Zusammenfassung
„In ihrem erklärten Anspruch, Theater als besondere Kunstgattung begrifflich auszudifferenzieren, ist Theaterwissenschaft [...] schon bald durch Entwicklungen in der kulturellen Praxis geradezu überrollt worden. Theatralische Darstellungen erlangen, verbreitet durch immer weitreichendere Medientechnik, durch großangelegte Veranstaltungen in Politik, Sport, Musikkultur eine ungeheure Vielfalt und rhetorische Tiefenwirkung auf ein Massenpublikum.“ (Schramm 1990, S. 235) Die Konstitution und Ausübung von politischer Macht war in allen Epochen auf das engste verbunden mit der Zurschaustellung von Körpern, mit Theatralität und Dramaturgie. Alle Machtstrukturen und kollektiven Vorstellungsmuster suchen sich auf diese Weise ihren sinnlichen Ausdruck. Die Macht, Verbindlichkeit zu schaffen, stabilisiert sich immer auch durch die Macht, die Sinne in Regie zu nehmen. Von der repräsentativen Architektur über die Verherrlichung des Herrschers durch das Gemälde bis zum Abschreckungsritual der öffentlich zur Schau gestellten Hinrichtung läßt sich der Wille erkennen, Anordnungen für das Sehen zu schaffen, die Denken und Handeln beeinflussen. Zum theatralischen Ereignis werden sie dann, wenn es sich um „Darstellungsaktivitäten“ handelt, die „vor allem mit dem tätigen Körper und/oder seinen mediatisierten Bildern operieren“ (Fiebach 1986, S. 9). Das betrifft zunächst einmal die Konventionen der Inszenierung, des öffentlichen Vorzeigens, der demonstrativen Indienstnahme der Zeichen des menschlichen Körpers in kalkuliert gewählten Situationen und Beziehungen.
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Meyer, T., Ontrup, R., Schicha, C., Brosda, C. (2000). Theatralität in der Mediengesellschaft — Aspekte des Theatralitätskonzepts. In: Brosda, C. (eds) Die Inszenierung des Politischen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08088-6_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08088-6_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-13433-8
Online ISBN: 978-3-663-08088-6
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