Antibakterielle Chemotherapie unter dem Aspekt der Antibiotikaresistenz

Zusammenfassung

Die Antibiotikaresistenz von bakteriellen Infektionserregern ist ein weltweites Problem und betrifft sowohl Industriestaaten als auch die Länder der Dritten Welt. Aus der Durchsicht der in den vergangenen Jahren veröffentlichten Resistenzstatistiken geht hervor, daß mit einer antibiotikabedingten Resistenzzunahme bei bakteriellen Erregern auch weiterhin zu rechnen ist. Die Festlegung auf exakte Zahlenwerte (Prozentsätze) existierender Einfach- und/oder Mehrfachresistenzen gegenüber den für die Humanmedizin in Deutschland zugelassenen Antibiotika erscheint derzeit mit Unsicherheiten behaftet, da vor allem auch bezüglich der Epidemiologie der Resistenzentwicklung und — ausbreitung sowie der geographischen Verteilung der Resistenzen (Resistenzmuster) dringender Forschungsbedarf besteht.

Jeder Einsatz von Antibiotika hat die Konsequenz, daß das Risiko einer Resistenzselektion erhöht wird. Präventive Maßnahmen wie z.B. wirkungsvolle Konzepte der Verhinderung der Ausbreitung pathogener Bakterien und damit resistenter Erreger könnten zu einer Reduktion der Antibiotikaanwendung führen.

Die Implementierung von Richtlinien zur Bewertung bedeutender Antibiotikaindikationen sowie valide Chemotherapiestrategien könnten einen Beitrag zur Optimierung des Antibiotikaeinsatzes leisten. Grundsätzlich kann aber nur der restriktive und verantwortungsvolle Einsatz der vorhandenen antimikrobiell wirksamen Substanzen einem „Resistenzkollaps“ wirkungsvoll entgegenwirken. Jede überflüssige und ungezielte oder nicht zu Ende geführte Antibiotikatherapie begünstigt eine Resistenzselektion und kann den Gen-Pool mit Antibiotikaresistenzen bei Infektionserregern vergrößern.

Summary

The resistance of bacterial organisms to antimicrobial agents is a worldwide problem. The published results of recent epidemiological investigations into resistance show that a significant increase in microbial resistance to antibiotics is to be expected. There is an urgent need for epidemiological investigations into the development and spread of resistance as well as for examination of the geographical distribution of resistance („resistance pattern“) in order to obtain exact figures (percentages) of prevalent single or multiple resistance mechanisms in Germany. In principal any use of antibiotics may result in an increased risk for selection of resistance. Preventive measures such as effective concepts for the containment of pathogenic bacterial organisms to prevent the spread of resistant strains will in all likelihood lead to a reduction of the use of antimicrobial drugs. Consequently this will reduce selective pressure exerted on microorganisms by antibiotics.

Guidelines, e.g. defining indications and valid therapy strategies in the field of chemotherapy with antimicrobial agents, could be a contribution to optimized use of antibiotic drugs. But only a restrictive and responsible use of antimicrobial agents can avoid a potential ‘resistance collaps’. Every unnecessary, unspecific or prematurely cancelled therapy promotes selection of resistance and can enhance the pool of resistant genes to antimicrobial agents in pathogenic microorganisms.