Zusammenfassung
Die Anwesenheit von Betriebsräten in der privaten Wirtschaft läßt sich nach den Ergebnissen des Forschungsprojektes „Kündigungspraxis und Kündigungsschutz in der Bundesrepublik Deutschland“1) durch zwei ganz unterschiedliche Verhältniszahlen zum Ausdruck bringen: Danach existieren Betriebsräte zwar nur in 16,7% aller betriebsratsfähigen Betriebe, aber immerhin für 60% aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer.2) Hervorgerufen wird diese Diskrepanz durch die stark gegeneinander verschobenen Größenverteilungen von Betrieben und Belegschaften zum einen und durch die Unterversorgung der unteren Größenklassen mit Betriebsräten zum anderen.
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Anmerkungen
J. Falke, A. Höland, B. Rhode, G. Zimmermann, Kündigungspraxis und Kündigungsschutz in der Bundesrepublik Deutschland, Band I ‘und Band II, Forschungsberichte des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Arbeitsrecht 47, Bonn 1981.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1 ), S. 167.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1), S. 10, Tab. Ill und 1/2.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1), S. 47, Tab. I/10.
Bei dieser Zahlenangabe ist folgende Ungenauigkeit zu berücksichtigen: Da in den Größenkategorien in den Fragebogen aus Gründen des Datenschutzes eine gesonderte Antwortvorgabe für Betriebe mit exakt 5 Mitarbeitern nicht aufgenommen werden konnte, beruhen die zugrundeliegenden Daten im Unterschied zum Geltungsbereich des Betriebsverfassungsgesetzes (§ 1 BetrVG) auf den Angaben von Betrieben mit mindestens 6 Mitarbeitern.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1 ), S. 77.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1 ), S. 74.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1 ), S. 118.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1), S.741, Tab. IV/103.
Nach der Aktenanalyse erwiesen sich nur 29,5% der Widersprüche des Betriebsrates als ordnungsgemäß. Die Frage “Sind nach Ihrem Eindruck die Betriebsräte mit der Anfertigung ordnungsgemäßer Widersprüche häufig überfordert?” wurde von 78,4% der befragten Richter und gar von 97,4% der befragten gewerkschaftlichen Rechtssekretäre bejaht. Als Hauptgrund für die Überforderung wurde von den Richtern ungenügende Schulung der Betriebsräte angegeben. Siehe hierzu Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1), S. 747 ff.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1), S. 218 ff.
Zu Einzelheiten vgl. Etzel, in: Becker, Etzel, Friedrich, Gröninger, Hille-brecht, Rost, Weigand, Wolf, Gemeinschaftskommentar zum Kündigungsschutzgesetz und sonstigen kündigungschutzrechtlichen Vorschriften, Neuwied und Darmstadt 1981, § 102 BetrVG Rz 142 f.; vgl. außerdem die Erfahrungsberichte auf den Kündigungsschutztagungen der IG Metall 1977 und 1978 von Teichmüller, IGM-Protokoll, S. 81; Heller, IGM-Protokoll, S. 91; Engel, IGM-Protokoll, S. 188 ff.; Grosse, 1GM-Protokoll, S. 323; Weller, IGM-Protokoll, S. 293.
Zum Meinungsstand hierzu siehe Etzel, in: Becker u.a., a.a.O., (Anm.12), § 102 BetrVG Rz 146; Hueck, Kündigungsschutzgesetz, 10. Auflage, München 1980, § 1 Rz 134 b; Kammann, Hess, Schlochauer, Kommentar zum Betriebsverfassungsgesetz, Neuwied und Darmstadt 1979, § 102 Rz 81–88; Bösche, Die Rechte des Betriebsrats, Rz 150, Fn 115; Weiss, BetrVG, § 102 Anm. 5 c.
Ein Beispiel für eine derartige Belegschaftshaltung findet sich bei Zoll (Hrsg.), Arbeiterbewußtsein in der Wirtschaftskrise, Köln 1981, S. 42.
Vgl. Fürstenberg, Industrielle Arbeitsbeziehungen, Wien 1975, S. 111, zu der von Betriebsleitungen gerne gesehenen Funktion des Betriebsrates als einer Art Sonderabteilung im Bereich der Personaldirektion.
Vgl. Etzel, in: Becker u.a., a.a.O. (Anm. 12) § 102 BetrVG Rz 8; Kammann, Hess, Schlochauer, a.a.O. (Anm. 13) § 102 Rz 27.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1), S. 123 f.
Vgl. die Fallberichte von Hartung und Miller, in: Fabricius, Hartung, Kohte, Miller, Marsh, Hackmann, Die Rechtsstellung des Arbeitnehmers in Betrieben der metallverarbeitenden Industrie in der Bundesrepublik Deutschland und in Großbritannien. Eine vergleichende empirische Untersuchung. Unveröffentlichtes Typoskript, o.J.; Gamillscheg, BAG-Festschrift, S. 117 Fn.1; Blume, Normen und Wirklichkeit einer Betriebsverfassung, S. 137 f.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 1), S. 394, Tab. 1I1/55.
So führt Kotthoff, Betriebsräte und betriebliche Herrschaft. Eine Typologie von Partizipationsmustern im Industriebetrieb, Frankfurt/New York, 1981, S. 150 f. das Beispiel eines Betriebsrates an, der seine Zustimmung zur Kündigung nur dann verweigerte, wenn er “Angst hatte, daß es ein Arbeitgerichtsfall wird.”
Vgl. Kotthoff, a.a.O. (Anm. 20), S. 34 f.; ein ähnlicher Typologisierungsversuch findet sich bei Brötz, Czech, Ott, Weiss, Betriebsräte und Humanisierung der Arbeitsbedingungen in Klein-und Mittelbetrieben, WSI-Mitteilungen 5/1982, S. 296 ff. (298).
Fürstenberg, a.a.O. (Anm. 15), 5.113
Dahrendorf, Sozialstruktur des Betriebes, Wiesbaden 1959, S. 21, 34.
Backhaus, Arbeitsverhältnis und Beschäftigung, Frankfurt/New York 1980, S. 31.
Zu der häufigen Klage von Betriebsräten über das geringe Belegschaftsinteresse vgl. Kotthoff, a.a.O. (Anm. 20), S. 261.
Eine interessante Analyse der funktionalen Wechselbezüglichkeit zwischen Gewerkschaften und betrieblicher Interessenvertretung liefert Streeck, Gewerkschaftsorganisation und industrielle Beziehungen, WZB-discussion paper, Berlin 1979; Streeck, Politische Vierteljahresschrift 1979, S. 241 ff.
Neuloh, Die deutsche Betriebsverfassung und ihre Sozialformen bis zur Mitbestimmung, Tübingen 1956, S. 39.
Kotthoff, Zur Anwendung des Betriebsverfassungsgesetzes in den Betrieben, Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie, Band 7, 1980, S. 328–349 (333).
Kotthoff, a.a.O. (Anm. 20), S. 30.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O., (Anm. 1 ), S. 222.
Backhaus, a.a.O. (Anm. 24), S. 46.
Vgl. Backhaus, a.a.O. (Anm. 24), S. 46.
Vgl. die Erfahrungsberichte bei Bruns, Conert, Griesche, Gewerkschaftliche Bildungsarbeit, S. 147, 186, 199 ff., 222; Kotthoff, a.a.O. (Anm. 20 ), S. 131.
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Höland, A. (1983). Das Verhalten von Betriebsräten in der Kündigungssituation. In: Ellermann-Witt, R., Rottleuther, H., Russig, H. (eds) Kündigungspraxis, Kündigungsschutz und Probleme der Arbeitsgerichtsbarkeit. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 45. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01695-3_4
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