Zusammenfassung
Die Verbindung, die zwischen der Pharmazie und der Geschichte des Sammelns besteht, beruht nicht allein auf einer beachtlichen Reihe größerer und kleinerer fachspezifischer Museen, von denen hier nur die in den Jahren 1883 bis 1897 entstandene und als ‚Historisch-pharmaceutisches Centralmuseum‘ konzipierte Abteilung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, das ab 1924 eingerichtete Schweizerische pharmazie-historische Museum in Basel und das 1937 in München gegründete, seit 1957 in Heidelberg befindliche Deutsche Apothekenmuseum genannt seien.1 Vielmehr reichen die Beziehungen zwischen der ‚ars pharmaceutica‘, ihren Vertretern und ihrem zentralen Gegenstand: dem Arzneimittel einerseits und der Entwicklung des Sammelwesens andererseits bis in das 16. Jahrhundert zurück und sind gerade in dem hier zu behandelnden Zeitraum so evident, daß sie eine gesonderte Betrachtung rechtfertigen2; dies um so mehr, als die frühe Sammeltätigkeit der Apotheker in der allgemeinen museologischen Literatur bestenfalls marginale Erwähnung findet und auch die pharmaziehistorische Forschung selbst bislang kaum nennenswerte Beiträge zu diesem Thema geleistet hat.3 — Der folgende Überblick will daher versuchen, auf die Anfange derartiger Aktivitäten etwas näher einzugehen: Einmal, indem er sich mit der sachbedingten Verwandtschaft von Apotheke und Naturalienkammer befaßt, wie sie nicht zuletzt noch in manchen Rekonstruktionen älterer Offizinen und Drogensammlungen betont demonstriert wird4; zum anderen, indem er vor allem einige als Gründer und Betreiber von Naturalienkabinetten bekannt gewordene Apotheker vorstellt und damit Angehörige eines Berufsstandes, dessen museale Neigungen sich bis in die Gegenwart erhalten haben.5
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Anmerkungen
Vgl. hierzu Schneider, Wolfgang,Entwicklung der pharmazeutischen Museologie in Deutschland, in: Pharmazeutische Zeitung 125 (1980), S. 68–71; Wit-top Koning, Dirk Arnold,Deutsche Sammler und die Pharmaziegeschichtliche Ausstellung Berlin 1929, in: Dressendörfer, Werner und Müller-Jahncke, Wolf-Dieter (Hrsg.), Orbis pictus. Kultur-und pharmaziehistorische Studien. Festschrift für Wolfgang-Hagen Hein zum 65. Geburtstag, Frankfurt/Main 1985, S. 311–326; Müller-Jahncke, Wolf-Dieter,Sammeln und Bewahren. Pharmaziehistorische Museen in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, in: Pharmazie in unserer Zeit 19 (1990), S. 56–60; Fetzer, Wolfgang,Pharmazie. Historisches aus Museen und Sammlungen der DDR, Leipzig 1983. — Vgl. ferner Häfliger, Josef Anton,Pharmazeutische Altertumskunde und Die Schweizerische Sammlung für Historisches Apothekenwesen an der Universität Basel, Zürich 1931; Gan-zinger, Kurt,Apothekenaltertümer in Österreich, Stuttgart 1951; Czeike, Felix,Sammlungen im Besitze von Wiener Apothekern des Vormärz, in: Domandl, Sepp (Hrsg.), Die ganze Welt ein Apotheken. Festschrift für Otto Zekert, Wien 1969 (= Salzburger Beiträge zur Paracelsusforschung Heft 8), S. 19–35; Antall, József,Pharmazeutische Museologie und das Semmelweis-Institut, in: Dressendörfer und Müller-Jahncke (w.o.), S. 1–7; Olonetzky, Beny,Die Sammlung. Darstellung alter Arztinstrumente, Apotheker-Gefäße, Mikroskope, Einnehmelöffel, Terra sigillata, Amulette und anderer interessanter Gegenstände und Kuriositäten [aus dem Schweizerischen Pharmazie-historischen Museum in Basel], Stuttgart 1980. — Vgl. auch Matthews, Leslie G.,Antiques of the Pharmacy, London 1971; Hamarneh, Sami K.,Temples of the Muses and a History of Pharmacy Museums, Tokyo 1972 (= The Naito Foundation English Publication Series 1, Nr. 1); Griffenhagen, George und Stieb, Ernst W,Pharmacy Museums and Historical Collections in the United States and Canada, Madison 1988 (= American Institute of the History of Pharmacy, Publication No. 11 [New Series]).
Vgl. hierzu auch Jahn, Ilse,Grundzüge der Biologiegeschichte, Jena 1990 (Uni-Taschenbücher 1534), S. 198.
Soweit feststellbar, liegt nur eine einzige, kursorische Übersicht über dieses bis heute „recht stiefmütterlich behandelte Gebiet“ vor, die zudem von einem Nicht-Pharmazeuten verfaßt worden ist, nämlich von Seifert, Alfred,Naturalien-und Kunstkabinette von Apothekern, besonders das Lincksche in der Löwenapotheke zu Leipzig (1670–1840), in: Pharmazeutische Zeitung 79 (1934), S. 493–498; vgl. dazu auch FN 59 sowie FN 38.
Vgl. etwa Kallinich, Günter,Schöne alte Apotheken, München 1975, S. 95, Abb. 158.
Zu den zahlreichen Apothekern des deutschen Sprachraums, die sich — in welcher Form auch immer — als Sammler betätigt haben, vgl. Hein, Wolfgang-Hagen und Schwarz, Holm-Dietmar (Hrsg.), Deutsche Apotheker-Biographie, 2 Bde. und Erg-Bd., Stuttgart 1975, 1978 und 1986 (= Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, N.F., Bd. 43, 46 und 55). — Indes reichen die diesbezüglichen Aktivitäten der Apotheker auch über den rein pharmazeutischen Sektor hinaus- So sollen nach einer 1934 aufgestellten Statistik nicht weniger als 64% der deutschen Heimatmuseen von Apothekern begründet oder verwaltet worden sein, darunter als wohl bekanntestes der von Ludwig Leiner 1870 in Konstanz eingerichtete,Rosgarten`; vgl. Adlung, Alfred) und Urdang, G(eorg), Grundriß der Geschichte der deutschen Pharmazie, Berlin 1935, S. 418.
Vgl. hierzu die einschlägigen Kapitel bei Peters, Hermann,Aus pharmazeutischer Vorzeit in Bild und Wort, 1. Bd., Berlin 18912 [Nachdruck Walluf bei Wiesbaden 1972], S. 39–138; ferner Kallinich (FN 4), S. 67–70.
L’ osservazione diretta“ — stellt auch Giuseppe Olmi fest — „il contatto con le,cose di natura’ divenne una prassi piuttosto abituale per gli speziali e di certo preferita a un approccio alla natura di stampo libresco”. Olmi, Giuseppe,„Per preservatione, et cura degli huomini“: storia naturale e farmacia nel Rinascimento, in: Studi Trentini di Scienze Storiche LXVI, Sezione I/3 (1987), S. 265–289, hier S. 277.
Seifert (FN 3), S. 494.
Schlosser, Julius von,Die Kunst-und Wunderkammern der Spätrenaissance. Ein Beitrag zur Geschichte des Sammelwesens [1908], Braunschweig 19782, S. 195. — Eine Schlange oder ein Krokodil über dem Ladentisch findet man — gleichsam als Wahrzeichen einer Apotheke — auch auf vielen Abbildungen wiedergegeben. Vgl. hierzu etwa Kallinich (FN 4), S. 103 und Abb. 167 (Kupferstich aus M. Geiger, Microcosmos Hypochondriacus, München 1652) sowie Abb. 170 (Kupferstich aus F.P. Florini, Hausväterbuch, Nürnberg u.a. 1722); ferner Stafski, Heinz,Aus alten Apotheken, München 19613 (= Bibliothek des Germanischen National-Museums zur deutschen Kunst-und Kulturgeschichte Bd. 1), Abb. 7. — In diesem Zusammenhang sei aber auch an Shakespeare’s vielzitierte Schilderung eines Apothekers erinnert, der trotz aller Armseligkeit auf die übliche Dekoration nicht verzichtet hat: „Ein Schildpatt hing in seinem dürft’gen Laden/Ein ausgestopftes Krokodil und Häute / Von mißgestalten Fischen; auf dem Sims/Ein bettelhafter Prunk von leeren Büchsen/Und grüne Töpfe, Blasen, müffger Samen/Bindfaden-Endchen, alte Rosenkuchen/Das alles dünn verteilt, zur Schau zu dienen“ (Romeo und Julia V, 1).
Vgl. Neverov, Oleg,,His Majesty’s Cabinet’ and Peter I’s Kunstkammer, in: Impey, Oliver und MacGregor, Arthur (Hrsg.), The Origins of Museums. The Cabinet of Curiosities in Sixteenth-and Seventeenth-Century Europe, Oxford 1985, S. 54–61, hier S. 54 f.
Gleichsam den Sonderfall einer solchen Einbeziehung stellt hier die Hausapotheke dar, die der bekannte, 1617 vollendete Pommersche Kunstschrank — „eine mikrokosmische Abbildung der Ordnung des Makrokosmos“ — neben zahllosen anderen Dingen enthielt; vgl. Putscher, Marielene,Ordnung der Welt und Ordnung der Sammlung: Joachim Camerarius und die Kunst-und Wunderkammern des 16. und frühen 17. Jahrhunderts, in: Circa tiliam. Studia historiae medicinae Gerrit Arie Lindeboom septuagenario oblata, Leiden 1974, S. 256–277, hier S. 272 (mit Abb. 9). — Vgl. auch die Abb. des Pommerschen Kunstschrankes bei Schlosser (FN 9), S. 189.
Vgl. hierzu Menzhausen, Joachim,Elector Augustus’s Kunstkammer an Analysis of the Inventory of 1587, in: Impey und MacGregor (FN 10), S. 69–75.
Klemm, Gustav,Zur Geschichte der Sammlungen für Wissenschaft und Kunst in Deutschland, Zerbst 1837, S. 183.
Vgl. hierzu Theuerkauff, Christian,The Brandenburg Kunstkammer in Berlin, in: Impey und MacGregor (FN 10), S. 110–114 und bes. Abb. 43.
Vgl. hierzu Seelig, Lorenz,The Munich Kunstkammer, 1565–1807, in: Impey und MacGregor (FN 10), S. 76–89.
Quiccheberg, Samuel a Inscriptiones vel tituli theatri amplissimi complectentis rerum universitatis singulas materias et imagines eximiaschrw(133), München 1565, Kap. 2. — Vgl. hierzu Braungart, Wolfgang,Die Kunst der Utopie. Vom Späthumanismus zur frühen Aufklärung, Stuttgart 1989, S. 106–110, bes. S. 109.
Vgl. hierzu auch Schulz, Eva,Notes on the history of collecting and of museums in the light of selected literature of the sixteenth to the eighteenth century, in: Journal of the History of Collections 2 (1990), S. 205–218, hier S. 208.
Andreae, Johann Valentin,Christianopolis. Aus dem Lateinischen übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort hrsg. von Wolfgang Biesterfeld, Stuttgart 1975 (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 9786 [2]), S. 70. — Vgl. hierzu Braungart (FN 16), S. 16–81.
Vgl. hierzu Kallinich (FN 4), S. 66; Schneider, Wolfgang,Pharmazeutische Laboratorien in historischer Sicht, in: Hoechst heute 3 (1961), S. 23–29; ferner Hill, Christopher R.,The iconography of the laboratory, in: Ambix 22 (1975), S. 102–110. — Im übrigen beherbergte auch manches Museum ein solches — schon von Andreae (FN 18), S. 69 zwischen Schatzkammer und Apotheke angesiedeltes — Laboratorium, wie z.B. das 1683 in Oxford eröffnete und zur Universität gehörende Ashmolean Building. Vgl. Klemm, Friedrich,Geschichte der naturwissenschaftlichen und technischen Museen, München 1973 (= Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte 41. Jg., Heft 2), S. 32; ferner MacGregor, Arthur (Hrsg.), Tradescant’s Rarities. Essays on the Foundation of the Ashmolean Museum 1683 with a Catalogue of the Surviving Early Collections, Oxford 1983.
Olmi, Giuseppe,Ordine e fama: il museo naturalistico in Italia nei secoli XVI e XVII, in: Annali dell’ Istituto storico italo-germanico in Trento/ Jahrbuch des italienisch-deutschen historischen Instituts in Trient VIII, Bologna 1982, S. 225–274, hier S. 228 und 240.
Maggioni,Giuseppe] (Hrsg.), Dizionario Storico Biografico dei Farmacisti Italiani, Padua 1990, S. 49f. — Zu Art und Bedeutung von Calzolaris Museum vgl. auch Olmi (FN 7), S. 276 f.; ferner Impey, Oliver,Japan: Trade and Collecting in Seventeenth-Century Europe, in: Impey und MacGregor (FN 10), S. 267–273, hier S. 268.
Vgl. Olivi, Giovanni Battista,De reconditis et praecipuis collectaneis ab honestissimo et solertissimo Francisco Calceolario Veronensi in musaeo adservatis, Venedig 1583; Musaeum Franc[isci] Calceolarii jun[ioris] Veronensis a Benedicto Ceruto medico incoeptum et ab Andrea Chiocco med[ico]physicochrw(133) descriptum et perfectumchrw(133), Verona 1622. — Zu diesen beiden Katalogen vgl. Olmi, Giuseppe,Science — Honour — Metaphor: Italian Cabinets of the Sixteenth and Seventeenth Centuries, in: Impey und MacGregor (FN 10), S. 5–16, hier S. 6 f.; zu letzterem auch Balsiger, Barbara Jeanne,The Kunst-und Wunderkammern. A catalogue raisonné of collecting in Germany, France and England 1565–1750 [Phil.Diss. Pittsburgh 1970], Ann Arbor 1986 [in 2 Bde.], S. 126–134.
Vgl. Major, Johann Daniel,Unvorgreiffliches Bedencken von Kunst-und Naturalien-Kammern insgemein, Kiel 1674, Kap. 9 und 10.
Maggioni (FN 21), S. 134f.
Klemm (FN 19), S. 18.
Imperato, Ferrante,Dell’historia naturalechrw(133) libri XXVIII, nella quale ordinatamente si tratta della diversa condition di miniere e pietre, con alcune storie di piante e animali sinora non date in luce, Neapel 1599. — Zum Inhalt dieser 28 Bücher vgl. auch Balsiger (FN 22), S. 275–277.
Hein und Schwarz (FN 5), S. 48–50; ferner Balsiger (FN 22), S. 691f.
Besler, Basilius,Fasciculus rariorum et aspectu dignorum varii generis, quae collegit et suis impensis aeri ad vivum incidi curavit atque evulgavitchrw(133), Nürnberg 1616; Continuatio rariorum et aspectu dignorum varii generischrw(133), Nürnberg 1622.
Vgl. hierzu den von Keunecke, Hans-Otto herausgegebenen Erlanger Katalog: Hortus Eystettensis. Zur Geschichte eines Gartens und eines Buches. Eine Ausstellung der Universitätsbibliothek 28. November-16. Dezember 1989, München 1989 (= Schriften der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg 20).
Besler, Michael Rupert,Gazophylacium rerum naturalium e regno vegeta-bili, animali et minerali depromptarum, Nürnberg 1642. — Eine weitere Beschreibung der Beslerschen Sammlung wurde schließlich herausgegeben von Lochner von Hummelstein, Michael Friedrich,Rariora musei Besleriani, quae olim Basilius et Michael Rupertus Besleri collegerunt aeneisque tabu-lis ad vivum incisa evulgarunt. Nunc commentariolo illustrata a Johanne Henrico Lochnerochrw(133) denuo luci publicae commisit et laudationem eius funebrem adiecitchrw(133), Nürnberg 1716; vgl. Balsiger (FN 22), S. 735.
Vgl. Hein und Schwarz II (FN 5), S. 619. Vgl. ferner Ahlrichs, Erhard,Albertus Seba — Zu seinem 250. Todestag, [Aurich 1986] (= Ostfriesische Familien-kunde. Beiträge zur Genealogie Heft 6); Wittop Koning, Dirk Arnold,Zum 250. Todestag von Albertus Seba, in: Beiträge zur Geschichte der Pharmazie [Beilage der Deutschen Apotheker-Zeitung] 39. Jg. (1987), S. 92/312–94/314.
Vgl. hierzu auch Neverov (FN 10), S. 56.
Seba, Albert,Locupletissimi rerum naturalium thesauri accurata descriptio et iconibus artificiosissimis expressio per universam physices historiamchrw(133) Ex toto terrarum orbe collegit, digessit, descripsit et ad depingendum curavitchrw(133), 4 Bde., Amsterdam 1734–1765.
Zu Sebas 1752 versteigerter Sammlung und seinem Thesaurus`, dessen dritter und vierter Band von Aernout Vosmaer ediert worden sind, vgl. vor allem: Hendrik Engel’s Alphabetical List of Dutch Zoological Cabinets and Menageries [1939]. Second, enlarged edition prepared by Pieter Smit with the assistance of A.P.M. Sanders and J.P.F. van der Veer, Amsterdam 1986 (= Nieuwe Nederlandse Bijdragen tot de Geschiedenis der Geneeskunde en der Natuurwetenschappen No. 19), S. 249 f.
Vgl. hierzu den Beitrag von Antonie M. Luyendijk-Elshout in diesem Band ab S. 643
Vgl. hierzu u.a Olmi (FN 20), S. 264–266.
So etwa von Moller, Daniel Wilhelm,Commentatio de technophysiotameis sive germanice von Kunst-und Naturalien-Kammern, Altdorf 1704; Valentini, Michael Bernhard,Museum museorum, oder vollständige Schaubühne aller Materialien und Specereyen, nebst deren natürlichen Beschreibung, Election, Nutzen und Gebrauchchrw(133) Zum Vorschub der studirenden Jugend, Materialisten, Apotheker [!] und deren Visitatoren, wie auch anderer Künstler, als Jubelirer, Mahler, Färber uswchrw(133)., Frankfurt/Main 17142 [3 Teile und 3 Anhänge in 1 Bd.]; Neickel(ius),C[aspar] F[riedrich], Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum oder Raritäten-Kammernchrw(133) mit einigen Zusätzen und dreyfachem Anhang vermehret von Johann Kanold, Leipzig und Breslau 1727; Klemm (FN 13). — Doch auch die systematische Durchsicht der bereits mehrfach genannten biographischen Nachschlagewerke von Hein und Schwarz (FN 5) sowie Maggioni (FN 21), von Engel’s über 1700 Positionen umfassender Auflistung (FN 34) usw. dürfte unsere Kenntnisse über Apotheker als Sammler beträchtlich erweitern. — Vgl. hierzu schließlich auch Lugli, Adalgisa,Naturalia et Mirabilia. Il collezionismo enciclopedico nelle Wunderkammern d’Europa, Mailand 1983.
Wie schon Seifert (FN 3), S. 494 feststellte, hat diese „erste pharmaziegeschichtliche Betrachtungchrw(133) bisher in der Fachliteratur keine Beachtung gefunden“, verdient jedoch trotz mancher Lücken Interesse, „weil darin eine Anzahl von Apothekern genannt wird, deren Betätigung als Sammler und Naturforscher im gegenwärtigen Schrifttum unbekannt zu sein scheint.”
Maggioni (FN 21), S. 83. — Vgl. hierzu auch Olmi, Giuseppe,Dal,teatro del mondo` ai mondi inventariati. Aspetti e forme del collezionismo nell’ età moderna, in: Barocchi, Paola und Ragionieri, Giovanna (Hrsg.), Gli Uffizi: quattro secoli di una galleria, Florenz 1983 (= Atti del Convegno Internazionale di Studi, Firenze 20–24 settembre 1982), S. 233–269, hier S. 235 und 245.
Maggioni (FN 21), S. 191 f.
Vgl. Maggioni (FN 21), S. 252f.
Die Beschreibung dieser „vasta raccolta di minerali, piante ed animali fossili“ wurde postum herausgegeben von seinem Sohn Zannichelli, Gian Jacopo, Enumeratio rerum naturalium, quae in musaeo Zannichelliano asservantur, Venedig 1736.
Vgl. Balsiger (FN 22), S. 144–147; ferner Schnapper, Antoine, Le géant, la licorne et la tulipe. Collections et collectionneurs dans la France du XVIIe siècle. I — Histoire et histoire naturelle, Paris 1988, S. 223.
Deren versifizierte Beschreibung,Le jardin et cabinet poetique de Jacques et Paul Contant. Avec les figures des plantes en taille douce` ist als fünfter Teil enthalten in: Les oeuvres de Jacques et Paul Contantchrw(133) Divisées en cinq traictez, Poitiers 1628.
Zit. nach MacGregor, Arthur,The Cabinet of Curiosities in Seventeenth-Century Britain, in: Impey und MacGregor (FN 10), S. 147–158, hier S. 157.
Zu dieser, auch viele Objekte aus Ostindien und der Neuen Welt enthaltenden Sammlung veröffentlichte der englische Apotheker zwei Kataloge, von denen der eine in den Jahren 1695–1703 in Form von zehn sog. Centurien, der andere zwischen 1702 und 1709 erschien: Musei Petiveriani centuria prima rariora naturae continens: animalia, fossilia, plantas ex variis mundi plagis advecta, ordine digesta et nominibus propriis signata a Jacopo Petiver pharmacop[ola] Londinens[i] et Regiae Societatis] socio, London 1695 ff.; Gazophylacium naturae et artis, in quo animalia, quadrupeda, ayes, pisces, reptilia, insecta, vegetabilia item fossilia, corpora marina et stirpes minerales e terra eruta, lapides figura insignes descriptionibus brevibus et iconibus illustranturchrw(133), London 1702 ff. — Zu Petiver vgl. im übrigen Desmond, Ray,Dictionary of British and Irish Botanists and Horticulturists including Plant Collectors and Botanical Artists, London 1977, S. 491 f.
Vgl. Engel (FN 34), S. 268 f.
Darunter der Verkaufskatalog in lateinisch-holländischer Fassung: Catalogus musei instructissimi exhibens copiosam suppellectilem variarum rerum exoticarum tam naturalium quam artefactorum, quam indefesso labore et sumtu minime vulgari quinquaginta annorum spatio collegit Johannes Jacobus Swammerdamius pharmacop[ola] dum viveret vigilantissimus, Amsterdam 1679.
Vgl. Engel (FN 34), S. 81; ferner Wittop Koning (FN 31), S. 93/313.
Auf diese hat schon Häfliger (FN 1), S. 12 hingewiesen, wobei er allerdings nur zwei „pharmaziehistorische Privatsammler großen Stiles“: Burkhard Reber und Theodor Engelmann nennt bzw. unter ihren Vorläufern: den Besitzern von Raritäten-und Naturalienkammern ausschließlich Ärzte anführt. — Zu Reber und Engelmann (1851–1931) vgl. im übrigen Hein und Schwarz I und II (FN 5), S. 149f. und 518; zu ersterem ferner Jaroschinsky, Peter,Burkhard Reber (1848–1926). Ein Vorläufer der schweizerischen Pharmaziegeschichte, Stuttgart 1988 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie Bd. 47), bes. S. 26–64.
Zu diesen drei in Nürnberg tätigen Apothekern vgl. Hein und Schwarz I und II (FN 5), S. 50 f., 651 und 656f.
Zu dessen reichhaltigem, in der Apotheke aufgestelltem Naturalien-und Raritätenkabinett: dem „ersten naturwissenschaftlichen Museum der Stadt“ vgl. Valentin, Hans, Die Entwicklung des ostpreußischen Apothekenwesens, Berlin 1928, S. 12.
Bei Valentini II (FN 37), S. 81 abgedruckt: Museum curiosum auctum oder neuverbesserte Beschreibung der raren und ausländischen Sachen, so zu befinden bei Hrn. Chn. Nicolai Apothekern allhier, untersuchet und erläutert von D. Chn. Worlitzen, Wittenberg 1710.
Eine Beschreibung seiner wohl nur bescheidenen Sammlung erschien 1725 unter dem Titel: Catalogus was Herr Thomas Dietrich Oloff, Königlich] Preußischer] priv[ilegierter] Hof-Apotheker, von Natural-u[nd] anderen] curiosen Stücken gesammlet, auch denen Liebhabern der wunderbahren Natur in seiner Behausung in Magdeburg bey Gelegenheit gezeiget wird. Vgl. Seifert (FN 3 ), S. 495.
Vgl. Hein und Schwarz Erg-Bd. (FN 5), S. 392 f.
Vgl. Hein und Schwarz II (FN 5), S. 731 f.
Zu den beiden Letztgenannten vgl. Hein und Schwarz I (FN 5), S. 8 f. und 96 f.
Vgl. hierzu Hein und Schwarz I (FN 5), S. 372–375.
Vgl. Seifert, Alfred,Die Apotheker-Familie Linck in Leipzig und ihr Naturalien-und Kunstkabinett (1670–1840), hrsg. von der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, Mittenwald [1935].
Neben dem Kunst-und Naturalienkabinett der Franckeschen Stiftungen in Halle dürfte diese —1840 an Fürst Otto Victor I. von Schönburg-Waldenburg verkaufte — Sammlung somit die einzige aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts sein, die sich in weitgehend unverändertem Zustand bis in die Gegenwart erhalten hat. Vgl. hierzu den Beitrag von Peter Beyrich in diesem Band ab S. 581; ferner Storz, Jürgen, Hauptbibliothek, Archiv und Naturalienkabinett der Franckeschen Stiftungen, in: Raabe, Paul (Hrsg.), Die Franckeschen Stiftungen zu Halle an der Saale, Wolfenbüttel (1990), S. 35–67.
Zu diesem von dem Leipziger Kammerrat Johann Christoph Richter begründeten Kabinett vgl. Hebenstreit, Johann Ernst, Museum Richterianum continens fossilia, animalia, vegetabilia mar[ina] illustrata iconibus et commentariis. Accedit de gemmis sculptis antiquis liber singularis, Leipzig 1743.
Mit Blick auf die fortschreitende Entwicklung und Bedeutung der Chemie im 18. Jahrhundert verwundert dies um so weniger, als bereits Major (FN 23), unter den,artificialia` auch ein „Conditorium Chymicum, darinnen rare Chymische Kunst-Sachenchrw(133) `, vorgesehen hatte.
Index Musaei Linckiani, oder kurzes systematisches Verzeichniß der vornehmsten Stücke der Linckischen Naturaliensammlung zu Leipzig, 3 Teile, Leipzig 1783–1787. — Gemäß diesem Verzeichnis erfolgte die Anordnung der Bestände in der zoologischen Abteilung nach dem Linnéschen System, in der mineralogischen nach demjenigen des schwedischen Mediziners und Chemikers Johan Gottschalk Wallerius und in der botanischen nach pharmakognostischen bzw. warenkundlichen Merkmalen
Andreae (FN 18), S. 70.
Ich habe bey den unsrigen in Hamburg“ — fährt Neickel(FN 37), S. 424 f. fort — „unterschiedliche sowol nur aparte Cabinetter, als auch gantze dazu angelegte Kammern besehen: Ich kan aber nicht sagen, daß ich bey einem einigen die geringste Ordnung, sondern alles in richtiger Confusion gefunden, ja nach einiger Meynung haben sie es noch schön inventioniret, und ihre Raritäten besonders wohl ausgezieret, zum Exempel hier siehet man ein Repositorium, auf welchem erstlich ein schöner von Helffenbein mit Perlenmutter ausgelegter Becher stehet, denn siehet man einen Fuß hohes Glas mit einem ausländischen Thier oder Vogel in Sp[iritus] vini, bey demselbigen liegt ein Stück Minera oder Berg-Art, endlich kommt wieder ein von rothem Corall gedrehter Löwe, und so fort an. Oben über solchen hängen unterschiedliche Schnecken-Häuser, Crystallene Kugeln etc. dis läst artig bunt, aber es reimt sich eines bey dem andern eben so gut als Dinte in Milch”. — Zur Unordnung in den Naturalienkabinetten allgemein vgl. im übrigen auch Lepenies, Wolf Das Ende der Naturgeschichte, München und Wien 1976, S. 57.
Vgl. MacGregor (FN 45), S. 157.
Zu den vielfältigen Ordnungssystemen, die während des 17. und 18. Jahrhunderts in den biologischen Wissenschaften üblich waren und ganz bzw. teilweise auch von den Apothekern verwendet worden sind, vgl. Jahn (FN 2), S. 197–220 und 234–264.
Vgl. hierzu Diekmann AnnetteKlassifikation — Systeme —,scala naturae. Das Ordnen der Objekte in Naturwissenschaft und Pharmazie zwischen 1700 und 1850, Stuttgart 1992 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie Bd. 64), bes. S. 46–49.
Olmi GiuseppeUlisse Aldrovandi. Scienza e natura nel secondo cinquecento, Trient 1976 (= Collana di storia sociale 2), S. 89.
7Vgl. hierzu allgemein Schneider WolfgangLexikon zur Arzneimittelgeschichte, 7 Bde., Frankfurt/Main 1968-1975; ferner Mez-Mangold LydiaAus der Geschichte des Medikaments, Basel 1971 [Veröffentlichung der Firma F. Hoffmann-La Roche]. — Zu einzelnen als Arzneimittel verwendeten Naturalien (in Auswahl) vgl. etwa Graepel Peter HartwigTerra sigillata — ein Universalheilmittel vergangener Jahrhunderte, in: Beiträge zur Geschichte der Pharmazie [Beilage der Deutschen Apotheker-Zeitung] 36. Jg. (1984), S. 29/213-33/217; Fühner HermannLithotherapie. Historische Studien über die medizinische Verwendung der Edelsteine, Ulm o.J.; KreemerJ., Bezoarsteenen, Moestika’s en Goeliga’s, Leiden 1934; Tassel R. van, Bezoars and the collection of Henri van Heurck (1838-1909). Henri van Heurck Museum (Antwerpen 1970); Einhorn Jürgen WSpiritalis Unicornis. Das Einhorn als Bedeutungsträger in Literatur und Kunst des Mittelalters, München 1976 (= Münstersche Mittelalter-Schriften Bd. 13), S. 244-247; Beer Rüdiger RobertEinhorn. Fabelwelt und Wirklichkeit, München 1977 3 S. 159–193; Meyer-Hicken Benno R.Über die Herkunft der Mumia genannten Substanzen und ihre Anwendung als Heilmittel. Med. Diss. Kiel 1978; Caesar Wolfgang„Mumie“ als gottgefällige Arzneidroge in der Medizin des Pietismus, in: Jahrbuch des Deutschen Medizinhistorischen Museums 7 (19881992), S. 123–131; Smollich RenateDer Bisamapfel in Kunst und Wissenschaft, Stuttgart 1983 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie Bd. 21); Figala KarinAlraune — Medizin und Aberglaube, in: Dressendörfer Werner Low Reinhard und Zimmermann Annette (Hrsg.), Pharmazie und Geschichte, Festschrift für Günter Kallinich zum 65. Geburtstag, Straubing und München 1978, S. 64–77.
Vgl. hierzu auch Maccagni CarloLe raccolte e i musei di storia naturale e gli orti botanici come istituzioni alternative e complementari rispetto alla cultura delle Università e delle Accademie, in: Boehm Laetitia und Raimondi Ezio (Hrsg.), Università, Accademie e Società scientifiche in Italia e in Ger-474 Dilg: Apotheker als Samml mania dal Cinquecento al Settecento, Bologna 1981 (= Annali dell’ Istitu storico italo germanico,Quaderno 9), S. 283–310.
Diese näher zu untersuchen, ist Aufgabe einer vor kurzem in Angriff genoi menen und unter meiner Leitung stehenden Dissertation.
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Dilg, P. (1994). Apotheker als Sammler. In: Grote, A. (eds) Macrocosmos in Microcosmo. Berliner Schriften zur Museumskunde, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10698-2_20
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10698-2_20
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Print ISBN: 978-3-663-10699-9
Online ISBN: 978-3-663-10698-2
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