Zusammenfassung
In strukturalistischen (bzw. konflikttheoretischen) Ansätzen zur Erklärung von Gruppensolidarität wird behauptet, daß es Gruppen mit homogener sozioökonomischer Interessenstruktur leichter falle, ein hohes Maß an Solidarität zu entwickeln als Gruppen, die durch interne sozio-ökonomische Interessenkonflikte gekennzeichnet seien. Sieht man die Zusammensetzung einer Gruppe nach der sozialen Schichtung ihrer Mitglieder als Indikator für die Homogenität der in ihr vertretenen sozialen und wirtschaftlichen Interessen an, so sollten sich Gruppen mit relativ homogener sozialer Zusammensetzung durch ein höheres Maß an Solidarität auszeichen als Gruppen mit einer heterogenen Sozialstruktur. Dieser Gedanke kann auch auf Parlamentsfraktionen übertragen werden. In der Tat wurde in einer international vergleichenden Untersuchung gezeigt, daß es sozial homogen zusammengesetzten Fraktionen im allgemeinen leichter fällt, ein hohes Maß innerfraktioneller Geschlossenheit zu erzielen als sozial heterogen zusammengesetzten Fraktionen.’ Im folgenden soll untersucht werden, ob dies auch für den Deutschen Bundestag zutrifft, inwieweit also die soziale Homogenität der Fraktionen tatsächlich zur Erklärung ihrer Geschlossenheit beiträgt.
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Literatur
Vgl. z.B. Ergun Ozbudun: Party Cohesion in Western Democracies: A Causal Analysis. Beverly Hills, California: SAGE Publications 1970 (= SAGE Professional Papers in Comparative Politics), S. 324–353.
Peter Schindler: Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1949 bis 1982. 2. Auflage, Bonn: Presse-und Infonnationszentrum des Deutschen Bundestages 1983, S. 197.
Jürgen Domes: Bundesregierung und Mehrheitsfraktion: Aspekte des Verhältnisses der Fraktion der CDU/CSU im zweiten und Dritten Deutschen Bundestag zum Kabinett Adenauer. Köln und Opladen: Westdeutscher Verlag 1964, S. 21.
Schindler (1983), a.a.O., S. 197.
Vgl. für den elften Bundestag (1987–1990) Emil-Peter Müller: Daten zur Struktur des XI. Deutschen Bundestages. Köln: Deutscher Instituts-Verlag 1988 (= Institut der deutschen Wirtschaft: Beiträge zur Gesellschafts-und Bildungspolitik, Band 132). Die Daten seit dem sechsten Bundestag sind zusammengestellt bei Schindler (1983), a.a.O., S. 198–203 und ders.: Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1980 bis 1987. Baden-Baden: Nomos 1988, S. 194–202. Dort befinden sich auch weitere Literaturverweise.
Helmut Schelsky: Soziologische Bemerkungen zur Rolle der Schule in unserer Gesellschaftsverfassung: Eine Denkschrift (1956). In: Ders.: Auf der Suche nach Wirklichkeit: Gesammelte Aufsätze zur Soziologie der Bundesrepublik. München: Goldmann 1979, S. 148–181 (hier S. 155).
Karl Martin Bolte und Stefan Hradil: Soziale Ungleichheit in der Bundesrepublik Deutschland. 6. Auflage, Olpaden: Leske und Budrich 1988, S. 145–170; Thomas A. Herz: Klassen, Schichten, Mobilität. Stuttgart: Teubner 1983 (= Teubner Studienskripten zur Soziologie, Band 46), S. 124–141.
Dietrich Herzog: Brauchen wir eine Politische Klasse? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 50 (1991), S. 3–13 (hier S. 10).
Vgl. Wulf Schönbohm: Die CDU wird moderne Volkspartei: Selbstverständnis, Mitglieder, Organisation und Apparat 1950–1980. Stuttgart: Klett-Cotta 1985 (= Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte, Band 7), S. 205–207, Zitat S. 206.
Vgl. u.a. Wolfram Höfling: Funktionsprobleme des Vereinigungssystems der CDU. In: Heino Kaack/ Reinhold Roth (Hrsg.): Handbuch des deutschen Parteiensystems, Band 1, Opladen: Leske und Budrich 1980 (= utb 1018), S. 153–173.
Domes, a.a.O., S. 25.
Gerhard Loewenberg: Parliament in the German Political System. Ithaca, N.Y.: Cornell University Press 1967.
Der Koeffizient wurde mittels eines üblichen Verfahrens zur Bestimmung der sozialen Konzentration in Organisationen berechnet. Dabei werden die Prozentanteile der einzelnen Kategorien (hier: Schulabschlüsse) quadriert und anschließend addiert. Vgl. Kenneth Janda: Political Parties: A Cross-National Survey. New York/London: Free Press/Macmillan 1980, S. 42 f.
Peter Lösche: Organsiationspolitischer Traditionalismus? Die SPD: Vom Kampfverband zur Interessenkoalition. In: Hiltrud Naßmacher et al.: Parteien in der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer 1990 (= Kohlhammer Taschenbücher, Band 1090), S. 44–62, bes. S. 46. Peter Lösche, Peter und Franz Walter: Die SPD: Klassenpartei — Volkspartei — Quotenpartei. Zur Entwicklung der Sozialdemokratie von Weimar bis zur Deutschen Vereinigung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1992, S. 132–140.
Lösche und Walter (1992), a.a.O., S. 143.
Ebd., S. 143.
Ebd., S. 148–152.
Ebd., S. 148–157 (wörtliches Zitat S. 157).
Über die Ergebnisse der Mitgliederstudie berichtet u.a. Heino Kaack: Die F.D.P.: Grundriß und Materialien zu Geschichte, Struktur und Programmatik. Zweite, neubearbeitete Auflage, Meisenheim am Glan: Anton Hain, 1978 (= Studien zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland, Band 18), S. 65–67 (hier S. 65 f.).
Vgl. Jürgen Dittbemer: FDP - Partei der zweiten Wahl: Ein Beitrag zur Geschichte der Liberalen Partei und ihrer Funktionen im Parteiensystem der Bundesrepublik. Opladen: Westdeutscher Verlag 1987, S. 95.
Max Weber: Politik als Beruf. 7. Auflage, Berlin: Duncker und Humblot 1977 (1. Auflage 1919), S. 15 f.; siehe auch Dietrich Herzog: Der moderne Berufspolitiker. Karrierebedingungen und Funktion in westlichen Demokratien. In: Der Bürger im Staat, Jg. 40, Heft 1 (1990), S. 9–16 (hier bes. S. 11–14).
Siehe Herzog, Der moderne Berufspolitiker (1990), a.a.O., S. 9 f.
Lösche und Walter, a.a.O., S. 186 et passim.
Vgl. u.a. Wulf Schönbohm: Die CDU wird moderne Volkspartei: Selbstverständnis, Mitglieder, Organisation und Apparat 1950–1980. Stuttgart: Klett-Cotta 1985 (= Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte, Band 7).
Herzog, Der moderne Berufspolitiker (1990), a.a.O., S. 11.
Ebd., S. 11.
Ebd., S. 11.
Ebd., S. 12.
Dietrich Herzog: Brauchen wir eine politische Klasse? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 50 (1991), S. 3–13 (hier S. 10).
Herzog: Der moderne Berufspolitiker (1990), a.a.O., S. 11.
Bernhard Badura und Jürgen Reese: Jungparlamentarier in Bonn - ihre Sozialisation im Deutschen Bundestag. Stuttgart-Bad Cannstadt: Frommann-Holzboog 1976 (= problemata, Band 55), S. 174.
Hans Apel: Der deutsche Parlamentarismus: Unreflektierte Bejahung der Demokratie? Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1968, S. 86; weitere Nachweise bei Wolfgang Ismayr: Der Deutsche Bundestag: Funktionen — Willensbildung — Reformansätze. Opladen: Leske und Budrich 1992, S. 139–141.
Die im elften Bundestag zugewählten Abgeordneten der früheren DDR-Volkskammer sind demnach nicht enthalten.
Frank H. Dishaw: Roll Call Vote Deviancy of the CDU/CSU Fraktion in the West German Bundestag. In: Rudolf Wildenmann (Hrsg.): Sozialwissenschaftliches Jahrbuch für Politik, Jg. 2 (1971), S. 539–561.; Gerhard Loewenberg: Parlamentarismus im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Tübingen: Rainer Wunderlich 1971, bes. S. 419–426. Siehe auch ders.: Parliamentarism in Western Germany: The Functioning of the Bundestag. In: American Political Science Review, Jg. 55 (1961), S. 87–102 (hier vor allem S. 93–97).; George L. Rueckett: Parliamentary Party Cohesion in the West Genpan Bundestag. Ann Arbor, Michigan: University Microfilms 1962.
Lösche und Walter, a.a.O., S. 149, S. 157 et passim.
Der Rice-Index wurde im sechsten Kapitel (6.3.) erläutert.
Helmut Kromrey und Rainer 011mann: „Panel“. In: Pipers Wörterbuch zur Politik, Band 1: Politikwissenschft: Theorien — Methoden — Begriffe. Hrsg. von Dieter Nohlen und Rainer-Olaf Schulze. 2. Auflage, München und Zürich: Piper 1987, S. 646.
Gregory B. Markus: Analyzing Panel Data. Beverly Hills und London: Sage Publications 1979 (= Sage University Paper series on Quantitative Applications in the Social Sciences, Nr. 07–018), S. 7.
Die Panelanalyse hat außerdem den großen Vorteil, daß das Problem der Multikollinearität meist erheblich reduziert wird, so daß es häufig einfacher ist, multivariate Modelle zu schätzen. Vgl. allgemein Cheng Hsiao: Analysis of panel data. Cambridge (u.a.): Cambridge University Press 1986 (hier S. 218).
Der Lagrange-Multiplikator-Test nach Breusch und Pagan (siehe Tabelle 9.11, Fortsetzung) zeigt, daß Modell (5) eine statistisch signifikant bessere Erklärungsgüte aufweist als Modell (3), das Modell ohne Gruppen-und Periodeneffekte. Der Testwert ist mit 141.47 hoch und signifikant. Der Hausman-Chi2-Test des Modells mit festen Effekten gegen ein Modell mit Zufallseffekten fällt ebenfalls positiv aus. Die Residuen zeigen ein gewisses Maß an Autokorrelation. Mit einem geschätzten Koeffizienten von 0.26 scheint eine Schätzung der Modell-Parameter mit OLS gerade noch gerechtfertigt, wenn man davon ausgeht, daß der Durbin-Watson-Koeffizient für Autokorrelation etwa gleich 2 — 2*r ist (vgl. Thomas H. Wonnacott und Ronald J. Wonnacott: Introductory Statistics for Business and Economics. 4. Auflage, New York: Wiley 1990, S. 763) und man der Faustregel folgt, daß ein Koeffizient zwischen 1.5 und 2.5 akzeptabel ist (Brosius, a.a.O., S. 329). Eine Schätzung der Parameter für Modell 5 mit GLS-Regression erbrachte teilweise abweichende Ergebnisse: soziale Konzentration bleibt mit einem Regressionskoeffizienten von 11.77 und einem t-Wert von 2.78 statistisch signifikant. Der Professionalisienmgsgrad der Fraktionen und der Anteil der Parlamentsneulinge haben keinen signifikanten Effekt mehr. R2 verringert sich auf -0.05.
In der Panelanalyse wird für jeden Einzeleffekt eine eigene Konstante geschätzt. Die geschätzten festen Effekte in Tabelle 9.11 sind Abweichungen von der Konstanten des Gesamtmodells.
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Saalfeld, T. (1995). Soziale Homogenität. In: Parteisoldaten und Rebellen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01124-8_9
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