, durch die Politik zwischen Herrschenden und Beherrschten, zwischen den politischen Führungsehten und den Bürgern vermittelt wird.” (Sarcinelli 1987, S. 19). Sarcinelli unterscheidet neben der appellativ-symbolischen noch die informatorische, partizipative und politisch-pädagogische Pohtikvermittlung. Vgl. Sarcinelli 1987, S. 26.
Vgl. Edelman 1976, S. 5f.
Vgl. Bergsdorf 1983, S. 33.
Bachem 1979, S. 64.
Lasswell 1966, S. 13.
Vgl. Sarcinelli 1984, S. 113.
Klaus 1971, S. 139. 26 Fuhs 1987, S. 1ff.
Vgl. Dieckmann 1975, S. 101ff.
Vgl. Bußmann 1990, S. 679.
Strauß 1986, S. 100. Im weitesten Sinn soll hier der Typologie ideologiegebundener Lexik nach Strauß (1986, S. 100ff.) gefolgt werden, ohne dabei seine Feindifferenzierung zu berücksichtigen, da diese für die vorliegende Arbeit nicht wesentlich ist. Strauß bezieht seine Differenzierungen auf zwei ideologische Systeme: Bundesrepublik Deutschland und DDR. (Trotz Wiedervereinigung sind das politische System der DDR und der damals herrschende ideologiegebundene Wortschatz weiterhin Untersuchungsgegenstände.) An dieser Stelle soll daher an die Ideologiedefinition in Kapitel 1.3. erinnert werden, die dieser Arbeit zugrunde Hegt und die es ermöglicht, die Bundesrepublik gemäß ihres pluralistischen Prinzips zu betrachten.
Lasswell 1966, S. 10. Lasswell unterscheidet impolitischen Wortschatz Bezeichnungen für die politische Doktrin, die Credenda, sowie Miranda für positiv bewertete politische Leitwörter und Vorbilder. Die politische Doktrin ist die Lehre oder das Weltbild, auf dem ein Herrschaftssystem basiert, und sagt aus, was allgemein anerkannt oder geglaubt werden soll. Auch die Anti-Miranda, also Bezeichnungen, die Negativbilder aufbauen, gehören zum Wortschatz der Ideologiesprache. Die von Lasswell ebenfalls genannten Formula, die den Aufbau des Staates und seine Aufgaben im einzelnen beschreiben, spielen in der Ideologiesprache keine Rolle. Vgl. Lasswell 1966, S. 10ff.; vgl. Dieckmann 1975, S. 49ff..
Vgl. Dieckmann 1975, S. 49. Fuhs, der in seiner Untersuchung die Grundwerte aus dem Grundgesetz ableitet, wendet sich darin entschieden gegen die weit verbreitete Annahme, Grundwerte-Lexeme seien inhaltsleer. Er kommt zu dem Ergebnis, daß der parteispezifische Gebrauch der Grundwerte-Lexeme für eine pluralistische Demokratie notwendig ist, weil so gruppenspezifische Interessen zum Ausdruck gebracht werden können. Vgl. Fuhs 1987, S. 10 und S. 96.
Römer 1968, S. 98ff.
Vgl. Strauß 1986, S. 105.
Vgl. Strauß 1986, S. 107.
Aufgrund des der Bundesrepublik Deutschland zugrundehegenden pluralistischen Prinzips existieren ideologische Gruppen, die sich zum Sozialismus bekennen. Sie verwenden Sozialismus daher nicht als Stigma-, sondern als Symbolwort.
Vgl. Strauß 1986, S. 108.
Vgl. Strauß/Haß/Harras 1989.
Vgl. Dieckmann 1975, S. 103.
Dieckmann 1975, S. 103. 40 Luhmann 1974, S. 41.
Vgl. Bachem 1979, S. 65.
Bachem 1979, S. 63. Laut Bachem soll das Zitat von Holz 1972, S. 308 stammen, wurde aber an der angegebenen Stelle nicht gefunden.
Vgl. Sarcinelli 1984, S. 157ff.
Bußmann 1990, S. 484.
Vgl. Bachem 1979, S. 50.
Bachem/Battke 1991, S. 271.
Vgl. Drommel/Wolff 1976, S. 71ff.
SPD-Wahlbroschüre 1976, zit. nach Bachem 1979, S. 51.
Bachem 1979, S. 53.
Wahlbroschüre der CDU/CSU 1976, zit. nach Bachem 1979, S. 52. Bachem/Battke 1991 zeigen darüber hinaus an der Metapher unser gemeinsames europäisches Haus [Hervorhebung im Original], daß durch “kreative metaphorische Spezifizierung” (S. 298) Widersprüche, Einwände, Gegenargumente und auch Provokationen abgemildert werden können und so eine Verständigungsgrundlage ermöglicht wird. Vgl. Bachem/Battke 1991, S. 304.
Vgl. Drommel/Wolff 1976, S. 76ff.
Vgl. Bachem 1979, S. 54.
Vgl. Bußmann 1983, S. 132 und Bußmann 1990, S. 229.
Vgl. Bachem 1979, S. 59.
Vgl. Bachem 1979, S. 58ff.
Vgl. Bachem 1979, S. 60f.; vgl. Dieckmann 1964, S. 81.
Vgl. Sowinski 1978, S. 244; vgl. Bachem 1979, S. 60.
Bachem 1979, S. 61.
Vgl. Sowinski 1978, S. 245; vgl. Bachem 1979, S. 60f.
Vgl. Sowinski 1978, S. 244.
Vgl. Sowinski 1978, S. 244.
Vgl. Bachem 1979, S. 61.
Vgl. Sowinski 1978, S.244f.
Vgl. Sowinski 1978, S. 245.
Vgl. Bachem 1979, S. 61.
Vgl. Bachem 1979, S. 61.
Schippan 1979, S. 204f.
Vgl. Sowinski 1978, S. 241.
Schippan 1979, S. 209.
Vgl. Sowinski 1978, S. 242.
WDG 1977, 4. Bd., S. 11.
Vgl. Bellmann 1980, S. 369.
Vgl. Bellmann 1980, S. 374.
Vgl. Bellmann 1980, S. 376.
Vgl. Bellmann 1980, S. 376.
Bachem 1979, S. 155.
Vgl. Bellmann 1980, S. 377.
Vgl. Hildebrand 1984, S. 369.
Vgl. Bellmann 1980, S. 377f.
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Toman-Banke, M. (1996). Eigenschaften des ideologiegebundenen Wortschatzes. In: Die Wahlslogans der Bundestagswahlen 1949–1994. DUV Sprachwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14635-3_3
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