Zusammenfassung
Im Prozeß der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung hat sich die Wissenschaft zunehmend von ihrem Ursprung der Lebenspraxis entfernt. Der Auf- und Ausbau des sozialen Systems Wissenschaft erwies sich als notwendige Voraussetzung für eine systematische und kontrollierte Erkenntnisgewinnung. Die im 19. Jahrhundert vollzogene Institutionalisierung der Wissenschaft führte zu einer Verwissenschaftlichung der gesellschaftlichen Praxis. Hierin lag eine wesentliche Bedingung dafür, daß die Wissenschaft ihr immenses Potential als Produktivkraft entfalten konnte. Die innovative Kraft Wissenschaft basiert auf ihrem Fundus an systematischem Wissen, dem gegenüber der berufsspezifischen und altersgebundenen Erfahrung ein höheres Maß an Legitimität zugemessen wird. Der objektive Bedeutungszuwachs, den Wissenschaft als dem zentralen Problemlösungsmechanismus in unserer Gesellschaft erfahren hat, droht dort dysfunktionale Folgen zu haben, wo er in eine Herrschaft wissenschaftlicher Rationalität mündet, die das Austrocknen anderer Wissensformen forciert und zur Entmündigung der Betroffenen beiträgt. Zwar hat die Verwissenschaftlichung gesellschaftlicher Praxis als Folgeerscheinung eine erhöhte Reflexivität gesellschaftlicher Praxis hervorgerufen (vgl. Weingart 1975, S. 103f.), doch ist eine deutliche Entfremdung zwischen Wissenschaft und gesellschaftlicher Praxis unverkennbar. Anstrengungen und Tendenzen zur Überwindung dieser Entfremdung, die nicht so sehr eine kognitive als vielmehr eine soziale ist, lassen sich sowohl auf seiten der Wissenschaft als auch der gesellschaftlichen Praxis erkennen.
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Schäfer, E. (1988). Modelle und Formen der Inbeziehungsetzung von Wissenschaft und Praxis. In: Wissenschaftliche Weiterbildung als Transformationsprozeß. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01285-6_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01285-6_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-0718-6
Online ISBN: 978-3-663-01285-6
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