Zusammenfassung
Folgendes Aperçu kursierte in Heideggers Schülerkreis: Ein Atheist sei jemand, der fortwährend an Gott denkt. Die Pointe besteht darin, dass der A-theismus die bloße Kehrseite des Theismus ist, insofern derjenige, der sich die Mühe macht, die religiösen Überzeugungen und Gewissheiten zu destruieren, ihnen eben dadurch verbunden bleibt. Demnach wäre auch der Atheist religiös, jedenfalls dann, wenn denn das Nomen religio, wie Laktanz unterstellt hat, etymologisch auf das Verb religare zurückzuführen ist und folglich grundsätzlich die Bindung des Menschen an Gott benennt. Eben diese Bindung unterscheidet den — in diesem Sinne per se religiösen — Atheismus von religiöser Indifferenz, die der Religion viel gefährlicher ist als jener, weil ihr die Bedeutung der Frage, ob Gott existiert oder nicht, abhanden gekommen ist.1
„Denn religiös müssen wir wieder werden ...“
Ludwig Feuerbach (1985, 1/78)
„… das nicht-fertig-werden mit dem Christentum“
Friedrich Nietzsche (1980, 12/169)
„Excelsior!“
Friedrich Nietzsche (1980, 3/527)
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Schlette, M. (2003). Vollendung der Religion? Überlegungen zum religiösen Atheismus im 19. Jahrhundert. In: Gärtner, C., Pollack, D., Wohlrab-Sahr, M. (eds) Atheismus und religiöse Indifferenz. Veröffentlichungen der Sektion „Religionssoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09301-5_3
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