Zusammenfassung
Theater und óffentliches Konzertwesen haben gegenwártig die Hausmusik mehr als billig zurúckgedrángt, und doch gibt es eine große Musikliteratur, die fúr private Auffúhrungen berechnet ist: die Kammermusik. Sie umfaßte ursprúnglich alle nichtkirchlichen Vokal- und Instrumentalkompositionen, mit denen Fúrsien und reiche Privaleute in ihren „Kammern“ Hofgemárchern) und Salons sich unterhalten ließen, wáhrend wir heute darunter ein einfach beseútes Ensemble von Instrumenten oder Singstimmen verstehen. „Die Eigentúmlichkeit des Kammerstils beruht darauf, daß er, fúr Liebhaber und fúr Kenner gleichermaßen bestimmt und auf einen kleinen Raum berechnet, feiner ausgebildet, schwieriger, auch kúnstlicher sich dorstellt, weil im kleineren Raume monches sich genauer hóren und unterscheiden láßt, was im gróßeren Raume verschwindet, und weil die Komponisten bei ihren Zuhórern mehr Fertigkeit und Übung im Hóren vorausseßen durften. Ein Kammermusikstúck soll daher ein Kunstprodukt im hóchsten Sinne des Wortes sein; der Saú muß mehr zergliedert, die Melodie feiner nuanciert, die Ausarbeitung sorgfáltiger erscheinen, als in den Werken der andern Gattungen.“ An diesem Moßstab gemessen, bestehen von den Modernen nur wenige. Der Dissonanzenreichtum ist so stark geworvden, daß er gelegentlich folgenden schlechten Wiú der Berliner zeitigen konnte: Im Streichquartett eines Modernen sei in der Bratschenstimme ein Violinschlussel vergessen worden, und der Bratschist habe irrtuúmlich drei Zeilen lang im Altschlússel weiter gespielt, ohne daß der Komponist selbst den Jrrtum bemerkt hátte
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Merian, H. (1913). Kammermusik. In: Illustrierte Geschichte der Musik von der Renaissance bis auf die Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-33957-2_26
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